Ich fahre seit Anfang Februar ausschließlich mit E10. Keine Ahnung warum nicht schon früher. Ich sehe das auch so. Die Motoren selber vertragen das sicher. Wenn wir mal rückwärts durch die Gemischaufbereitung gehen, dann sollte gelten:
Motor mit Einlassventilen: kein Problem. Keine kritischen Materialien.
Ansaugstutzen Alu und Elastomerteil: grundsätzlich anfällig für Alkohol. Aber der Unterschied zwischen E10 und E5 ist gering. Die Materialien werden nicht in Alkohol getaucht. Beim Elastomer ist eine Quellung möglich. Die findet aber auch mit Benzin in Grenzen statt. Die Aluoberflächen sollten bei heute existierenden St1100 schon lange vollständig passiviert sein. Da passiert dann auch nichts mehr.
Vergaser: in der Schwimmerkammer könnte Korrosion entstehen. Dort ist der Kraftstoff flüssig. O-Ringe könnten stärker quellen. Ein Auflösen eingebauter benzinfester O-Ringe würde ich hier ausschließen. Korrosion an den Düsen wäre möglich, das verwendete Material kenne ich nicht. Die werden über Laufleistung aber nicht besser. Bei 100tkm Laufleistung kann aufgrund von Verschleiß durchaus mal ein neuer Satz Düsen angeraten sein.
Zuleitungen: alte Leitungen: Quellung zu erwarten. Aber. 30 Jahre Leitungen sollten generell mal überprüft werden. Die werden auch bei E0 mit der Zeit nicht besser. Neue Leitungen aus dem Zubehör: kein Problem. Im Zweifel noch mal nach Ethanolbeständigkeit fragen.
Benzinhahn: Membrane könnte quellen, reißen, undicht werden. Auch hier eher altersbedingt. Das kommt auch ohne E10 vor.
Benzinfilter: ein aktueller Filter sollte E10 tauglich sein.
Tankflansch: Stahl, gelb chromatiert. Kein Problem.
Tank: ebenfalls Stahl, sollte auch bei E10 nicht stärker korrodieren. Kritisch ist hier ein langzeit-Stillstand mit Temperaturwechseln, weil über die Temperatur die Wasseraufnahmefähigkeit des Kraftstoffes beeinflusst wird. Warm, viel Wasser (gelöst, unproblematisch), kalt: wenig Wasser. Temperaturwechsel von warm nach kalt bei vollständiger Sättigung führt dann zum Ausfall von Wasser. Das Problem hat Ethanolfreier Kraftstoff grundsätzlich aber auch, nur mit weniger Wasser. Bei konstanter Temperatur und verschlossenem Tank ist E10 sogar besser, weil mehr Wasser in Lösung gehen kann bevor eine Sättigung eintritt.
Benzinpumpe: 0-Problem. DC Pumpen funktionieren trotz der höheren Leitfähigkeit bis E20 problemlos. Die Materialien Stahl und POM sind unkritisch. Lötstellen ebenfalls. Kupferlackdraht ebenfalls. Ab E85 wird es mit Leckströmen zwischen den offenen Kontakten heikel. Die müssen dann abgeschirmt werden. Aber über E85 sprechen wir hier ja nicht.
Füllstandsgeber: Dickschichtnetzwerk, Kontakt, Lötung sind unkritisch. Der Schwimmer ist ja nach Material anfällig dafür porös zu werden. Welches Material in der ST1100 verbaut ist weiß ich nicht.
Zu meiner Pan: keine Probleme beim Anspringen. Kein messbarer Mehrverbrauch. Keine fühlbaren Leistungsunterschiede. Ich werde von Zeit zu Zeit berichten, ob sich daran was ändert und warum. Bis dahin fahre ich weiter E10.
Viele Grüße
Sascha