Beiträge von Herbert_s41

    Teil 2


    Unsere Route durch den Ordesa-Nationalpark könnte man auch „Route des Grandes Alpes“ der Pyrenäen bezeichnen. Und in diese Gegend sollte jede Pyrenäentour einmal führen. Unsere Route steuerte Pässe wie den Tourmalet und den Col d´Aubisque an, tangiert die schönsten Nationalparks von Gavarnie und Ordesa, durchquert Schluchten wie den Canyon de Anisclo und verläuft dabei fast genau zu gleichen Teilen durch Frankreich und Spanien. Jedoch den Abstecher ins heilige Lourdes lassen wir aufgrund unzähliger Empfehlungen aus.




    Hier gelangen wir auf die „Route de Cols“, und was für eine. Nur eine Bedingung sollte erfüllt sein, gutes beständiges Wetter. Unsere Chancen dafür stehen bestens. Wir haben vor den Parc National des Pyrénées und Ordesa Monte Perdido National Parc zu umrunden bzw. wann immer möglich in ihn hinein zu fahren. Im bildschönen Städtchen Arreau in den Hautes-Pyrénées soll es losgehen. Zwischen Fachwerk und Kronenbourg-Schildern bahnen wir uns den Weg zur Passstraße Hourquette d´Ancizan, einer absolut lohnenswerten Alternative zum Col d´Aspin. Schon beim Aufstieg wird klar, dass man hier die Bergwelt für sich hat. In einer Wiesenmulde am Horizont lässt der Pic du Midi de Bigorre erspähen, das Observatorium auf seinem Gipfel und die eisernen Seilbahnpfeiler sind deutlich zu erkennen. Der Hourquette d´Ancizan mutet wie eine einzige Weidefläche an. Pferde, Kühe, Schafe, alles durcheinander. So langsam bekommen wir ungemeine Lust auf die ganz Großen, der Pyrenäen, den Col du Tourmalet und später den Col d´Aubisque. Nicht mehr passierbar hingegen ist eine Querverbindung zum Col d´Aspin von unserer einsamen Hourquette d´Ancizan Strasse aus, dort endet man vor einem Verbotsschild. Die legale Abfahrt vom Pass mündet hingegen in einem französischen Wild-Camper-Eldorado, jedenfalls stehen am Reservoir des Laquets, an der Westrampe des Aspins, jede Menge Wohnmobile.


    Die Auffahrt zum Col de Tourmalet beginnt genau hier, zu Rechten immer den Pic du Midi de Bigorre, auf den ein verwegen steiler und gesperrter Versorgungsweg führen soll. Baumlos und von Lawinenschutz-Galerien gesäumt, erkämpft sich die Straße den Pass. Am Wintersportort Le Mongie, wo die zuvor achtprozentige Steigung noch ein paar Prozent zulegt, überholen wir Radler, die schwitzend der Tour de France nacheifern. Mit einem Dreh am Gasgriff, sind wir oben auf der Mini-Passhöhe und finden fast keinen Platz, wo der wacklige Seitenständer meiner Adventure Halt finden könnte. Anlehnen an die Mauer zwischen dem Radfahrer-Denkmal (zu Ehren der Tour la Grande Boucle, wie sie auch genannt wird, und der Büste des Ex-Tourdirektor Jacques Goddet, das geht aber auch. Mir dämmert, woher der Tourmalet seinen Ruf hat. Die Steigungen wirken endlos, fast 2.800 Hm auf beiden Seiten, und die sehr steile und enge Abfahrt endet erstmal in der Nähe eines großen Parkplatzes, dann in Luz-Saint-Sauveur.


    Wir fahren weiter, in den Cirque de Troumouse, dessen Mautstrasse einige Kilometer hinter Gédre, für 2.- € beginnt. Mit großer Begeisterung wird Peter von der Dame im Mauthäuschen angehimmelt. Endlich mal eine Pan interessierte, bei sonstigen Pausenstopps bilden sich die Menschentrauben um die Adventure. Diese Aufmerksamkeit hat nun lange auf sich warten lassen, damit dürfte das Seelenheil gesichert sein. Unter dem Ruf des berühmten Gavarnie-Kessels leidend, ist der Troumouse fast genauso schön, dafür aber auch nicht so stark besucht.


    Auf halber Höhe, der sehr steilen Wegstrecke kommen wir an der Auberge Le Maillet vorbei. Ein großer weißer Hund springt draußen herum und hinter dem Haus wehen tibetanische Gebetsfahnen. Der Wirt erzählt mir, dass viele Motorradfahrer zu seinen Gästen gehören. So früh wie wir hier sind, ist es im Kessel der Berge richtig lauschig und einsam, wir sind fast die ersten Besucher an diesem Morgen.




    Der Ort Gavarnie ist zu hundert Prozent auf Tourismus eingestellt. Eine Straße führt auf 2.200 Meter zum Col de Tentes, wo eine steinerne Absperrung die Weiterfahrt an die Grenze (Port de Gavarnie) unterbricht. Die bekannte Breche de Roland ist zu sehen, eine 40 meter breite und 100 Meter tiefe Scharte im Pyrenäenhauptkamm auf 2.807 Metern Höhe, die der Legende nach durch einen Schwertstreich des Ritters Roland mit seinem „Durendart“ entstanden sein soll.
    Wir fahren nach einer ganzen Weile aus der Sackgasse hinaus nach Luz-St-Saveur, vorbei an der beeindruckenden Pont Napoléon, und biegen später nach Pyre Arge-les-Gazost ab.


