Kupplung schnüffelt nicht

  • Vor zwei Jahren, auf meiner Balkantour, kam es öfter vor, dass die Kupplung gerutscht ist. Wenn man den Handhebel angefasst hat, war direkt der Gegendruck von den Kupplungsfedern spürbar, ohne jeden Leerweg. Das Motorrad war damals gerade erst angeschafft, ziemlich zerschraubt und verwahrlost. Mittlerweile ist der Nehmerzylinder gereinigt und auf Vordermann gebracht, ein Hitzeschutz dort zum Krümmer hin montiert, der Geberzylinder komplett überholt, IIRC sogar mit einem neuen Kolben (Set hier aus dem Shop, aber kein OEM) und die Hydraulikflüssigkeit erneuert. Die ist immer noch vergleichsweise klar, wie mein Ducati-Schrauberkumpel überrascht konstatiert hat.


    Seither war Ruhe. Aber auf den Anfahrt in Frankreich plötzlich wieder das Gleiche: Nach einem kurzen Stopp wieder Kupplungsrutschen und sofort Druck auf dem Handhebel. Beim Stopp erwärmt sich die Flüssigkeit, dehnt sich aus und will in den Ausgleichsbehälter zurückschieben, aber der Weg ist versperrt. So fühlt es sich an und so legt es die Theorie nahe. Es hilft da auch kein Steptanz am Kupplungshebel, der Druck bleibt. Sobald wieder etwas Fahrtwind ins Spiel kommt, entspannt sich die Lage und alles funktioniert wieder so, wie es soll - durch ganz Spanien hindurch und durch Marokko, über tausende von Kilometern. Auf der Rückfahrt dann wieder die selben Probleme und nun häufiger.


    Kennt das jemand? Offenbar wird in Endlage die Schnüffelbohrung nicht freigegeben, sodass kein Druckausgleich stattfinden kann. Möglicherweise ist ja auch die noch überraschend klare Hydraulikflüssigkeit gar kein Grund, stolz zu sein, sondern ein Symptom, dass da kein ordnungsgemäßer Durchgang zur Druckseite vorhanden ist. Die Hebelei ist sauber, kein Schmutz zwischen Handhebel und Kolben, der Faltenbalg ist neu, und der Zylinder wurde bei der Überholung natürlich auch sorgfältig gereinigt.


    ST 1100 Bj. 92

  • Ich würde erst Mal entlüften und auch frische Flüssigkeit auffüllen.


    Das es in der Stadt Probleme macht und mit Fahrtwind nicht, hatte ich auch,

    Entlüften hat nur kurzzeitig geholfen, kurze Zeit später das gleiche Problem.

    Folge: Nehmerzylinder tauschen.


    Evtl, würde die Dichtung vom Nehmerzylinder beim Wechsel verletzt?

  • Zur Zeit habe ich noch dasselbe beschriebene Problem.

    Die Kupplung rutscht nach einer kurzen Stopp durch.

    Getauscht wurde der Nehmerzylinder inclusive neuer Dichtung. Bremsflüssigkeit selbstredend auch.

    Ich gehe davon aus, dass noch ein Rest an Luft unten am Nehmerzylinder drin ist. Die dehnt sich bei Hitze stärker aus und öffnet dadurch etwas die Kupplung.


    In einem Fred stand mal, dass die Entlüftung der Kupplung schwieriger ist als bei den Bremskolben.

    Besorgt habe ich mir jetzt eine fette Spritze mit der ich mit höherem Druck vom Ausgleichsbehälter zum Entlüftungsnippel die Bremsflüssigkeit durchdrücken kann.

    Ob es funktionieren wird, sehe ich dann.

  • Ich gehe davon aus, dass noch ein Rest an Luft unten am Nehmerzylinder drin ist. Die dehnt sich bei Hitze stärker aus und öffnet dadurch etwas die Kupplung.

    Wäre Luft im System, würdest du das als Leerweg im Handhebel bemerken. Die Kupplung würde dann vermutlich auch nie gescheit trennen. Und wenn sich diese Luft- oder Gasblase bei Erwärmung ausdehnen würde, dann dürfte sich immer noch kein Druck im System aufbauen, solange am Geberzylinder die Schnüffelbohrung offensteht. Das gleiche gilt, wenn die Blase keine eingeschlossene Luft ist, sondern verdampfende Hydraulikflüssigkeit. Das habe ich bei der ST in einem endlosen Stau schon mal erlebt, aber nie nach einem Stop mit Motor aus. Die Kupplung trennt dann schlicht nicht mehr.


    Das Verhalten ist m.E. nur durch einen gestörten Rückfluss in den Ausgleichsbehälter zu erklären.

    - Bohrung frei?

    - Ruhelage des Pumpenkolbens korrekt?

    Und dann wird es spekulativ:

    - Leitung verstopft oder zugequollen?

    - Ausgleichsbehälter hoffnungslos überfüllt?

    - Entlüftung oberhalb des Hermetikbalges frei?


    Am Nehmerzylinder kann es nicht liegen, denn dann wäre am Handhebel der normale Leerweg vorhanden.

  • In einem Fred stand mal, dass die Entlüftung der Kupplung schwieriger ist als bei den Bremskolben.

    Wo du das grad sagst:

    Ich habe Brems- und Kupplungspumpe am selben Tag überholt. Flüssigkeiten waren noch neu. Bei der Bremse hat es genügt, bei Mopped auf dem Seitenständer am Handhebel rumzuzappeln, damit kleine Luftbläschen aufstiegen und sich schließlich ein amtlicher Druck einstellte.


    Das war ja einfach! GOO

    Also für die Kupplung das Mopped nach rechts, mit dem Sturzbügel auf einen Hocker gelehnt und dasselbe probiert: kein Erfolg! 0))((0

    Musste nach Altväter Sitte von oben nach unten durchpumpen.

  • So nebenbei - es gibt ein "Schnüffelspiel" aber keine "Schnüffelbohrung"

    Es gibt nur eine Ausgleichsbohrung und eine Nachlauf- oder Füllbohrung


    https://www.mintelonline.de/bremspumpen/


    Schnüffelspiel ist zwischen Kolben des HBZ und der Betätigungseinrichtung (Hebel)

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.