Fahrbericht KTM 1090 R Adventure

  • Gestern bin ich auf meiner 300 km Tour ganz zufällig bei einem KTM Händler vorbei gekommen, wo genauso zufällig eine seltene 1090 R (Bj 2017, 3000 km) rumstand.


    ganz kurz die Eckdaten:
    Die KTM 1090 Adventure ist ein recht hochbeiniges Reisemoped mit einem 1050 ccm großen V2 mit 125 PS bei ca 200 kg und ein Auslaufmodell, da nun die neue 790er Adventure auf dem Markt ist. Serviceintervall 15.000 km oder 1x/Jahr. Die R Version ist noch einen Hauch höher, ist mehr Enduro und hat ein einstellbares Fahrwerk.


    Zuerst habe ich mich mal drauf gesetzt. Ok, sooo hoch ist sie für mich nicht - ich bekomme beide Hacken gleichzeitig sicher auf den Boden und kann die Füße auch noch gleichzeitig 10-15 cm nach aussen schieben, ohne den Bodenkontakt zu verlieren. Die Ergonomie passt für mich. Das Ding fühlt sich sehr leicht an, wenn man von der Pan rüber steigt. Der breite und hohe Lenker vermittelt Vertrauen und erinnert an alte Enduro Zeiten. Alles ist da, wo es hin gehört. Fast - bis auf den Fernlichtschalter. Den schaltet man nämlich mit er Naht vom linken Handschuh-Zeigefinger beim kuppeln aus Versehen ein. Die Bank ist hart aber bequem.


    Wir schieben das Moped auf den Hof. Sie bollert lauter als die Pan, kein Wunder. Geht aber noch - so an der befahrenen Hauptstraße. Wie sich das wohl morgens um fünf im Wohngebiet anhört?


    Los geht die Fahrt im Streetmodus. Zuerst durch die Tempo 30 Zone mit kaltem Motor. Überraschend brav. Sehr handlich. Kein Ruckeln. Über 2000 U/min sollte sie aber gehalten werden, sonst rappelt sie beim Gasgeben mächtig. Auch bei 50 macht sie eine gute Figur. Jedoch braucht es eine sehr ruhige Gashand - kleine Gasstöße werden sofort in Tempo umgesetzt. Der Fußbremshebel ist nicht da, wo ich ihn vermute. Zum Bremsen muss ich den Fuß nach innen drehen und dann weit runter.... Die Kupplung geht butterweich, sie will aber auch öfter geschaltet werden.


    Dann ging es raus auf die Landstrasse. 4000 U/min sind 100 km/h. Auch hier: super handlich, brav und unaufgeregt. Spielerisch ging es um die Kurven. In den Spiegel kann man was erkennen - das war früher bei den alten KTMs anders. Das kleine Scheibchen sieht zwar nett aus, bringt aber garnix. Frischluft wie auf der sevenfifty.
    An einer Geraden habe ich mal am Hahn gedreht. Die Beschleunigung verläuft linear zur Drehzahl - wie bei ner E-Lok. Völlig gleichmäßig, ohne einen besonderen Höhepunkt. Bei 8000 U/min und irgendeiner dreistelligen Zahl auf dem Tacho habe ich aufgehört. Das ging sicherlich noch so lustig weiter - ist aber nicht meine Welt. Vom Begrenzer war ich wohl noch weit entfernt. Nie hatte ich das Gefühl, das das Vorderrad leicht würde - trotz dem bulligem Schub.


    Das Moped hat mir meinen Fahrfehler aufgezeigt: Ich habe mir angewöhnt, selbst auf kürzesten Geraden einen kurzen Zwischen-Gasstoß zu geben (warum auch immer, Sportmodus im Kopf). Bei der Pan bläst sich kurz der Motor auf, das war's. Die KTM hat sowas gleich in Beschleunigung umgesetzt, was einen unrunden Fahrstil hervorbrachte.


    Bodenwellen, Schlaglöcher, Flickstellen - was soll das sein? Die KTM läuft seidenweich über alles drüber - ohne Geklapper und Gerappel, hält brav die Spur und läuft keiner Rille hinterher.


