Brauchen wir den TÜV noch?

  • Wie war das den früher? Da hat man das Fahrzeug geputzt, Lichter+Hupe+Reifen überprüft und ist mit einem komischen Gefühl zum TÜV. Irgendwas hat der immer gefunden. Wenn der Prüfer nichts findet, hat er nicht richtig geguckt.


    Dann kam die Öffnung der Prüfungen auch für andere Unternehmen. Das bedeutete, wenn man mit dem TÜV Probleme hatte, ging man zum Konkurrenzunternehmen.


    Und heute? Was ich da als Laie sehe, ist schon erschreckend. Da werden Mopeds mit frischem TÜV angeboten, wo das Lenkkopflager einrastet. Oder eine Pan bekommt TÜV mit deutlich blinkender ABS Leuchte. Bei genauerer Betrachtung war auch der hintere Bremsbelag Eisen auf Eisen. Gestern ging Frauchens Sevenfifty über den TÜV, obwohl der VR abgefahren war und der Auspuff vor Rost laut rasselt (vor der Prüfung musste der Motor erst einmal 10 min warm laufen – dann wurde das rasseln leiser.)*


    Bei dieser Qualität der Prüfungen macht ein Besuch der Prüfanstalt ja doch wenig Sinn – nur für den Stempel ist das noch wichtig. Einerseits ist das ja für den Kunden erfreulich, andererseits – auf was will man sich als Laie verlassen? Der Kamerad, der die blinkende ABS Leuchte übersehen hat, würde sicherlich auch eine durchgerostete Schwinge übersehen.


    Ok, so streng wie früher wünsche ich mir die Prüfung nicht. Aber so lax, die das heute gehandhabt wird, macht es doch kaum noch Sinn. Wenn ich schon höre:“ Am Mittwoch kommt der Hans-Jörg “ **. Man kennt sich. Man weiß, wer kommt und wie der prüft.


    Ist das ein regionales Problem oder gibt es das Deutschlandweit? Ist es der Konkurrenzdruck? Gibt es TÜV-Tester, die mit einem präpariertem Fz vorfahren? Vielleicht macht es Sinn, die Prüfer rotieren zu lassen? Wie sind Eure Erfahrungen?



    * = Ein neuer Socken ist schon drauf und ein Auspuff aus dem Zubehör ist bestellt, kommt irgendwann aus Italien
    ** = Name geändert

    Hallo Honda: Nach dieser Dakar erwarte ich eine CRF 450 Rally Replika.....
    Es grüßt der Waldschrat

  • Das gibt es noch in viel schlimmeren Ausprägungen.
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass meine Prüfungen (Dekra), so ich dabei war, gründlich ausgesehen haben. Der Prüfer, den ich persönlich kenne, den halte ich für so integer, der hat mir schon deutlich gesagt, wonach er schaut und was es zu machen gilt. Da erschien mir nix mit wegschauen, der hat schlicht seine Arbeit gemacht.
    Nicht nur beim Motorrad.


    Und dann muß man natürlich auch noch wissen, was Gegenstand der HU ist.

  • Hallo Waldschrat,


    Ist das ein regionales Problem oder gibt es das Deutschlandweit? Ist es der Konkurrenzdruck? Gibt es TÜV-Tester, die mit einem präpariertem Fz vorfahren? Vielleicht macht es Sinn, die Prüfer rotieren zu lassen? Wie sind Eure Erfahrungen?


    Immer denken so wie die dein Auto prüfen werden AKWs, Staudämme und ähnliches geprüft und oder zertifiziert - staatlich legimitierte Abzocke im GANZ großen Stil für den Mülleimer.


    Bei KFZs könnte das genauso gut ein qualifizierter Meister machen - bei persönlichen Konsequenzen wenn was passieren sollte - also wird der sich wohl eher Mühe geben und kein Auge zudrücken. Beim Tüv? Pffff. Wahrscheinlich erst mal jahrelang rumgerichteln, und dann gibts irgendwas mit "Einigung" (Jeder zahlt seine Sachen selber) und der Prüfer prüft munter weiter.


    Und das betrifft den Tüv, Dekra, GTÜ und wie sie alle noch heißen.


    Es gibt keine Organisation die Prüfer prüft, sozusagen Tüv fürn Tüv.


  • Immer denken so wie die dein Auto prüfen werden AKWs, Staudämme und ähnliches geprüft und oder zertifiziert - staatlich legimitierte Abzocke im GANZ großen Stil für den Mülleimer.