    Die Vorfreude auf den Col d´Aubisque kann man mit einer simplen Variation der Anreise sogar noch etwas steigern. Man nehme nicht die Route des Pyrenees (D918) sondern fahre am Südhang, oberhalb entlang. Das ist dann die Route d´Arras, die ab Arge-les-Gazost über das schöne Saint-Savin und Sireix nach Estaing führt. Über den kleinen Col de Bordéres wird die Talseite gewechselt, um bei Arrens-Marsous wieder auf die Hauptroute zu treffen.


    Der Col du Soulor (1.474m) an der Route des Cols ist ein verheißungsvoller Vorbote auf den Aubisque-Pass, absolute Abgeschiedenheit. Schafherden schlafen auf der Straße, irgendwo laufen Schweine herum, und am Gipfel ruht ein alter Mann mit Baskenmütze neben seinem Hund. Hier stehen schon die Warntafeln für den Col d´Aubisque, der zu den Legenden der Tour de France gehört.




    Die Ausblicke auf dem Col d´Aubisque sind überwältigend und absolut lohnenswert. Nun zur Ostrampe des Vallee vergeht mit ihren 17 Kilometern leider viel zu schnell, doch die nächste Passfahrt steht gleich wieder an. Wer nicht über den waldigen Col de Marie-Blanque will, hat den Anstieg zum Col du Pourtalet vor sich, dessen Auffahrt durch eine enge Schlucht führt. Auf der Passhöhe kann man leicht ein Déja-vu bekommen, denn auch hier gibt es einen Pic du Midi, doch diesmal ist es der von Ossau, ohne Observatorium oben drauf, dafür aber zwölf Meter höher, als der andere am Tourmalet.




    Szenenwechsel, wir fahren nach Spanien. Hier treffen wir auf die sonnenverwöhnte Seite der Pyrenäen, nackter Fels, erodierende Tafelberge und Stauseen spanischer Prägung. Auch auf dieser Seite des Kammes sind die typisch pyrenäischen Felsenkessel zu erkennen. Die Abfahrt nach Sallent de Gállego erfolgt natürlich auf frischem Asphalt, aus dem Stausee Búbal ragen noch die Reste alter Straßen und Brücken hervor. Wir biegen für einen Abstecher zu den Balneario de Panticosa ab und durchqueren dabei die Garganta del Escalar, eine enge, tiefe Schlucht, die geologische Einblicke in die Gesteinssicht Kalk, Schiefer und Granit bieten. In Haarnadelkurven erklimmt die Straße den Westhang und erreicht einen Bergkessel. Dann passiert man eine Thermalbad-Baustelle und gelangt an einen glasklaren Bergsee, der schon zum Thermalbad Panticosa gehört. In Biescas muss ich erst mal den Ölstand korrigieren, dass erste Mal, werden auf dieser Tour 200ml in den Boxer gekippt.


    Wir wollen nun aber unbedingt den Ordesa-Park sehen, das Pendant zum französischen Pyrenäen-Park. Kurs Ost bringt uns Richtung Torla, und zwar über die 23 Kilometer lange Kurvenstrecke über den Port Cotefalbo (1.423m), der oben einen kleinen Scheiteltunnel hat. Torla und Boto nähert man sich von oben, und dadurch erhält man einen Prachtblick auf die schneebedeckten Berge des Monte Perdido.




    Hier an der Zufahrt zum Ordesa-Park, ist heute die Schranke für uns geschlossen, nur Busse dürfen passieren.


    Die richtigen Motorradreviere liegen in einer anderen Richtung. Sehr zu empfehlen ist die Strecke über Sarvise und Fanlo zum Canyon de Anisclo. Als ich unten in Sarvise am Reiterhof abbiege, ahne ich noch nicht, was uns erwartet.




    Zunächst ist Kurvenschwung angesagt. Hinter Fanlo legt die HU-631 noch einmal zu. Manchmal fehlt der Belag, dann ist er wieder da und die Aussicht lässt erahnen, was im Canyon zu sehen sein wird. Auf einer Strasse mit fester Einbahnregelung kommt man hinunter zum Canyon-Eingang. Die beste Sicht in den Canyon de Anisclo hat, wer ein Stück weiter zum Aussichtspunkt fährt.



    Im Canyon stoßen zwei geschichtete, schräg abgeflachte Bergketten zusammen, sodass es hier wie im Monument Valley aussieht. Ganz hinten schmiegen sich grüne Wiesenhänge an den kitschig-blauen Horizont. Dort muss Frankreich liegen und die Grenze zum Cirque de Troumouse sein. Dorthin, in den französischen National-Park, führt auch ein Wanderweg der durch den kompletten Canyon leitet, wir haben jedoch keine Wanderschuhe dabei ;).
    Schwer beeindruckt von der Landschaft begreife ich nun auch, warum es hier eine Einbahnregelung gibt. Der Fahrweg führt durch den Canyon, der manchmal da, wo der Himmel sein müsste, die Felswände zusammenschlagen lässt. Höhlenartige Grotten mit Stalaktiten säumen die Straße –also doch ganz gut das es keinen Gegenverkehr gibt! Das Abendteuer durch den Ordesa und Monte-Perdido-Nationalpark hält über zehn Kilometer an. Nach unserer Ehrenrunde biegen wir, etwas abgekämpft vom zweimaligen Kurvenensemble, auf die A138 ein. Die ist zwar breit und ausgebaut, führt aber dennoch in harmonischen Kurven flussaufwärts und später am Valle de Pineta vorbei. Durch den Tunnel de Bielsa gelangt man wieder nach in die französische Hemisphäre der Pyrenäen und in ein Hochtal, das erst nach ein paar Kilometern über einige Serpentinen abfällt.