    Begeistert habe ich dem Händler das Moped wieder hin gestellt. Beim nachfolgendem Gespräch fragte ich nach der Zuladung, wissend, dass die 1090er ohne R je nach Baujahr 207 bzw 215 kg hat. Das wusste niemand aus dem Kopf. Auch eine Recherche im Prospekt erbrachte auch kein Ergebnis. Der engagierte Händler schoss den Tresor auf, entnahm die Papiere von dem Moped und rechnete satte 243 kg Zuladung aus. Warum KTM solche Werte nicht im Prospekt anpreist?


    Fazit: ein überraschend leicht zu fahrendes Möppi für größere Menschen mit ruhiger Gashand.


    Im Anschluss bin ich zum Vergleich die selbe Strecke nochmal mit der Pan gefahren. Es ist schon ein Unterschied. Da liegen ja auch zwei, drei Jahrzehnte dazwischen.


    So - und nächste Woche fahr ich noch ne Africa Twin mit DCT.
    Es bleibt spannend.


    Das Thema hat zwar nix mit der Pan zu tun, aber es beschäftigt mich. Und so kann ich das Erlebte für mich verarbeiten und Euch teilhaben lassen.

    Hallo Honda: Nach dieser Dakar erwarte ich eine CRF 450 Rally Replika.....
    Es grüßt der Waldschrat

  • ...
    Das Thema ... es beschäftigt mich. Und so kann ich das Erlebte für mich verarbeiten und Euch teilhaben lassen.


    So ist ´s recht :!:


    Ich fand den Fahrbericht interessant, nachvollziehbar und aufschlussreich. GOO
    Mir hat´ s ´was gebracht.
    =dank=


    =kratz= Was weiß denn ich, ob und ggfs. wann ich das Teil ´mal unter ´m Hintern habe, um es zu testen. NO:

    Kolbenklemmer und Plattfuß :!: GOO
    Gruß
    Thomas


    Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine völlig unmaßgebliche höchst persönliche subjektive Äußerung meinerseits im Rahmen des mir verfassungsgemäß garantierten Rechts auf Meinungsfreiheit. Jegliche Verantwortlichkeit bzw. Haftung dafür lehne ich ab.

  • @ Waldschrat


    Ein Kumpel von mir hat sich letzte Woche die 1090 Adventure (ohne R = kleines Vorderrad, niedrigere Sitzhöhe, weniger Federweg) in "ganz jung" von privat gekauft, 2018er Baujahr, kaum km auf´m Tacho. Daran habe ich in dieser Wochen diverse An-/Umbauarbeiten vorgenommen und bin sie auch gefahren.


    Da mir meine Goldwing nicht mehr aus dem Haus geht, wäre das Mopped sehr passend für mich als Upgrade zur bisherigen Zweitmofa Suzuki V-Strom 650. Für mich bräuchte da nur noch die höhere KTM-Powerparts-Bank drauf, mir hat das Fahren auch mega gut gefallen. Den ruppigen Motorlauf untenrum eliminieren die KTM-Treiber mit dem Abklemmen der Lambdasonden und entsprechend anderen Steckern zum MSG (aus GB), im KTM-Forum haben das ganz Viele gemacht und sind seither im "Schiebebetrieb fahren" hochzufrieden. Zwei Blindstopfen für den Auspuff ersetzen die Sonde und dann sind da die 2 Stecker dabei (38 Euro). Dass die 1090er nicht mehr gebaut werden soll, war mir neu.


    Vor 3 Wochen waren der Kumpel und ich gemeinsam zur ersten KTM Schnuppertour bei KTM Ostwestfalen in Peckelsheim bei Beverungen. Duke 790 und 790 Adventure waren die Testmotorräder, auf halber Strecke wurde gewechselt. Beide Mopeds waren mir eindeutig zu gallig, also mehr zum Rasen als zum Touren gebaut, mal völlig abgesehen von dem für mich grauselig hartem Gestühl und der heizermässig orientierten Sitzposition.


    Die AT (die DCT-Adventure von Chrische) hat bei einer Tausch-Testfahrt (GW / AT) wegen der harten und zu sehr nach vorn abfallenden Bank überhaupt nicht zu mir gepasst. Weiterhin bin ich Hunderte von KM hinter Chrische hergefahren, der Hobel ist sehr laut !!!! Bin gespannt, was Du ein Resumee zur Afrika Twin ziehen wirst.