    Da sag ich mal ein ganz klar ja und nein. In meinem früheren Leben war ich technischer Leiter in einem der ganz großen Gebäude in FFM. Bei der Übernahme konnte ich TÜV Abnahmen finden zu Anlagen, die nicht eingebaut waren.
    Wir hatten dann umgestellt und für alle Prüfungen den TÜV - Süd genommen. Da wurde dann anständig geprüft (Brandmeldeanl., Entrauchung, Feuerschutzklappen, Lüftung, Aufzüge, Fluchtwege, Brandschutzmatrix etc.) Die Mängelbeseitigung mussten wir auch nicht bezahlen, sondern der Eigentümer / Errichter der Anlage.

    Hallo Honda: Nach dieser Dakar erwarte ich eine CRF 450 Rally Replika.....
    Es grüßt der Waldschrat

  • Jeder Prüfer einer Prüforganisation wird mehrfach durch Testfahrzeuge überprüft, Folgen sind Ermahnung, Abmahnung bis hin zur Kündigung des Arbeitsplatzes. Alles was außerhalb des Rahmens seiner technischen Kompetenz liegt und außerhalb der Vorschriften kann für einen Prüfer den Verlust des Arbeitsplatzes bedeuten.


    Bei meiner Prüfstation fällst du wegen einer defekten Kennzeichenbeleuchtung (=schwerwiegender Mangel nach Vorschrift) gnadenlos durch. Kommst du mit instandgesetzter Beleuchtung am gleichen Tag wieder bekommst du ohne Mehrpreis die Plakette, kommst du am nächsten Tag ist es eine kostenpflichtige Nachprüfung.


    LKL werden auf einer speziellen Drehplatte geprüft, dabei lassen sich technisch aber nur gröbere Mängel feststellen, ein leicht verschlissenes LKL ist dabei nicht diagnostizierbar. Man sollte daher bitte unterscheiden ob der Fehler bei einer HU feststellbar ist oder nicht. Rost im Schalldämpfer ist kein Durchfallgrund, es sei denn die Lautstärke ist bereits abweichend. (Standgeräusch lt. Schein plus Messtoleranz)


    Gleichzeitig habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass Prüfer generell bei Änderungen etwas offener sind und bei gut gemachten technischen Änderungen auch Einzelabnahmen gehen die früher nicht gingen.... z.B. Eintragung von namhaften Federelementen die kein Gutachten/ABE haben.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • Wenn die Prüforganisationen so arbeiten, wie es vom Gesetzgeber vorgesehen ist, ist die HU eine wichtige sinnvolle Sache, über Gebühren wollen wir mal nicht sprechen. Ich denke, dass die meisten Einrichtungen schon im eigenen Interesse ihre Arbeit korrekt durchführen. Schwarze Schafe gibt es leider immer wieder, diese schaffen es auf Seite 1 der Presse, alle anderen, die ihre Sache ordnungsgemäss machen, werden nicht wahrgenommen.


    Letzte Woche wurde einem jungen Mädchen von einem windigen KFZ-Hänlder ein alter Corsa mit frischem TÜV-Stempel für 600 Euro verkauft; beim Check auf der Hebebühne meines Schraubers stellte sich heraus, das KFZ war verkehrsunsicher (Rost tragende Teile u.v.m; HU durch Dekra). Dieser Prüfer dürfte wohl ein Gefälligkeitsstempel erteilt haben. Alle Prüfer der Dekra und des TÜV-Nord, die ich kenne, arbeiten nicht so und snd für Gefälligkeiten gegen Backschisch oder andere Irregularien nicht empfänglich. Gut so !!

  • Solchen Gefälligkeitsgutachtern gehört eigentlich das "Handwerk" gelegt.
    Bzw. öffentlich an den Pranger gestellt. Denn hier werden, Schrottautos, Pfusch und nicht intakte Fz,manipulierte Fz, mit dem Mech. wieder auf die Strasse gebracht.
    Und dann den Käufern das Geld aus der Tasche gezogen.


    wissendlicher BETRUG, von mehreren Personen:mrgreen::mrgreen::mrgreen:

  • Mal was zum diskutieren. Wir in Frankreich haben keinen TÜV für Motorräder. Soll schon eingeführt werden solange ich hier wohne, also 16 Jahre. Die Notwendigkeit wird von Seiten der Motorradfahrerverbände nicht gesehen, da technische Mängel keine statistische Ursache spielen bei Unfällen.


    Aus etlichen TÜV Prüfungen weiß ich das man sich auf das Vorhandensein und technischem unbedenklichen Zustand keineswegs verlassen kann.