    Unser Weg musste selbstverständlich auch nach Canfranc-Estacion „Züge nach nirgendwo“ führen. Dorthin sind die berühmte Canfranc-Estación und der Port de Somport ausgeschildert, einer der wichtigen Pyrenäenübergänge, was durch den aufkommenden LKW-Verkehr deutlich wird. In den 1920er Jahren saß die durch den Eisenbahnboom an euphorische Mobilitätsträume glaubende Gesellschaft einem großen Irrtum auf. Man baute die Canfranc-Estación, einen gigantischen Bahnhof, der hier im Tal wie ein Ding aus einer anderen Welt wirkt. Von der Fassadenlänge kann das Gebäude es mit den großen Bahnhofsbauten Mitteleuropas aufnehmen! Dazu bohrte man den Somport-Basistunnel, der tatsächlich fertig gestellt wurde. Das Bahnhofsgebäude hingegen nicht. Man hatte sich verschätzt in der Dimension und Auslegung des gigantischen Projekts, nicht ahnend, dass sich die Mobilität später mehr automobil entwickeln würde. Als wir an der gigantomanischen Anlage vorbeikommen, stehen bereits einige Touristen-Busse auf der Hauptstrasse und laufen wie auf einer Armeisenstrasse zum Bahnhof hinüber. Immer wieder tauchen Meldungen auf, dass ein Investor gefunden wurde, der den Bahnhof in ein Luxushotel umbauen will. Nach dem die SNCF die Strecke wieder in Betrieb nehmen möchte, doch der Blick auf das Bahnhofsgelände lehrt einen, das Gras wachsen zu hören. Wir streifen noch etwas über die von Moos überzogenen Gleise und den Rangierbahnhof, auf dem sich kleine und große Industriebetriebe angesiedelt haben. Viele Züge und Waggons haben hier das Abstellgleis zur letzten Ruhe gefunden. Graffitibesprüht wachsen sie allmählich in das marode Gleisbett ein.


    Größe und Gleiszahl entsprechen dem einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern, das edel ausgestattete Hauptgebäude liegt parallel zwischen den breiten (spanischen) und schmalen (französischen) Gleisen. Reisende sollten direkt am Bahnhofsgebäude aussteigen, die Grenzformalitäten erledigen und auf der anderen Seite sofort wieder in den nächsten Zug einsteigen können. Dieser Massenbetrieb jedoch wurde niemals Realität. (Quelle: wikipedia)


    Der alte Eisenbahntunnel soll bei der Konstruktion des Somport-Straßentunnels genutzt worden sein und beherbergt heute noch ein unterirdisches Labor. wikipedia
    http://de.wikipedia.org/wiki/L…terr%C3%A1neo_de_Canfranc




    Auf dem Weg zum Port de Somport windet sich die Motorradstrecke hinauf durchs Valle de Aspe, vorbei an einer kühn angelegten Festung im Fels mit Holzbrücke, der Festung von Portalet. Alte teils ungenutzte Mini-Bahnhöfe der Gründerzeit fliegen vorbei, und einmal mehr finden wir in Aspe-Tal an der Bahnstrecke unsere nächsten Fotomotive.


    Wir sind noch mittendrin in der Idylle des Parc National des Pyrenées, doch plötzlich verschlingt der Somport-Straßentunnel jeden einzelnen LKW und pumpt ihn 8,6 km später wieder auf die N-330 zurück. Wir fahren weiter nach Jaca, hier ist schnell unsere nächste Nachtruhestelle gefunden. Das beste und Preisgünstigste Hotel der gesamten Pyrenäentour, ich kann es jedem empfehlen. Hotel Reina Felicia **** 44.- Euro je Nacht/Person im DZ.


    Am nächsten Tag interessieren wir uns für eine Runde nach Navarra, durch das französische Grenzgebiet, in dem es baskische Einflüsse geben soll. Der Port Larrau und der Col de la Pierre St. Martin machen wegen ihrer Scheitelhöhe schon auf der Landkarte einen guten Eindruck. Um Arette-la-Pierre-Saint-Martin irren wir etwas planlos umher, finden dann aber den Einstieg in die irlandgrüne Oase des baskisch sprechenden Hinterlands. Wie es dort aussieht? Nun, der Kern des Baskenlands liegt im atlantischen Spanien. Hier in den Bergen spürt man navarresische Einflüsse und trifft auf archaische Bauernhäuser mit dicken Wänden und hellroten Ecksteinen, die teils auf Fels errichtet sind. Manche von ihnen tragen ein „Lauburu“ über dem Eingang, eine Art kreuzförmigen Glücksbringer oder Talisman. Das Wort bedeutet so viel wie >vier Köpfe oder vier Gipfel< und soll Leben, Tod bzw. das Universum versinnbildlichen, oder auch den Widerstand.


    Uns steht der Sinn nach höheren Bergen, und so drehen wir zum Port de Larrau (1.573m) ab, neben dem der 2.017 Meter hohe Pic d´Orhy aufragt. Die Wolken versprechen nichts Gutes in dem sprichwörtlich feuchteren teil der atlantischen Pyrenäen, doch wenige Kilometer vor dem Port, am Col d´Erroymendi, stoßen die Pan und BMW durch dichten Nebel und stehen über den Wolken und damit über den Dingen! Am Port Larrau wabern noch gelegentlich Wolkenschwaden über den Kam, einige Basken haben sich aber schon offensiv zum Picknick gerüstet, und ein vorbeikommender französischer Rentner winkt uns freudig zu.


