Ich sollte nun langsam von der Theorie in die Praxis übergehen, so ne Kutsche mal probe fahren und schauen, ob ich die wahnsinnigen 60 PS unter Kontrolle bekomme. Mit Grauen befürchte ich schon ein blechernes "Dengel" beim Türschließen anstatt dem satten "Plopp" von Frauchens Traum Benz.
Ich bin ja noch was schuldig
es war sehr interessant.
Eine große offizielle Renault-Vertragswerkstatt stellt mir einen wirklich hübschen Kangoo ZE 33 ohne Aufbereitung, zur Probefahrt bereit. Die Einweisung ging schnell, wer schon einmal Automatikauto gefahren ist, kommt damit schon klar. Also Radio aus und los.
Kein erwartetes "Dengel", eher schon nettes ein "Plopp" begleitete die Tür. Ich sitze gut, habe gute Rundumsicht. Hartplaste zwar, aber einige pfiffige Details. Geräuschlos setzt sich das Ding in Bewegung und lässt sich über den Betriebshof dirigieren. Auf der Strasse blieb es weiterhin sehr angenehm ruhig. Auch kaum scheppern von hinten, man kennt das ja von diesen Kastenwagen. Der kann sogar ein bisschen Bordcomputer. Holla, ich bin zu schnell, uuupss, Depp. Man merkt man gar nicht, wie man schneller wird, man muss den Tacho ständig bewachen.
Irgendwie bekomme ich den "eco" Modus nicht ausgeschaltet, trotzdem kann ich locker mitschwimmen. Zunächst Stadtverkehr, dann geht es erst auf ne Bundesstraße mit Überholvorgang (tapfer im "Eco" Modus), später sogar auf die Autobahn. Immer noch im "Eco" Modus schafft er beachtliche 110 km/h. Ok, dann wieder runter von der Bahn und auf einen Parkplatz. Da hab ich mir das Schmuckstück mal genau angesehen.
Das Fahrzeug hat offensichtlichen Wartungstau, trotzdem ist die Heckklappenmechanik dick eingefettet. Warum macht man das? Ein Befestigungsbügel hinten ist festgerostet. Der Wagenheber hat Rost (kein Flugrost, sondern den bösen Rost). Ok, dann muss ich doch mal die Plastikabdeckungen anheben. Siehe da, auch da war Rost, viel Rost, böser nasser krümeliger Rost. Solcher, der die ganze Falz wegfrisst oder auch schon wegefressen hat. Deshalb auch das fettige Türschloss: fett Rost unter dem Fett. Deshalb war die Tür auf seinem Foto nur angelehnt
Naja, ich mache mich ernüchtert auf den Rückweg zum Händler. 300m vor dessen Einfahrt piept und blinkt die Kiste plötzlich los und schreibt: "Bremsstörung - Werkstatt aufsuchen" und rekuperiert auch nicht mehr. Nach weiteren 200 m piept es plötzlich nochmal und es kam die Meldung "Lenkungsstörung Servoausfall - Werkstatt aufsuchen". So rolle ich auf den Hof und stelle die Fuhre ab. Der Kangoo mag mich nicht, der zickt schon auf der Probefahrt rum, der wird es nicht werden.
Da macht man sich schon so seine Gedanken. Das Ding ist nur zwei Jahre alt.....
Ja, das sei wohl die 12V Fz Batterie, meint der Verkäufer. Und den Rost wolle man bearbeiten.
Sehr ernüchtert bin ich wieder heim gefahren. Das elektrische Fahren war echt angenehm. Man merkt tatsächlich auch bei dem Kangoo die Geschwindigkeit nicht und muss dolle aufpassen. Aber nicht nur das. Solchen Rost hatte ich seit VW T3 und Fiat Panda Zeiten nicht mehr gesehen. Und überhaupt, das ein Kunde mit ner Fuhre losgeschickt wird, die beinahe nen Abschlepper braucht, stimmt nachdenklich. Immerhin wusste man von meinem Besuch, musste ich drei Werktage auf den Termin warten.
Nach zwei Jahren und 7500 km. Ist das normal heutzutage? War das nur ein Griff ins Klo? Oder rosten alle Kangoos so böse? Rostet Renault? Störungen und Ausfälle bei ner Probefahrt ... Ich dachte, seit 20 Jahren werden keine schlechten Autos mehr gebaut, sowas kann sich ein Hersteller doch heute nicht mehr leisten.
Mein letzter Autokauf liegt auch schon Jahre zurück, aber bei Mercedes wäre doch damals (und heute?) eine solche Probefahrt nie und nimmer passiert. Auch bei meinen Fords und Opels - so ne Probefahrt hatte ich noch nie.
Kangoo ZE 33, Bj 21 in kurz und weiß, unter 7500 km Gesamtfahrleistung, 59 PS bei 1620 kg,
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