verträgt die ST1100 das neue E10?

  • Guten Morgen zusammen,


    für mich stellt sich die Frage, ob die ST das neue E10 verträgt. Hat da einer von Euch schonmal Infos bekommen oder eingeholt? Bei den PKW gibts ja doch einige, die das nicht tanken dürfen.


    Gruss
    Jürgen

  • Hmm, OK. Eigentlich hatte ich in die Suche schon "E10" eingegeben und keinen Treffer erhalten :roll:


    Danke trotzdem GOO


    Gruss
    Jürgen

  • Habe Honda direkt angemailt und diese Antwort bekommen.


    Sehr geehrter Herr G......,


    vielen Dank für Ihre Anfrage.


    Sie können bedenkenlos das neue E10-Benzin in Ihrem Fahrzeug betreiben.


    In der Hoffnung, Ihnen mit obigen Informationen ausreichend weitergeholfen zu haben, verbleiben wir


    mit freundlichen Grüßen


    Andreas Haupt


    Honda Deutschland GmbH
    Kundenbetreuung MC
    Sprendlinger Landstraße 166, 63069 Offenbach


    Somit kann die neue Saison beginnen.


    Gruß Thomas

    "Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr abfließen."

  • Hallo zusammen
    Hat von euch schon einer den E 10 getankt, und kann da etwas in bezug auf Kaltstartverhalten, Leistung, oder angeblichen mehrverbrauch zu berichten? Ich selber habe den Sprit aus der Standzeit verbrannt (400 km ), konnte den E 10 nicht tanken, weil er hier bei uns noch nicht so verbreitet ist. Man kennt ja sonst nur das der E 10 gemieden wird.:mrgreen:

    Pangruß aus Bremen
    Joachim ;-)


    GOO Mark di " je doller du fohrs, je eher bis in Mors " :shock:
    ------------------------------------------------
    Kreidler 50 ccm / XV 750 SE / XVZ 1200 TD / ST 1100

  • E10 Kraftstoff - Versuch einer objektiven technischen Darstellung -


    Haftungsausschluss: Um es gleich vorweg zu nehmen. ich weiß es nicht besser als die Motorenhersteller. Deswegen ist im Zweifelsfall immer der Motorenhersteller zu befragen, ob für das jeweilige Modell eine Freigabe zu den E10 Kraftstoffen besteht.


    Was ist E10 Kraftstoff: E10 Kraftstoff enthält zu den Kohlenwasserstoffverbindungen des Erdöls 10 Volumenprozent Bio Ethanol. Ethanol ist vielen auch als Spiritus bekannt. Ethanol gehört zu den Alkoholen. E10 Kraftstoff wird seit Februar 2011 flächendeckend in Deutschland angeboten.


    Was ist E5 Kraftstoff: E5 Kraftstoff enthält 5 Volumenprozent Ethanol und ist der seit einigen Jahren angebotene Kraftstoff. Speziell in D muss dieser Kraftstoff zeitlich unbegrenzt auch weiterhin angeboten werden. Im Rest Europas nur bis zum Jahr 2013. Zumindest im Auslandsurlaub kann es daher ab 2013 unausweichlich sein E10 Kraftstoff tanken zu müssen, da keine Alternativen angeboten werden.


    Chemische Unterschiede zwischen Ethanol und Kohlenwasserstoffen: Der Heizwert von Ethanol liegt um etwa 2 - 3 % unter dem Heizwert von Kohlenwasserstoffen (Vergleich E5 zu E10). Um die gleiche Motorleistung zu erzeugen müssen daher etwa auch 3% größere Kraftstoffmengen eingesetzt werden (Verbrauchssteigerung bei gleicher Leistung). Moderne Einspritzsysteme tun dies automatisch und ohne fahrerischen Eingriff. Bei Vergasermotoren kann im Einzelfall eine Anpassung der Vergasereinstellung notwendig werden. Die thermodynamsichen Unterschiede bei der Verbrennung selbst können als unkritisch eingestuft werden - ein Mehrverbrauch ist aber unausweichlich.