    Die navarresischen Asphaltkocher haben zum Gruß ihr Wappen auf die Straße gemalt, und wir fühlen uns herzlich willkommen in Navarra. Ein paar kehren tiefer, inmitten des baumlosen Panoramas, steht eine größere Rollergruppe am Wegesrand, die gerade vom mitgereisten Servicefahrzeug verpflegt wird. Ganz anders ergeht es den deutschen Bikern auf KTM und BMW, die ein Stück weiter unten auf einem Parkplatz rasten. Einer von ihnen hämmert an den Koffern seiner KTM herum, er war vorgefahren und wurde vom Rollsplitt aus der kurve getragen. Etwas Schlimmeres ist nicht passiert, und ein bisserl wild gefahren sei er auch, die Kurven sind halt einfach sehr verlockend. Grob gesehen Richtung Süden geht es nun weiter, am Portillo de Lazar kann man sich bei bestem Fernblick entscheiden, ob man ein Stück offroad fahren möchte oder besser die direkte Verbindung ins Roncal-Tal nimmt. Nach links geht es hinauf zum einsamen und ziemlich hoch gelegenen Col de la Pierre St. Martin. Oben kreisen die Gänsegeier, und nahe der Passhöhe durchquert man eine Erosionslandschaft, die an den Col d´Izoard in den Alpen erinnert. Weiter unten im Tal rollen wir über Kopfsteinpflaster nach Roncal hinein und kaufen in einem wappengeschmückten Laden den leicht pikanten, gereiften Roncal-Käse.


    Nicht weit von Lumbier, das von Jaca und Pamplona aus gut zu erreichen ist, bereitet sich der Vorzeige Canyon Navarras aus; La Foz de Arbayún. Von einer Aussichtplattform lässt sich weit in seine verschlungenen Windungen hineinschauen, die Steilwände bieten gute Nistplätze für die allgegenwärtigen Geier dieser Gegend.




    Zwischen Mittelmeer und Atlantik, zwischen Frankreich und Spanien wartet ein absolutes Motorradfahrer Eldorado auf Eroberung, die Pyrenäen. Diese traumhaften und abwechslungsreichen Strecken, durch das Kurvenparadies, haben wir in 13 Tagen und einer Strecke von 6.500km erleben dürfen. Diese schöne Zeit liegt nun hinter uns, wir haben viel Sehenswertes entlang der steilen Pässe und enge Täler erlebt, was uns bleibt, sind die Erinnerungen und unser Fotoalbum.


    Herbert

    Frankreich, dass ist mein Ziel, wenn es um genussreiches Motorradfahren geht. Seit 15 Jahren besuche ich regelmäßig unsere südwestlichen Nachbarn. Nicht nur für die große Tour quer durch die Pyrenäen oder für den langen Trip ins Languedoc-Roussillon. Schon gleich hinter der deutsch-französischen Grenze eröffnet sich für mich eine fantastische Welt. Wie in einigen Reiseberichten von mir bereits erwähnt, berauschen mich das Elsass und die Vogesen mit seinen großartigen Pässen, die französischen Ardennen mit ihren kleinen, verwinkelten Nebenstrecken und die Picardie mit ihrer lockeren, französischen Lebensart, laden zu erlebnisreichen Tages und Wochenendausflügen ein.


    In diesem April, gleich zu Anfang meiner TourenSaison 2012, habe ich in den Vogesen eine Unachtsamkeit mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt in Colmar, sowie einer drei monatigen Zwangspause bezahlt. Bei einem leichten Sturz auf dem Col du Calvaire, habe ich mir das linke Schultergelenk gebrochen und der Arm war ausgekugelt. Zu meinem Glück, kann ich heute meinen behandelnden französischen Medizinern, nur beste Fachkenntnis attestieren.


    Wohl kaum ein anderes Land in Europa bietet so viel Abwechslung für mich, wie Frankreich. Auch ich entdecke jedes Mal aufs Neue Landschaft, Kultur und freundliche Menschen. Dabei erfüllt Frankreich für jede Fahrcharakteristik die richtige Landschaft. Der sportlich ambitionierte schmirgelt seine Kniepads auf den griffigen Landstassen des Elsass, der beschauliche Tourenfahrer genießt die Ruhe und Entspanntheit entlang der Loire. Die großen Reiseenduros finden sich in der Bergwelt der Pyrenäen wieder und Kurvenfreaks machen die Cevennen unsicher.


    Im letzten Winter kam ich schnell zu dem Ergebnis, mit meiner Reiseenduro die Pyrenäen zu bereisen. Aufgrund der Entfernung stand schnell fest, dass meine durchschnittliche Urlaubszeit für eine solche Tour nicht ausreicht, damit stand auch fest, dass Klaus aus Mayen, mein Standardbegleiter, nicht mitfahren wird. Er mag auch keine Temperaturen über 28 Grad, die auch im September schnell mal überschritten werden. So stand ich vor der Herausforderung, einen tauglichen Begleiter zu finden. Was lag näher, als im direkten Umfeld zu suchen. Somit kam sofort der ein und andere vom Honda Pan-Stammtisch in Frage. In diesem Fall hatte ich Glück, gleich den richtigen angesprochen zu haben. Der auch schon seit geraumer Zeit die Pyrenäen bereisen wollte und über ausreichend Erfahrung und Zeit verfügte. Damit war der Mitfahrer gefunden. Peter aus Neuss war somit mein Begleiter für meine 13-tägige Pyrenäentour 2012. Er ist ein erfahrener Pan´er, mit der klassischen Entwicklung, von einer ST1100 zur ST1300.


