Gabelüberholung + Info zum Nivomat bei Wilbers

  • Hallo an euch


    Ich war heute eine Weile bei Wilbers / Nordhorn und habe 2 ausgebaute Gabeln (von der V-Strom 650 meiner Frau und von meiner PanEuropean 1300) überholen lassen. Bei der PAN war es schon 2. Mal - das erste Mal ist aber schon 7 Jahre her.

    Ich habe dann während der Wartezeit mit Herrn Wilbers recht lange einige Dinge besprochen und interessante Informationen bekommen, die ich gerne an euch weitergebe. Soll keine Reklame werden - ich möchte nur was weitergeben.


    • das neue Firmengebäude von Wilbers ist deutlich größer als das was ich vor ein paar Jahren kennengelernt habe - da war ich schon überrascht. Wilbers ist nicht der einzige Fahrwerksspezialist in Deutschland - aber ich glaube, er ist einer der größten. Insofern sicher eine gute Adresse wenn es ums Fahrwerk geht.
    • Neu für mich war, dass Wilbers inzwischen auf Gabelsimmeringe von SKF schwört und nur noch diese verbaut. Laut seiner Aussage sind diese im Losbrechmoment und Dichtigkeit allen anderen Produkten deutlich überlegen. Auch wenn sie teurer sind lohnt sich das also.
    • Seine (Vergleichs) Tests zum Öl (wo er mit einer Firma in Rotterdam zusammenarbeitet) lassen darauf schließen, dass auch die Öl-Additive eine große Rolle beim Losbrechmoment spielen. Unterschiedliche Hersteller des Gabelöls ergeben daher unterschiedliches Verhalten beim Losbrechmoment.
    • Wenn sich jemand neue Standrohre per Internet kaufen will, so lautet seine Empfehlung: aus italienischer Fertigung, weil die bessere Chromqualität als polnische und chinesische haben. All diese Produkte haben sie bei Wilbers schon getestet
    • die Überholung einer ausgebauten Gabel kostet heute deutlich mehr als vor 7 Jahren (jetzt mit Verschleißteilen und vollem Service ungefähr 350.- €) - für mich ists aber immer noch jeden Cent wert. Ich bin sicher, dass ich nach dem Einbau das berühmte "neue Motorrad" habe :-)
    • Ich habe schon länger eine Nivomat-Federbein drin und viele Kilometer damit gefahren. Eine Info von Wilbers zur Haltbarkeit: Solange es noch einwandfrei hochpumpt wenn man es mit 2 Personen belastet, solange ist es noch in Ordnung. Erst wenn das nicht mehr funktioniert muss es repariert werden.


    Ich hoffe, dass manches nützlich ist für manche von euch,


    Viele Grüße


    Michael

  • Danke für die aufschlussreiche Info!

    Das Losbrechmoment ist an einem meiner Mopeds trotz progressiver Federn das größte Hindernis für komfortables Fahren. Werde mal bei Wilbers nach einer Lösung fragen.

    LG und weiter gute Fahrt

    der lieber fährt als schraubt ...

  • Das Losbrechmoment ist an einem meiner Mopeds trotz progressiver Federn das größte Hindernis für komfortables Fahren.

    Das hat mit der Feder aber überhaupt nix zu tun. Wenn du da ein wirkliches Problem hast (und Öl drin ist), dann hängt das am ehesten mit verspannten, verdrehten, nicht parallelen Standrohren zusammen.

    Um die wirklich parallel zu bekommen, kann man natürlich jedweden Aufwand betreiben, wozu auch gehört, die ausgebauten Standrohre auf einer ebenen Fläche abzurollen, um zu überprüfen, dass sie nicht krumm sind.


    Wenn du die Gabel nicht ganz zerfleddern willst: Die Federn auszubauen ist meist kein großer Aufwand. Dann Vorderrad raus, Steckachse wieder rein, Klemmung einer Gabelbrücke und einer evtl. Brücke über den Gleitrohren (Schutzblech) lösen und die Gabel bis zum Anschlag zusammenschieben. In dieser Stellung dann alles in einer geeigneten Reihenfolge (für die es keine feste Regel gibt; dafür sind die Bauarten zu unterschiedlich) spannungsfrei wieder festziehen, bis die Gabel nach einem kleinen Klaps in slow-mo nach unten gleitet.


    Wenn dir auch das zu aufwändig ist (weil du dich z.B. auf der Cross-Strecke gerade unplanmäßig ausgebreitet hast, jetzt aber noch ein paar Runden drehen willst), dann löst du nur die Klemmung einer Gabelbrücke, stellst dich vor's Mopped, klemmst das Vorderrad zwischen die Beine (wie früher, wenn der Fahrradlenker schief stand) und biegst am Lenker ein paarmal hin und her. Anschließend ziehst du die Vorderradbremse und federst die Gabel ein paarmal so tief wie möglich ein, bevor du die lose Gabelbrücke wieder festziehst.