    Risiken von Ethanol auf verschiedene Materialien: Ethanol wirkt auf verschiedene Materialien ein: Aluminiumlegierungen im Motor - speziell Ansaugbereich; Zinkdruckguß der Vergasergehäuse; Gummi und andere Elastomere in Vergaser, Kraftstoffschläuchen, Ansaugkrümmern usw. sowie Lack (z.B. Beschichtungen im Tank)

    Risiko Aluminium:
    Ethanol verursacht grundsätzlich eine Wasserstoffkorrosion an Aluminium. Metallisch blankes Aluminium dürfte am Motorrad allerdings kaum vorkommen, da sich Aluminium durch die Bildung einer Aluminiumoxidschicht weitgehend selbst vor Korrosion schützt (bekannter unter der künstlichen Ausprägung Eloxiertes Aluminium) Die Oxidschicht ist weitgehend korrosionsbeständig. Daher ist eine Gefahr von Beschädigungen an Aluteilen weitgehend nicht zu erwarten. Ausnahmen bestehen da wo extrem hohe Drücke oder Strömungsgeschwindigkeiten auftreten (z.B. Einspritzanlagen von Benzindirekteinspritzern PKW)


    Risiko Zinkdruckgußteile: Diese Teile verhalten sich ähnlich wie Aluminiumteile - eine Beschädigung dürfte ebenfalls weitgehend auszuschließen sein.

    Gummi und Elastomere:
    Häufig werden Gummi oder Elastomere so ausgewählt, dass sie Kohlenwasserstoffverbindungen ODER Alkoholverbindungen gegenüber neutral sind. Deswegen eignen sich Bremsschläuche (alkoholbeständig) nicht in Verbindung mit Motorölen. (natürlich auch umgekehrt). Werden Elastomere die kraftstoffbeständig sind längere Zeit Alkoholen ausgesetzt ist mit einer Versprödung und Verhärtung zu rechnen. Es kann daher erforderlich sein Schläuche in etwas kürzeren Intervallen als 10 - 20 Jahre auszutauschen.


    Lacke: Lacke sind häufig empfindlich gegenüber Alkohol. Hier ist teilweise ebenfalls mit einer Anlösung zu rechnen. Werden lackierte Aluminiumteile langfristig Alkoholen ausgesetzt, kann sich die Lackschicht lösen und ungeschütztes Aluminium freigesetzt werden, eine schützende Aluminiumoxidschicht fehlt - Korrosion der Bauteile ist wahrscheinlich.


    Verwendung von Bio-Kraftstoffen in Fahrzeugen bei denen keine Freigabe seitens des Herstellers besteht: In den USA werden seit den 70er Jahren Ethanole den Kraftstoffen beigefügt. Bei Fahrzeugen die auch in den USA verkauft wurden, würde ich das Risiko eines Schadens als relativ gering einschätzen. Vergaser- und Motorwerkstoffe unterscheiden sich mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht zwischen einer US und einer Europa-Ausführung. Soll der Kraftstoff in Motoren verwendet werden, die in den USA nicht zum Einsatz kamen würde ich den Kraftstoff E10 nicht verwenden, wenn der Hersteller keine Freigabe erteilt hat.


    Wirtschaftlichkeit: Bei einem Mehrverbrauch von 3 - 5% (eigene Zahlen aus der Verwendung im PKW) in Verbindung mit E10 Kraftstoffen und Mehrkosten von ca. 3 - 5% von E5 SuperPlus gegenüber E10 Super besteht finanziell kein Unterschied zwischen den Kraftstoffen (mehr vom billigeren bzw. weniger vom teuren Kraftstoff)

    Umweltverträglichkeit: Hierzu gibt es von mir keine Aussage.... da gibt es viele Meinungen und alle sind richtig oder falsch....

    Zusammenfassung:
    E10 wird keine Probleme machen, wenn eine Freigabe des Herstellers besteht. Freigaben werden nicht immer nur nach technischen Maßstäben erteilt, teilweise wird auch einfach nur bis zu einem bestimmten Baujahr eine Freigabe erteilt, weil andere Baujahre nicht untersucht wurden. Die Verwendung in älteren Motoren die auch in den USA verwendet wurden, würde ich ebenfalls als unkritisch ansehen. Bei allen anderen Motoren wäre ich zurückhaltend zumal es finanziell keinen nennenswerten Unterschied macht, den teureren Kraftstoff (solange verfügbar) zu verwenden.


    Meine Meinung hier ersetzt nicht die eigene Information beim Hersteller, sie ersetzt auch keine Freigabe sondern ist lediglich eine Einschätzung meinerseits. Für etwaige Schäden ist bitteschön jeder alleine verantwortlich.