    Meine grobe Streckenplanung mit den Touri Highlights stand auch und es bedurfte nur einer kleinen Ergänzung, und die Tour stand fest und wurde in einer Garmindatei abgespeichert. Auf der Tour ergab sich, dass Peter mit dem Garmin Zumo550, sich als idealer Tour Guide entpuppte, und ich seinem Schatten folgen durfte.



    Viele Wege führen in die Pyrenäen. Wie man am besten mit dem Motorrad dorthin kommt, hängt davon ab, wie man das Pferd aufzäumt.


    In jedem Fall führt der Weg durch Frankreich, und das gibt ausreichend Stoff für eine erlebnisreiche Anreise. Der materialschonendste Weg ist der mit dem Autoreisezug. Dieser fährt direkt bis Narbonne im Languedoc, von wo es nur noch 100 Km bis zum Fuß der Berge sind. Ansonsten hängt die Routenführung durch Frankreich davon ab, von wo man die Pyrenäenrunde starten möchte, vom Atlantik oder vom Mittelmeer.


    Die vermutlich häufiger genutzte Ostroute in die Pyrenäees Orientales mündet vom Süden Deutschlands in das Rhônetal. Danach ist es reine Geschmackssache wohin man abbiegt. Bourgogne, Auvergne, Cevennen und Ardeche, so sieht in Frankreich die Qual der Wahl aus.


    Wenn im Rhônetal der Mistral kühl aus nordwestlicher Richtung bläst, kann schon ein paar Kurven weiter, in der Umgebung der Ardèche, ein lauwarmes Lüftchen unter den Helm wehen.


    Unser lohnenswertes Hauptziel der Anreise ist der Canyon Gorges d´Ardèche, der sich über 30 Kilometer tief in den weichen Karst eingegraben und an seinen Ufern eine wunderbare Motorradstrecke geschaffen hat. Jetzt im September, präsentiert sich das ganze Ambiente komplett anders als im Sommer. Während im Hochsommer unzählige Boote den Fluss tief unten im Canyon bevölkern, ist das Wasser jetzt stark aufgewühlt, weshalb nur noch wenige, geschickte Kajakfahrer durch die wilden Stromschnellen gleiten. Wenn es im Hauptort Vallon-Pont-d´Arc im Sommer proppenvoll ist, kann es im Herbst schwierig sein, ein offenes Geschäft oder Cafe zu finden.




    Richtung Süden verlassen wir bald das Tal und erklimmen auch hier über Serpentinen den Hang, um über Le Vigan die Corniche des Cevennes anzusteuern. Diese Strecke zwischen St-Jean-du-Gard und Florac gehört mit Sicherheit zu den schönsten Motorradstrecken Europas. Entlang der Bergrücken zieht sich die Panoramastraße in unzähligen Kurven durch den wohl beeindruckendsten Teil des Nationalparks der Cevennen. Die Ausblicke rechts und links der Strecke sind einfach kolossal. Viele französische Motorradfahrer wissen diese Höhenstrecke zu schätzen. Davon zeugen nicht nur jede Menge Zweiräder mit französischem Nummernschild, die mächtig röhrend an uns vorbeischießen, sondern auch unzählige einspurige Bremsspuren, die im Grün neben der Straße enden. Die eine oder andere Hundskurve auf der Corniche lehrt selbst den begnadetsten Sportfahrer Respekt. Auch mir fällt der Spagat zwischen aussichtsreichem Touren und hurtigem Kurvenspaß nicht leicht, zumal die Adventure für beides das ideale Gerät darstellt. Wenn auch arg strapaziert, hat hier der alte Spruch, dass der Weg das Ziel sei, wieder mal seine Berechtigung erfahren.


    In Florac biegen wir links ab, genau an dieser Stelle hatten Mimoto, Jojo, Glieder und ich, am 30.04.2010 einen Fotostop eingelegt.


    Hier der YouTubeFilm dazu: Eine kleine Frankreichrunde mit Freunden


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    Wir stürzen uns kurze Zeit später auf der Südseite des Berges Mont Aigoual in die Tiefe. Müßig zu erwähnen, dass auch diese Route nach Meyrueis vom Feinsten ist. Gleich hinter Meyrueis beginnen die Gorges de la Jonte, eine tief ausgewaschene Schlucht am Rand des Hochplaeaus Causse de Méjean. Hier hat der nur gut 30 km lange Fluss Jonte ganze Arbeit geleistet. Bekanntlich lässt sich fehlende Länge durch Technik ausgleichen und darin ist die Jonte eine echte Könnerin. Auf dem Mont Aigoual entsprungen, mündet sie bei Le Rozier in den Tarn und hat in der Jonteschlucht ihr wahres Meisterwerk hinterlassen. Wie eine Miniaturausgabe des Grand Canyon mäandert das Wasser durch das Tal, flankiert von hohen Plateaus und Tafelbergen. Die Aussicht von der D996 ist auch hier wieder ein echter Renner, mehr als einmal halten wir an, schauen runter in die Schlucht und staunen über die gewaltige Natur.


