hallo herbert ....
Vor ein paar Jahren lass ich einen Artikel über die „Iron Butt Association“. Der Tourenbericht war klasse, aber für mich nur schwer nachvollziehbar. Mein damaliger Gedanke war: klar diese verrückten Amis und das Thema iba (Iron Butt Associaton) war für mich erledigt. Nun las ich vor einigen Wochen einen Bericht, wonach sich nun auch in Deutschland ein „Ableger“ der iba gegründet hat. http://www.ibagermany.de Die Tourenberichte und das „drumherum“ haben mich erneut begeistert und ich stellte für mich fest: das ist genau das richtige für dich. Also las ich aufmerksam die Richtlinien der iba ( hier geht es ausschließlich um die Sicherheit des Fahrers und nicht um hirnloses runterspulen von vielen Kilometern in kurzer Zeit) und auch die Voraussetzungen für einen … für meinen ersten Saddle Sore.
Die nächste Frage war: alleine fahren oder zu zweit und wenn zu zweit, wer ist mindestens genauso verrückt wie ich selbst ? Den letzteren Teil der Frage konnte ich schnell beantworten - mein Kumpel Quax - und nach einem recht kurzen Telefonat war klar: wir fahren zu zweit !
Als Termin hatten wir uns das Wochenende 21./22.08.2010 ausgesucht.
Mein Moped – eine Honda Pan European 1100 – wurde vom Schrauber meines Vertrauens noch einmal durchgecheckt und für reisetauglich befunden. Seine Äußerungen über meine Wenigkeit erspare ich Euch an dieser Stelle.
Überhaupt waren die Meinungen über mein/unser Vorhaben sehr unterschiedlich. So z.Bsp.: „Du bist bescheuert“, „hast Du keine anderen Hobbys“, „wenn es Dir gut tut“, „wenn Du meinst, dann mach es“, „worin liegt da der Sinn?“, „schaffst Du eh nicht“ …. und noch viele „qualifizierte“ Sprüche mehr.
Bei unserer Routenplanung wollten wir nicht einfach von „A“ nach „B“ und zurück fahren, sondern wir wollten möglichst viele (eigentlich alle) Bundesländer streifen. Jedoch stellte uns das Saarland vor ein kleines Problem, welches wir letztendlich dadurch lösten, dass wir es ein andermal besuchen werden.
Unserer Route war wie folgt: von Koblenz durch den Pott auf den Ostfriesenspieß bis Leer, dann um die Ecke Richtung Bremen vorbei an Hamburg bis Berlin. Vor Berlin abbiegen Richtung Leipzig – Jena bis Bayreuth. Vorbei am schönen Bamberg und der Kulisse von Würzburg bis der Frankfurter Flughafen nicht mehr weit ist. Einen kurzen Schlenker Richtung Mannheim um über den Rhein wieder auf die „richtige“ Seite zu gelangen und dann Ludwigshafen über den Hunsrück Richtung Koblenz.
Als Startzeit hatten wir 01.00 h angedacht. Das bedeutete Nachts durch dass Ballungsgebiet Köln/Ruhrgebiet mit seinen zahlreichen Knotenpunkten und Staus. Eine gute Entscheidung, da zu dieser Zeit wenig Verkehr herrschte und wir zügig durch kamen. Auch unsere Wahl der BAB A31 stellte sich als gut heraus. Sehr überschaubares Verkehrsaufkommen und so für uns die Möglichkeit zügig Kilometer zu fahren und uns eine Extraportion Pause zu sichern. Durch das nächtliche fahren empfanden wir die monotone A31 nicht als ermüdend, sondern als entspannt.
In den Morgen hinein erreichten wir Bremen und kamen fast staufrei auch um Hamburg rum. Richtung Berlin erwachte der Verkehr und plötzlich war richtig „Betrieb“ auf der BAB, sodass wir uns kurz vor Berlin für die A10 und nicht für die A111 entschieden – gute Entscheidung, denn der nette Herr im Radio beschrieb später die diversen Staus und Baustellen in und um Berlin. Berlin war für uns praktisch „Halbzeit“ und jetzt ging es wieder nach „Hause“. Der Weg durch die neuen Bundesländer war mit Ausnahme der Radarkontrollen recht stressfrei , wobei wir uns ja (fast) immer an die vorgegebenen Geschwindigkeiten gehalten haben … glaube ich zumindest. Landschaftlich am „schönsten“ empfand ich die Strecke von Bayreuth bis Würzburg. Hier konnte ich meine Gedanken frei schweifen lassen. Baustellenbedingt war die A3 der „unerfreulichste“ Teil unsere Tour.