  • Das Losbrechmoment hängt an den Gleitbuchsen und an den Simmerringen. Voraussetzung ist natürlich eine Spannungsfrei Gabel.


    Unsere CBF hat auch ein Wilbers Federbein verbaut.

    Dieses war nach 40000 km bei Franzracing zum Service. Der Unterschied nach dem Service ist gut fühlbar. Der Stickstoff geht einfach mit der Zeit verloren, der ist für das feine Ansprechen wichtig.


    40000 km ist ein gutes Wartungsintervall, was auch deutlich spürbar ist. Das hat sich an der Bolle, der Pan und der CBF eingespielt.

    Die CB1300 habe ich noch nicht lange genug ☺️

  • Das Losbrechmoment hängt an vielen Komponenten. Gleitbuchsen, Simmeringe, Öl, Luftpolster, Qualität der Oberfläche der Standrohre ,,,, mehr fällt mir gerade nicht ein - ich will damit nur sagen: Viele Komponenten bestimmen die Qualität der Gabel. Viele. Deswegen kann man (laut Wilbers) auch nach vielen Jahren noch Verbesserungen erzielen. Und diese sucht er.

  • Das Losbrechmoment hängt an vielen Komponenten.

    Jau, optimieren kann man immer! Wenn es jedoch so hoch ist, dass von spürbaren Komforteinbußen gesprochen wird, dann vermute ich die Ursache abseits der Chemie, nämlich in der Geometrie - und die würde eben erstmal überprüfen, bevor ich den Guru konsultiere. Und womit es garantiert nichts zu tun hat, das ist die verbaute Feder.

  • Guten Morgen Gutemine,


    lass uns hier über die Optimierung einer korrekt montierten und intakten (z.B. nicht verbogenen) Gabel sprechen. Meinetwegen sogar von einer fabrikneuen Gabel, die über Bodenwellen hoppelt und sich nach einer Kur beim Fahrwerksspezialisten viel besser fahren lässt. Denn genau das war gestern auch ein Thema- das war zwar "nur" ;-) ein Harleyfahrer der das gesagt hat - aber trotzdem.


    Es stimmt nicht, dass man ein verändertes Losbrechmoment / Ansprechverhalten nur dann merkt, wenn man von "defekt/falsch montiert" auf "intakt/richtig montiert" wechselt. Wenn es sooo einfach wäre, hätte sich Wilbers die vielen Jahre der Forschung und Optimierung sparen können ;-)


    Übrigens: Solche Dinge wie "Losbrechmoment" werden objektiv auf dem Prüfstand gemessen - da reden wir also nicht nur über subjektive Eindrücke ;-)


    Ich bin nur ein Laie in diesen Dingen. Aber ich habe keinen Grund, das was ein Fachmann wie Herr Wilbers sagt, anzuzweifeln - ich glaube es. Und das verbesserte Fahrverhalten nach einer Fahrwerksoptimierung ist spürbar und wirkt sich nicht nur auf der Rennstrecke aus.


    Viele Grüße aus Nordhorn,


    Michael

  • Zu den "News" von Wilbers....


    SKF Gabelsimmerringe sind bei Straßenmotorrädern seit mehr als 10 Jahren, bei Crossern seit mehr als 20 Jahren eine völlig unbekannter "Geheimtipp" - Probelmatik ist die eingeschränkte Verfügbarkeit div. Größen


    Unterschiedliche Gabelöle haben unterschiedliche Eigenschaften - Ich darf an einen mehr als 20 Jahre alten Vergleich von Gabelölen von Peter Verdone erinnern der mal in div. Foren rauf und runterging


    Gabelinnenrohre und deren geometrischen Veränderungen alleine durchs Klemmen in den Gabelbrüclen sind noch älter bei allen die sich ein kleines bisschen ums Thema Fahrwerk kümmern.


    Oberflächenqualität kenne ich aus allen europäischen Ländern in den Qualitäten "Toll" - bis "saumaßig" - Nationale Zuordnungen sind eine Momentaufnahme die jetzt gerade anders sein könnte...


    Michael - war eine gute Marketing-Maßnahme von Wilbers - die deutlich vom Olymp des Fahrwerkshimmes entfernt sind aber gute - sehr gute Alltagsware liefern.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • Es stimmt nicht, dass man ein verändertes Losbrechmoment / Ansprechverhalten nur dann merkt, wenn man von "defekt/falsch montiert" auf "intakt/richtig montiert" wechselt.

    Hi Michael,

    es geht mir nicht darum, zu streiten oder das Tun von Benny Wilbers in Frage zu stellen oder gering zu schätzen. Der hat zweifellos Licht am Fahrrad. Ich bin übrigens auch nahe genug am Rennsport dran, um solche Themen auch auf "Flöhe husten hören"-Niveau zu kennen. Und ja, ein gut abgestimmtes Fahrwerk, das feinfühlig den Untergrund abtastet, ohne je ins Schaukeln zu geraten, ist ein Segen.