    Freigaben:


    http://www.dat.de/e10liste/e10vertraeglichkeit.pdf
    http://www.honda.de/content/se…eit_Honda_Krad_012011.pdf

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von ManfredK ()

  • Joachim
    Bin mit E10 inzwischen ca. 2-3tkm gefahren, Maschine springt schlechter an. Muss nicht E10 sein, kann aber. Mehrverbrauch ist nicht wirklich feststellbar und die Höchstgeschwindigkeit erreicht die Maschine immer noch, eine Leistungsreduktion ist für mich also auch nicht feststellbar.
    Ich wollte das gleiche wissen wie Du und habe einfach mal ausprobiert und gemessen.


    Grüße, Robert

    Sonntags Magna, Werktags Pan, Hauptsache V4 :lol::lol::lol:

  • Ich fahre seit Anfang Februar ausschließlich mit E10. Keine Ahnung warum nicht schon früher. Ich sehe das auch so. Die Motoren selber vertragen das sicher. Wenn wir mal rückwärts durch die Gemischaufbereitung gehen, dann sollte gelten:

    Motor mit Einlassventilen: kein Problem. Keine kritischen Materialien.

    Ansaugstutzen Alu und Elastomerteil: grundsätzlich anfällig für Alkohol. Aber der Unterschied zwischen E10 und E5 ist gering. Die Materialien werden nicht in Alkohol getaucht. Beim Elastomer ist eine Quellung möglich. Die findet aber auch mit Benzin in Grenzen statt. Die Aluoberflächen sollten bei heute existierenden St1100 schon lange vollständig passiviert sein. Da passiert dann auch nichts mehr.

    Vergaser: in der Schwimmerkammer könnte Korrosion entstehen. Dort ist der Kraftstoff flüssig. O-Ringe könnten stärker quellen. Ein Auflösen eingebauter benzinfester O-Ringe würde ich hier ausschließen. Korrosion an den Düsen wäre möglich, das verwendete Material kenne ich nicht. Die werden über Laufleistung aber nicht besser. Bei 100tkm Laufleistung kann aufgrund von Verschleiß durchaus mal ein neuer Satz Düsen angeraten sein.

    Zuleitungen: alte Leitungen: Quellung zu erwarten. Aber. 30 Jahre Leitungen sollten generell mal überprüft werden. Die werden auch bei E0 mit der Zeit nicht besser. Neue Leitungen aus dem Zubehör: kein Problem. Im Zweifel noch mal nach Ethanolbeständigkeit fragen.

    Benzinhahn: Membrane könnte quellen, reißen, undicht werden. Auch hier eher altersbedingt. Das kommt auch ohne E10 vor.

    Benzinfilter: ein aktueller Filter sollte E10 tauglich sein.

    Tankflansch: Stahl, gelb chromatiert. Kein Problem.

    Tank: ebenfalls Stahl, sollte auch bei E10 nicht stärker korrodieren. Kritisch ist hier ein langzeit-Stillstand mit Temperaturwechseln, weil über die Temperatur die Wasseraufnahmefähigkeit des Kraftstoffes beeinflusst wird. Warm, viel Wasser (gelöst, unproblematisch), kalt: wenig Wasser. Temperaturwechsel von warm nach kalt bei vollständiger Sättigung führt dann zum Ausfall von Wasser. Das Problem hat Ethanolfreier Kraftstoff grundsätzlich aber auch, nur mit weniger Wasser. Bei konstanter Temperatur und verschlossenem Tank ist E10 sogar besser, weil mehr Wasser in Lösung gehen kann bevor eine Sättigung eintritt.

    Benzinpumpe: 0-Problem. DC Pumpen funktionieren trotz der höheren Leitfähigkeit bis E20 problemlos. Die Materialien Stahl und POM sind unkritisch. Lötstellen ebenfalls. Kupferlackdraht ebenfalls. Ab E85 wird es mit Leckströmen zwischen den offenen Kontakten heikel. Die müssen dann abgeschirmt werden. Aber über E85 sprechen wir hier ja nicht.

    Füllstandsgeber: Dickschichtnetzwerk, Kontakt, Lötung sind unkritisch. Der Schwimmer ist ja nach Material anfällig dafür porös zu werden. Welches Material in der ST1100 verbaut ist weiß ich nicht.


    Zu meiner Pan: keine Probleme beim Anspringen. Kein messbarer Mehrverbrauch. Keine fühlbaren Leistungsunterschiede. Ich werde von Zeit zu Zeit berichten, ob sich daran was ändert und warum. Bis dahin fahre ich weiter E10.


    Viele Grüße

    Sascha