  • Ich kenne natürlich keine Zahlen aus F... aber in DE haben wir hier eine übersicht:


    Deswegen ein Zitat der Webseite Bußgeldkatalog mit den Werten aus 2017: (die Zahlen von 2015 - 2018 bewegen sich alle auf dem gleichen Niveau von rund 3500 Unfällen mit technischem Grund)


    Das Statistische Bundesamt schlüsselt auch die Unfälle auf, die auf technische Mängel am Fahrzeug zurückzuführen sind. Beeinträchtigungen am Fahrzeug wurden demnach 3.528-Mal als Unfallursachen benannt. Eine genaue Aufschlüsselung zeigt unsere Tabelle:
    Technische Mängel der Fahrzeuge Anzahl
    Bereifung 1.166
    Beleuchtung 609
    Bremsen 586
    Lenkung 153
    Zugvorrichtung 71
    Die verhältnismäßig geringe Anzahl von Kollisionen, die aufgrund von technischen Fehlern entstanden sind, können ein Indiz für eine relativ hohe Fahrzeugsicherheit sein. Dies kann im Rückschluss zeigen, dass die Hauptuntersuchung grundsätzlich ihren Zweck erfüllt.


    Der letzte Satz würde natürlich nur dann zutreffen, wenn in anderen Ländern der EU die Technik als Ursache signifikant höher wäre.... wobei ja in F auch die PKW und Co. überwacht werden.....

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von ManfredK ()

  • Bei uns auf dem Gelände wurde ein GTÜ Prüfer innerhalb eines halben Jahres zwei mal von einer Prüforganisation überprüft und ist beide male durchgefallen.
    Ihm wurde die Prüfgenehmigung für eine gewisse Zeit entzogen, was auch zum Job verlust führte. Also es kommt schon mal vor das die Jungs überprüft werden, aber ich muss auch dazu sagen, das das in 27 Jahren bei uns nur zwei Überprüfungen der Prüfer vorgekommen sind.
    Ich hab es aber erlebt, das im Nachtbarort beim TÜV einen Prüfer gab, der dafür bekannt war, ein Auto durch zulassen, wenn eine Flasche Schnaps auf dem Beifahrersitz lag, ist tatsache.
    Aber was man heutzutage aber auch bedenken sollte ist, nicht alles was vom TÜV eingetragen wird und man natürlich auch dafür bezahlt, hat vor Gericht im ernstfall durch kommt, da gibt es genug Gerichtsfälle.
    Aber das kann hier auch wieder ein endlos Thema werden, was man nicht vergessen sollte, wir sind alle nur Menschen und da können Fehler vorkommen, auch ein Prüfer steht unter gewissen Leistungsdruck, einige von ihnen sind Leistungsgebunden mit Festgehalt eingestellt und andere rechnen nach FZ ab mit ihrem Arbeitgeber und dann sollte man sich mal überlegen zu wem mehr Leute gehen, zum kulanten oder strengen Prüfer.-%-
    Da sollte sich jeder auch mal an seine eigene Nase fassen.:mrgreen:


    Gruss Ralph

  • Es geht nicht Grundsätzlich darum, dass Fehler gemacht werden. Das wäre alles ok, bzw. menschlich. Aber wenn es um eine Häufung, von nicht gesehen, nicht bemängelten Merkmalen geht und trotz besserem Wissen die Plakete erteilt wird. Kann man nicht von einem "Fehler" sprechen. Sondern das ist "Vorsatz".
    Und ich muß keinem Kfz. Meister oder Studiertem. beim TÜV, den Unterschied zw. Falsch und Richtig erklären :lol:


    Und wo der Leistungsdruck herkommen soll, Fz in Ordnung Ja/Nein, Plakete Ja/Nein, erschliesst sich mit nicht.


    Aber der Zustand des Fahrzeuges, unterliegt ja auch etwas der Sichtweise und persönlichen Grundhaltung, des Besitzers -%-

  • Ich habe zuletzt auf Malta gewohnt, da hat es auch kein TÜV für Motorräder, anything goes, Fahrräder mit mopped Motoren oder abenteuerliche Konstruktionen mit viel zu viel PS. Dann gab es noch den Slammer´s sein Frankenbeemer, BMW LT1100, Motronic aus einer 3er BMW, Benzinpumpe aus einer Fiat Punto, Edelstahl Vorderradgabel vom Rohrbau, Mercedes ABS-Teile, Verkleidungsteile aus dem 3D Printer und Rohrleitungen vom Hausbau.
    Schee wars!