    Wenn jedoch jemand schreibt, dass die Gabel so schlecht anspricht, dass der allgemeine Fahrkomfort spürbar darunter leidet, dann gehen meine Gedanken erst mal in eine andere Richtung. Vielleicht überinterpretiere den Text auch und das Mopped hüpft garnicht nur rum.


    Die Trommelbremse (Duplex) meiner R75/5 hatte die "Morgenkrankheit". Nach jeder feucht-nebligen Nacht bildete sich Flugrost in der Trommel, der zum sofortigen Blockieren des Vorderrades geführt hat, wenn man nur 'bremsen' gedacht hat. Da war also jeden Morgen auf den ersten Metern ein extrem vorsichtiges Fingerchen am Hebel gefordert, um diesen Rost runter zu schrappeln. Das gelang meistens, aber nicht immer. Und wenn die Bremse dann mal wieder zugeschlagen hatte, war anschließend die Gabel stuckerig. Der Bremsanker war ziemlich blöd zwischen Holm und Reifen an einem Versteifungsbügel aus Rohr zwischen den Gleitrohren angelenkt - und zwar so, dass er ein Drehmoment um den rechten Gabelholm ausübte. Das genügte bei schlagartig blockierendem Vorderrad, um diesen Bügel plastisch und bleibend zu verbiegen. Damit war dann jedes feine Ansprechen dieser 205 mm Federweg dahin. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Bügel wieder zurückgebogen und seine Anlageflächen wieder in eine gemeinsame Ebene plan gefeilt habe. Das war ein Dauerthema bei dem Motorrad.


    Das ist es, was ich meine. Nix gegen den Guru! Aber bevor man ihn konsultiert, kann man doch erst mal solche Basics überprüfen und gucken, wie weit man mit Hausmitteln kommt.

  • Hei Gutemine (bin grad zu faul, nach Deinem Klarnamen zu suchen),


    ums Streiten gehts mir auch nicht ;-) Für mich wars nur ne Selbstverständlichkeit, dass "wir alte Hasen" (wenns um die PanEuropean geht, dann scheints wohl kaum junge Hasen zu geben ;-)) die Basics eh schon kennen.


    Was mir völlig neu war: Die SKF - Simmeringe. Und die scheinen wirklich einen Unterschied zu machen - beim Losbrechmoment, der Dichtigkeit (auch bei leichten Macken auf dem Standrohr) und der Langzeithaltbarkeit. Übrigens: Vor 7 Jahren hat Wilbers die noch nicht verwendet, sondern die schwarzen Standarddinger eingebaut. Dass die SKF mehr kosten ist ja dann absolut vernachlässigbar wenn es funktioniert. Zu der Frage der verfügbaren Größen ... Wenn Wilbers sagt, er verbaut "nur noch" diese - dann muss es die meisten gängigen Größen wohl geben. Die V-Strom 650 und meine PAN gibts jedenfalls.


    Ich wünsche allen ein schönes Herbstwochenende


    Michael

  • @XSMichael


    Hallo Michael,


    die SKF Dichtringe wurden von Crossfahrern aus dem Standardprogramm ausgesucht. Dabei waren Innen/Außendurchmesser durchaus Normal aber die Höhe der Dichtringe entspricht in vielen Fällen nicht dem Soll. Eine passende Höhe und deren Ausgleich muss über passende Kunststoffringe selbst realisiert werden. Die Höhe nicht auszugleichen KANN Probleme verursachen.


    https://cdn.skfmediahub.skf.co…iew_medium.pdf#cid-319233


    Und Wilbers hat natürlich längst nicht für alle Modelle die passenden SKF Gabeldichtringe im Lieferprogramm da es für eine ganze Reihe von Modellen die passenden Dichtringe von SKF nicht gibt. (abweichende Höhe)


    "Stick-Slip" war übrigens nicht im Focus der Anwender sondern das Rückhaltevermögen des HD Schmutzringes in Richtung zum eigentlichen Ölabstreifring.


    Aufgrund von eigenen Versuchen an der Gabel meiner CRF 1000:


    Losbrechmoment der SKF Dichtringe gegenüber Tourmax durchaus positiv - ABER Einfluss des Öles um etwa den Faktor 2 höher

    Dauerhaltbarkeit bei sehr staubiger Umgebung positiv, bei Normalumgebung gleich

    Reinigungsleistung sehr stark verschmutzter Innenrohre sehr positiv, bei normal verschmutzter Gabel ähnlich

    Ausgleich von Defekten funktioniert bei Tourmax und SKF nur sehr sehr begrenzt....

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • Hallo Manfred,

    das klingt doch alles ganz gut :lol: - also durchaus eine Empfehlung. Ich kann mich halt an keinen einzigen Artikel hier im Forum erinnern, der die Dinger jemals erwähnt hätte ... aber vielleicht hab ichs auch übersehen.