    Nach den vielen landschaftlichen Superlativen, wobei wir noch gar nicht alle gesehen haben, steht jetzt eine menschliche, eine technische Meisterleistung auf unserem Plan, die Brücke von Millau. Wir entscheiden uns für ein zweirädriges Sightseeing und fahren für ein Erinnerungsfoto noch ein Stückchen auf der Landstraße weiter. Nur ein, zwei Kilometer westlich der Brücke zweigt ein Feldweg rechts ab, der auch gleich einen tollen Blick auf das Bauwerk bietet. Mit einem südlichen Schlenker steuern wir dann auf die Autobahn und damit auf die Brücke. Die Fahrt in luftiger Höhe ist ein echtes Erlebnis. Wir kommen uns vor wie in einem Flugzeug. Die meisten Auto- u. Motorradfahrer rollen hier recht langsam über die Autobahn. Nicht nur des Windes wegen, sondern auch um das Panorama zu genießen, wir nutzen die ein und andere Nothaltebucht zum fotografieren.



    Millaubrücke



    Im Frühjahr 2010 bin ich mit den besagten drei Erfahrenen Frankreichkennern ebenfalls an der Ardeche und Tarn entlang gefahren. Damals reichte die Zeit leider nicht aus, von der Ardeche kommend die Tarn in Richtung Millau weiter zu bereisen. Eine besondere Empfehlung verdiente damals schon die Route entlang der Georges du Tarn.



    Nun verlassen wir die Cevennen und nähern uns den Midi Pyrenäen. Die A75/A9, aus Millau kommend hat uns hinter Narbonne, in einer schönen und warmen Mittelmeerwelt ausgespukt, und wir fahren die restlichen Kilometer über Land nach Prades.


    Auf dem Weg dort hin, ging es entlang der D118 in Richtung Süden, die jeder Biegung der Aude folgt. Bei Couiza sehe ich gerade noch ein Schild „Col du Paradis“ vorbeifliegen. Blinker raus, Bremse ziehen, das hört sich gut an. Entlang des Flüsschen Sals düsen wir durch Serres und Arques. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir kommen an alten Gemäuern und Höfen, uralten Brücken und einst stolzen und wehrhaften, jetzt verfallenen Befestigungsanlagen vorbei. Bald erreichen wir auch den 662 Meter hohen col du Paradies. Von hier oben fällt der Blick weit über die bewaldeten Höhen des Forêt de Rialsesse. Für diesen Augenblick hat sich der Weg über Land allemal gelohnt. Als wir wieder bergab in Richtung Aude zurückrollen, fallen mir spontan die Radler der Tour de France ein, die auch schon diese Strecke passierten. Sie werden wahrscheinlich weniger entspannt das tolle Panorama dieser Etappe genossen haben.


    Hinter Quillan, beim Défile de Pierre-Lys, wo die Aude wild durch die Schlucht rauscht, geht es unter mächtigen Felsen hindurch. Ein kurzes Stück später folgen wir den Schildern nach wenigen Metern erhebt sich vor uns das gewaltige Schloss auf dem Gipfel. Riesige zinnenbewehrte Türme ragen in den tiefblauen Himmel, dazwischen ziehen sich hohe, nicht minder geschützte graue Mauern entlang. Die eigentliche Festung dahinter kann man nur als monströs beschreiben. Schon am Ende des 10. Jahrhunderts wurde die Burg urkundlich erwähnt, bis 1256 konnte sie sich gegen die Kreuzfahrer wehren. Kaum vorstellbar, dass dieses trutzige Bauwerk doch bezwingbar war. Wir verzichten, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen und in der Festung herumzuklettern.


    Gorges de Galamus



    Unser nächstes Ziel sind die Gorges de Galamus. Oberhalb des rauschenden Agly haben hier wahre Künstler eine Straße in den Fels geschlagen und gesprengt, die mit fantastischen Panoramen aufwartet. Mehr als einmalig komme ich den engen Felsen mit den Zylindern der Adventure bedrohlich nahe, weil ich mehr auf die faszinierende Karstlandschaft achte als auf die Straße. Erstaunlicherweise sind wir auch hier fast alleine unterwegs und ab und an bleiben wir am Rand der Strecke stehen und schauen tief hinunter in die Schlucht. Ein kurzes Stück weiter liegt die nächste gewaltige Katharer-Festung wie ein Adlernest auf einem der Roussillon-Gipfel, das Château de Peyrepertuse. Die Geschichte der Burg besagt, dass sie niemals angegriffen wurde. Hier hätte sich wahrscheinlich auch jeder Angreifer mehr als nur eine blutige Nase geholt. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, also steuern wir für heute die dritte Burg, das Château de Quéribus an, nicht minder beeindruckend als seine Kollegen gleich nebenan. Von der vielen Kurverrei geschafft, quartieren wir uns in der reservierten Villa, bei Mireike und Oliver Zehner ein. Der leckerste Cafe au lait seit langem, zur Begrüßung auf der Terrasse im Hotel-Restaurante, von der Chefin des Hauses serviert. Vorgewärmte Tasse, viel starker Espresso und ein Kännchen heiße Milch auf silbernem Tablett, willkommen im stilechten Frankreich!


    Villa du Parc




    Kampf gegen den Wind


    Bei Ille-sur-Tet, einige Kilometer vor Perpignan, fahren wir weiter zur Küste und biegen bei Argeles-Sur-Mer wieder nach Süden ab. Hier unten ist es schon wieder eine Ecke wärmer, aber immer noch weht vom offenen Meer ein heftiger Wind.