Wir haben reichlich Pausen eingeplant, indem wir ca. alle 150 km einen Tankstop machten und uns ein wenig Bewegung gönnten. Da wir reichlich Wasser und Apfelsaftschorle nebst Obst und Müsliriegel im Gepäck hatten, mussten wir nicht von Raststätte zu Raststätte die Kaffeeautomaten und die zahllosen MC-drive testen. Es geht auch ohne !
Leider hatten wir uns beide überschätzt, denn wir waren freitags normal auf der Arbeit und haben uns auch nicht danach ins Bett gelegt und „vorgeschlafen“. Ein gravierender Fehler ! Wir hatten beide zweitweise mit Müdigkeit zu kämpfen und haben entsprechende Schlafpausen von jeweils ca. 15 Minuten eingelegt. Ich wusste gar nicht wie gut mir 15 Minuten Augenpflege tun können.
Konzentration ist ein gutes Stichwort. Während den gesamten 20 Stunden Tour hatte ich nicht das Gefühl ausgelaugt zu sein. Die beiden „Müdigkeitsdurchhänger“ morgens mal ausgenommen – das war unsere eigene Dummheit. Vielleicht konnte ich auch gelassener an unsere Tour gehen, da wir zu zweit waren. Einer passt auf den Anderen auf und wir waren uns vor Beginn einig, dass wir zu jedem Zeitpunkt den SaddleSore abbrechen werden, wenn einer von uns beiden nicht mehr kann oder will. Denn wir wollten unseren ersten SaddleSore aus Spaß am Motorradfahren absolvieren und nicht verbissen um jeden Preis eine Urkunde erfahren.
Die viel gelesenen Schmerzen des Hinterteils: Hier muss ich für mich sagen: Glück gehabt. Vielleicht liegt es an der bequemen Sitzbank der Pan, vielleicht daran, dass ich ein Büromensch bin und einen eingesessenen A… habe.
Rücken: ja Rücken habe ich – keine wirklichen Schmerzen, etwas verspannt nach der Tour. Aber nach dem anschließendem Tiefschlaf nix mehr .
In einem Tourbericht hatte ich gelesen, dass der Fahrer sich von Parkplatz zu Parkplatz und von Rasthof zu Rasthof quälte und es ihn Überwindung gekostet hatte immer wieder auf´s Moped zu steigen. Auch hier muss ich für mich sagen, dass ich dieses Gefühl nicht erlebt habe. Zugegeben, bei den letzten beiden Tankstops waren die Beine etwas schwerer – aber die „Lust“ war genau wie zu Beginn der Fahrt.
Für diejenigen, welche nach dem Sinn und Zweck eines SaddleSore fragen: ich kann diese Frage aufrichtig nicht beantworten. Umschreibungen wie: ist gut fürs Ego; um seine eigenen Grenzen zu erkunden; Herausforderung für Mann und Maschine … mögen richtig sein, aber sind lediglich Umschreibungen. Für mich war es eine neue Erfahrung und eine positive dazu. Vielleicht werde ich mir über den Sinn oder die Sinnlosigkeit meines SaddleSore in ein paar Wochen oder Monaten neue Gedanken machen – vielleicht aus der Distanz heraus sagen: mein Gott warst du irre; aber es war klasse ! Zudem: wer wird zuhause nicht gerne mal von einer „Ein-Frau Laolawelle“ empfangen ??
Mein Fazit: Es war die richtige Entscheidung den SaddleSore zu wagen und ich denke der SaddleSore 2000 ist das nächste Ziel und vielleicht in 2012 die IronButtRally. Schauen wir mal was noch kommt *lach*
In diesem Sinne, wenn Du Fragen hast, mede Dich einfach …..
Thomas
PS. Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht ob und wenn ja wie man die Grenzen Deutschlands mit dem Moped abfahren kann ??