Dass die Prüfungen von Fahrzeugen in den letzten Jahren insgesamt "lascher" - oder besser "toleranter" geworden ist,
kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen.
Ich fahre meinen Ami (Auto) jetzt schon seit 1995.
Die kritischste HU war die bei der ersten Zulassung.
Obwohl der Vorbesitzer bereits Umbauten vorgenommen hatte (Scheinwerfer, Schaltung der Rücklichter) hätte ich keine Chance
auf Abnahme durch den TÜV gehabt, wenn nicht einer der dort Arbeitenden Ingenieure auch ein Ami-Fan gewesen wäre.
Der nahm seinen mit einer Taschenlampe nach einem "Schlangenlinien-Symbol" in der 3. Bremsleuchte suchenden Kollegen,
dessen Lieblingsworte "das wird so nix" zu sein schienen, beiseite und hat mich quasi durch die HU durchgewunken.
Die AU war damals nebenbei auch so ein Drama: Der Computer kannte mein KFZ nicht. Pech gehabt - keine Plakette.
Bei der Konkurrenz zwei Straßen weiter kannte der Computer den Wagen auch nicht, aber da wurde flugs ein ähnliches
Modell eingegeben und es wurden diverse Schläuche abgeklemmt und/oder zugestopft und voila: Passt.
Zwei Jahre später war der TÜV deutlich entspannter. Aber die AU hatte es in sich:
Das Fahrzeug war inzwischen im Computer. Aber eine Plakette gab es trotzdem nicht,
weil die Abgase ZU SAUBER (!) waren. Der untere CO Grenzwert wurde unterschritten.
Welchen Sinn hat ein unterer Grenzwert für Schadstoffe?
Bürokratie!
Wieder zum Mitbewerber und siehe da: Mit ein bisschen Gefummel hier und da rutschte der CO Wert in den richtigen Bereich.
Mit den Jahren wurde es immer einfacher, obwohl der Wagen natürlich immer älter wurde.
Naja, ich pflege das Schätzchen ja auch.
Jedenfalls ist heute die Abnahme ein Klacks.
Keine Anmerkungen mehr wegen zweigeteiler roter Blinker hinten. Die seitlichen Rückfahrleuchten muss ich auch nicht mehr schwarz übermalen.
Das weiße Abbiegelicht wird sogar gelobt und die orangenen Standlichter scheinen offenbar ok zu sein.
Ist mein Auto heute unsicherer als damals? Ich glaube nicht.
Eine Schlangenlinie hat das Glas meiner 3. Bremsleuchte immer noch nicht.
Aber sie funktioniert auch nach 30 Jahren noch einwandfrei und erfüllt ihren Zweck.
Und darauf kommt es doch an, oder?
Was ich sagen will ist folgendes:
Wir brauchen keine Prüfer, die Haare spalten und am Text der Vorschriften kleben. Das könnte jeder! Dazu braucht man keinen Hochschulabschluß.
Den Ingenieurtitel braucht man, um beurteilen zu können, ob etwas technisch und funktional in einwandfreiem Zustand ist.
Ob es für den Straßenverkehr tauglich ist und andere nicht gefährdet.
Schlangenlinie hin oder her.
Und das sollte dann aber auch objektiv geschehen.
Nur wenn das konsequent umgesetzt wird, kann man zumindest technische Mängel als Unfallursache minimieren.
Und das ist doch das, worum es letztendlich geht.
Ich finde, daß heutzutage die technische HU fast immer gut und mit einem gesunden Maß
an Sachkenntnis und Toleranz durchgeführt wird.
Gefälligkeits-Plaketten darf es jedoch nicht geben!
Lothar