    Am Tour de la Madeloc - einem Aussichtspunkt hoch über der Küste, 652 Meter Höhe - missachten wir das Durchfahrtsverbot und folgen dem Wegweiser zum Aussichtsturm. (Madeloc bedeutet auf Katalanisch so viel wie „verwunschener Ort“) Nicht wissend, was uns erwartet, folgen wir der wild geschwungenen Straße, in engen Kehren steil den Berg hinauf. Je weiter wir kommen, desto stärker macht sich der Wind bemerkbar. Wir fühlen uns wie in einem startenden Flugzeug. Uns kommen langsam Zweifel ob es wirklich eine gute Idee war, heute hier hinauf zu fahren. Aber umkehren ist auch fast nicht möglich - also langsam weiter. Endlich erreichen wir den Parkplatz ein Stück unterhalb des Turms. Es findet sich keine windgeschützte Fläche, um die Motorräder abzustellen. Peter stellt seine Pan gleich neben mir ab und versucht weiter hinauf zum Turm zu gelangen.


    Tour de la Madeloc ..Hier die Auffahrt zum Turm: >>stürmische Auffahrt<< von Mimoto





    Nach wenigen Metern gibt er auf. OK, 60 kg, bei 1,70 m Körpergröße reichen an diesem Tag nicht aus, sicher am Aussichtsturm anzukommen. Die Aussicht vom Parkplatz hier oben war auch der Mühe wert, die Spitze unseres Berges so nah, aber unerreichbar für uns, und weit in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Wir sind begeistert, welch eine Aussicht. Doch nun müssen wir wieder nach unten. Der Wind scheint nun noch stärker zu wehen. Die Abfahrt zeigt sich an einzelnen Stellen besonders schwierig, nur knapp ist Peter einem Sturz entgangen. Auf der D86 angekommen, erlauben wir uns eine kurze Verschnaufpause, um das erlebte Revue passieren zu lassen. Der Blick ist frei bis zur Küste des tiefblauen Mittelmeeres, die wir etwas später auch mit dem Motorrad, in Banyuls-Sur-Mer erreichen. Die bunten Häuser an der wunderschönen Uferpromenade wirken einladend. Spaziergänger schlendern durch die Gassen und am Hafen entlang, ein Künstler steht mit seiner Staffelei an der Küste, malt das Panorama des heimeligen Ortes, welch ein Idyll. Auch wir lassen uns von der Ruhe und Beschaulichkeit anstecken und genießen einen kleinen Imbiß, bevor es weiter, bis zur spanischen Grenze geht.


    Imbiß, in Cadaques


    Leere Gebäude markieren den Grenzübergang, der längst nicht mehr kontrolliert wird. Ein wenig genießen wir noch die Kurverei, dann erreichen wir das Kloster Sant Pere de Rodes.



    Kloster


    Es geht weiter in die Zona Volcanica von Olot (Garraotxa-Nationalpark), wo vor langer Zeit über zwanzig Vulkane rauchten. Von hier aus fädeln sich eine Reihe schöner Orte wie an einer Perlenkette auf: Besalu oder Castelfollit de la Roca, das auf einem mächtigen Basaltsockel am Flussufer liegt. Der Tipp lautet, die noch nicht auf der Karte verzeichnete Straße von Oix nach Beget einzuschlagen. Die neue und schmale Asphaltstraße zirkelt zuerst hinauf nach Oix und führt dort vorbei an einem Privat-Castell, um dann, nicht minder geschwungen nach Beget zu leiten. Dieser Ort scheint etliche Wettbewerbe á la „unser Dorf soll schöner werden“ gewonnen zu haben, und die Lage der drei kleinen Ortsteile in einer Talmulde am Fluss ist fabelhaft anzusehen. Nur scheint sich auch hier langsam der „Geranienkübel-Tourismus“ durchzusetzen, da die Stadtväter anscheinend glauben, mit verschwenderisch aufgestellten Blumentöpfen noch mehr Wertungspunkte zu ergattern. Aus der Vulkanzone fahren wir von Olot nach Sant Joan les Fonts und durch Val de Bianya. Schraubt man sich dort empor, bekommt man als Belohnung eine komplette Übersicht auf die Vulkanzenerie, und das aus der Vogelperspektive. Am Pass, dem Collado de Capsacosta, wechselt die Landschaft komplett, und man gelangt wieder in die Einflusssphäre der hohen Pyrenäengipfel und fährt auf der Passstraße von Camprodón über Molló zum Coll d´Ares. Ab dem Col weht einem in Vallespir nach einer Stunde fahrt wieder die milde Brise des Mittelmeers entgegen und kurze Zeit später rollen wir wieder in die Garage der Villa du Parc.




    Am nächsten Tag sind wir schon früh auf den Rädern. Über die N116 steigen wir stetig in die Pyrenäen auf. Je höher wir kommen, desto kälter und windiger wird es. Bei Mont-Louis fegt ein ordentlich frischer Wind um unsere Nasen. Auf einem Rastplatz angehalten werfen wir einen Blick auf die Eisenbahnbrücke, eine Seilbrücke „Pont Gisclard“ über einer enorm tiefen Schlucht. Die Strecke ist auch bei deutschen Eisenbahner-Fans bekannt und wird gerne befahren. Sie ist zu finden, unter dem Namen „Le Petit Jaune, Der kleine Gelbe Zug“ YouTube liefert Filme zur Strecke unter dem Stichwort „gelbe Eisenbahn“


    http://youtu.be/AQk6niNkgfE


    Teil 2 folgt.



    Hallo EifelPan,


    vielen Dank fürs lesen.


    Auch ein Dank für dein Angebot, mich zu begleiten. Ich werde dein Angebot in Erinnerung halten, und im Fall der Fälle mich bei Dir melden.


    Viel Spaß bei deinen eigenen Touren.


    Herbert

    Hallo Frank,


    schön zu lesen das es dir gefallen hat, Danke.


