Mit dem Einbruchschutz ist es wie mit dem Motorradfahren: Jeder ist für sich selbst verantwortlich und entscheidet, welches Risiko er eingehen möchte.
Da ich in meinem bisherigen Dasein in der "Rennleitung", also als Polizeibeamter aus NRW schon etliche Einbrüche aufgenommen habe und seit fast zehn Jahren als Berater in Sachen Einbruchschutz unterwegs bin, gebe ich hier auch meinen Senf dazu:
Die durchaus reale Statistik zum Einbruchwesen sieht so aus:
- ca 80% kommen durch Fenster und Fenstertüren (Terrasse/Balkon)
- der Rest verteilt sich je nach Wohnlage und -objekt auf Haus- und Nebeneingangstüren, Kellerfenster, bzw-Lichtschächte, Dachflächenfenster
- 90 % der Täter hebeln, meistens reicht ein kräftiger Schraubendreher, ab und zu kommen Brecheisen zum Einsatz
- ca. 6 % zerstören das Glas, um an Fenster- und Türverriegelungen zu gelangen (kleiner Glasbruch)
- ca 1 % zerstören Scheiben, um durchzusteigen (großer Glasbruch)
Beim Glasbruch sind eindeutig steigende Zahlen zu verzeichnen!
- der Rest verteilt sich aufs Bohren, Manipulationen etc.
Kann man sich schützen? Ja, man kann!
Weit über 40 % der Einbrüche bleiben im Versuch stecken, da Häuser und Wohnungen entsprechend geschützt waren!!!
Wer reinkommen will, kommt rein! Diesen Satz höre ich jeden Tag und er stimmt sogar, die Frage ist nur: Will jeder um jeden Preis und mit jedem Aufwand rein?
Die Erfahrung sagt, dass der durchschnittliche Einbrecher nach 3 - max. 10 Minuten aufgibt. (und geht vielleicht zum Nachbarn...)
Weiß der Täter, was es zu holen gibt, lässt er sich mehr Zeit und hat auch entsprechendes Werkzeug dabei. Diese Fälle stellen eindeutig die Minderheit der Einbrüche dar!
1. Fazit: Wer seinen Wohlstand öffentlich macht, muss sich aufwendiger schützen
Widmen wir uns den Gelegenheitstätern. Diese treten meist in kleinen Gruppen auf, begeben sich in Wohngebiete und suchen ihre Gelegenheiten:
Offen stehende Fenster, unbeleuchtete Häuser und Wohnungen in den Abendstunden, schlecht gesicherte Objekte.
Mit ein wenig Erfahrung und dem genannten Schraubendreher haben sie in Sekundenschnelle Fenster aufgehebelt und drehen ihre Runde im Haus. Goldschmuck und Bargeld sind das bevorzugte Diebesgut, kleine Elektronikgeräte, Uhren etc. sind auch schon mal dabei.
Meistens sind die Bewohner nicht im Haus, in den meisten Fällen ist es so, dass das Haus bei Tageslicht verlassen wurde und man erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückgekehrt ist. Jeder konnte sehen, dass niemand zu Hause war!
Fazit 2: Haus immer bewohnt aussehen lassen!
Mechanik vor Elektronik
Dieser Leitsatz begleitet die Beratungspraxis. Während die -professionelle!- mechanische Sicherung des Hauses dem Täter das Eindringen tatsächlich erschwert, hängt die Wirkungsweise einer Einbruchmeldeanlage vom Verhalten des Täters ab, reagiert er oder nicht? In der überwiegenden Anzahl der Fälle wird er den Einbruch abbrechen, aber auch er weiß um die Trägheit des Systems - wer hört den Alarm, wer reagiert, wann kommt die Polizei? (Jeder kennt die Situation auf dem Supermarktparkplatz, Stichwort Autoalarmanlage)
Ich habe in meiner Dienstzeit keinen Einbruch erlebt, bei dem professionell verbauter Einbruchschutz überwunden wurde.
Ich betone das Wort professionell! Fenster und Türen müssen in Deutschland der aktuellen ENEV entsprechen, zum Einbruchschutz sagt der Gesetzgeber nichts. Es gibt aber entsprechende Normen zum Einbruchschutz, diese beziehen sich auf neue Fenster und Türen (EN 1627 mit den entsprechenden Widerstandsklassen (RC 2-6) und auf die Nachrüstung von Fenstern und Türen (DIN 18104). Wenn diese Normen peinlich genau eingehalten werden, hat es der Täter schwer.
Ich durfte schon oft an solchen Objekten arbeiten-ich bin kein schmächtiges Kerlchen-ich habe es, auch in Zusammenarbeit mit weiteren Kollegen, nicht geschafft, die Sicherungen zu überwinden.
Fazit 3: Professionell eingebauter mechanischer Einbruchschutz ist in der Lage, einen Einbruch zu verhindern.
Auch Mietobjekte kann man schützen, Teleskopstangen werden im Mauerwerk befestigt und können bei Auszug mitgenommen werden. Auch viele Einbruchmeldeanlagen kann man mitnehmen und in der neuen Wohnung (Spanien?) installieren.
Lasst Euch von meinen Kollegen beraten, es lohnt sich! Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen gibt es in jeder Polizeibehörde.
Auf den Internetseiten der Polizei gibt's weitere wertvolle Tipps und auch Adressen von Herstellern zertifizierter, einbruchhemmender Produkte sowie Adressen von Fachunternehmen für mechanische und elektronische Sicherungseinrichtungen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch, dass ihr von Einbrüchen verschont bleibt!