Vor zwei Jahren, auf meiner Balkantour, kam es öfter vor, dass die Kupplung gerutscht ist. Wenn man den Handhebel angefasst hat, war direkt der Gegendruck von den Kupplungsfedern spürbar, ohne jeden Leerweg. Das Motorrad war damals gerade erst angeschafft, ziemlich zerschraubt und verwahrlost. Mittlerweile ist der Nehmerzylinder gereinigt und auf Vordermann gebracht, ein Hitzeschutz dort zum Krümmer hin montiert, der Geberzylinder komplett überholt, IIRC sogar mit einem neuen Kolben (Set hier aus dem Shop, aber kein OEM) und die Hydraulikflüssigkeit erneuert. Die ist immer noch vergleichsweise klar, wie mein Ducati-Schrauberkumpel überrascht konstatiert hat.
Seither war Ruhe. Aber auf den Anfahrt in Frankreich plötzlich wieder das Gleiche: Nach einem kurzen Stopp wieder Kupplungsrutschen und sofort Druck auf dem Handhebel. Beim Stopp erwärmt sich die Flüssigkeit, dehnt sich aus und will in den Ausgleichsbehälter zurückschieben, aber der Weg ist versperrt. So fühlt es sich an und so legt es die Theorie nahe. Es hilft da auch kein Steptanz am Kupplungshebel, der Druck bleibt. Sobald wieder etwas Fahrtwind ins Spiel kommt, entspannt sich die Lage und alles funktioniert wieder so, wie es soll - durch ganz Spanien hindurch und durch Marokko, über tausende von Kilometern. Auf der Rückfahrt dann wieder die selben Probleme und nun häufiger.
Kennt das jemand? Offenbar wird in Endlage die Schnüffelbohrung nicht freigegeben, sodass kein Druckausgleich stattfinden kann. Möglicherweise ist ja auch die noch überraschend klare Hydraulikflüssigkeit gar kein Grund, stolz zu sein, sondern ein Symptom, dass da kein ordnungsgemäßer Durchgang zur Druckseite vorhanden ist. Die Hebelei ist sauber, kein Schmutz zwischen Handhebel und Kolben, der Faltenbalg ist neu, und der Zylinder wurde bei der Überholung natürlich auch sorgfältig gereinigt.
ST 1100 Bj. 92