    Die Dolomiten liefern mir auch nach vielen Jahren immer wieder tolle Eindrücke, wenn es da nicht die Touristen unfreundlichen Themen geben würde wie: Benzinpreise, Radarfallen, Mautgebühren usw., aber das ist ein anderes Thema.


    Viel Spaß bei deinen weiteren Touren, in und um die Dolomiten.


    Gruß, Herbert

    Teil 2:



    Feuchte Ecken, wenig Überblick, dass einsame Lavaze Joch taucht auf. Hier in 1.808 Meter Höhe zwischen dichten Bäumen hätte Robin Hood seine Freude gehabt. Kein Mensch weit und breit, der ihn beim Rauben und Wegelagern hätte stören können. Al-lerdings auch keine Aussicht, so machen sich die Reisenden der Neuzeit gleich wieder auf den Heimweg hinab nach Cavalese. Konzentration und Ausdauer ist für diese Etap-pe gefordert. Das Sträßchen scheint um jeden Felsbrocken einen Umweg zu machen und garantiert dafür, dass Kupplung und Bremsen nicht kalt werden. Irgendwann teilt sich der Wald und gibt einen ausgezeichneten Blick auf das Fleimstal und den Winter-sportort Cavalese frei. Hinter Cavalese geht es gar nicht stur hauptstraßentypisch, sondern höchst abwechslungsreich in Richtung Ora davon. Zu beginn am Rande eines Hochtales, später mitten durch ein weites Waldgebiet. Aufpassen, nach einer Handvoll kleinerer Kehren darf man nicht am Abzweig nach Aldein und Deutschnofen vorbeisau-sen. Was schade wäre, ein schmales und kurviges Bergsträßchen erklimmt nämlich mit-tels mehrerer serpentinen-Pakete den Gebirgszug, der sich zwischen Fleimstal und Eggental gesetzt hat. Zwischendurch lassen mehrere Geraden dem Gehirn die Zeit, die hübsche Landschaft mit ihren Weilern und Bauernhöfen zu betrachten. Diese beruhi-gende Kurverei führt an Deutschnofen vorüber, um schließlich einige Kilometer vor Bir-chabruck ins Eggental einzufallen. Grobe Richtung Bozen, Meter um Meter schiebt sich die Straße tiefer in dieses Tal hinein, bis aus dem Tal eine Schlucht wird, und was für eine. Dunkelrot leuchten die Felsen in der Abendsonne. Wie die Mauern einer Festung steigen die Wände links und rechts der Fahrbahn in den Himmel. Zum Teil wurde sie abenteuerlich in das Gestein hineingesprengt.


    Anhänger einsamer und kurvenreicher Waldsträßchen sollten nun nicht auf der Haupt-route nach Blumau zurückfahren, sondern in Karneid nach rechts in Richtung Steinegg abbiegen. Ab hier erklimmt eine kaum befahrene Nebenstraße in unzähligen Kehren das Steinegger Plateau. Außerdem kommt man an Jausenstationen wie Wiedenhof und Oberölgart vorbei. Ein zünftiger Abschluss dieser Tagesetappe, bevor es zum Hotel geht.


    Gelegenheiten für Benzingespräche gibt es genügend.



    Unsere Heimfahrt führt uns über einen Streckenabschnitt, der den Namen Tour der Kontraste verdient, die Route verläuft um die Sarntaler Alpen. Es geht los, über das von der Sonne umkoste Hochplateau Ritten gleich oberhalb von Bozen. Es ist ein be-liebtes Urlaubsziel aller Bergfans und lädt zum Urlaub auf dem Ritten ein. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die Bergwelt, die sich mit einer unglaublichen Vielfalt präsentiert. Die Kontraste im Sarntal empfinde ich zunächst wegen des Klimas. Im Etschtal zwischen Bozen und Meran herrschen mediterrane Temperaturen, auf den Obstplantagen wachsen dicke, pralle Äpfel. Doch fühlt man sich auf der Flaniermeile von Meran noch wie in Südfrankreich, und es kann gut sein, dass man ein paar Stunden später auf dem Jaufenpass oder dem Penser Joch in über 2.000 Meter Höhe fröstelnd den Kopf zwischen die Schulter zieht. Ein weiteres Wechselbad gibt es in punkto Ver-kehrsdichte. So pulsiert in den touristischen voll erschlossenen Regionen des Etsch und Passeiertals das moderne Leben, während im Sarntal und Pensertal die totale Ab-geschiedenheit herrscht. Die Tour rund um die Sarntaler Alpen ist also gleichermaßen etwas für Geist und Gasgriff.


    Nun geht es weiter und wir folgen der Beschilderung Mendelpass und biegen anschlie-ßend auf eine vierspurige Schnellstraße ein. Einen knappen Kilometer weiter zweigt die Route schon wieder ab und fädelt sich in eine bestens ausgebaute Straße ein, die in schönen Bögen die Wein- und Obstplantagen der Region durchzieht. Noch ist Zeit zum Sightseeing, und man sollte sie nutzen. Denn nach dem Einstieg in die Auffahrt zum Mendelpass klebt der Blick auf dem Asphalt. Wir gehen den 1.363 Meter hohen Men-delpass erst mal in weichen, schnellen Kehren an. Bis dahin leichtes Spiel, doch nach ein paar Kilometer meldet sich die Neubaustraße ab, und die alte Passstraße steigt in den Ring. Und gleich wird klar, dass der Mendelpass zu den meist unterschätzten Päs-sen der Alpen gehört. Nur 1.363 Meter? Da winken viele ab und fahren weiter. Doch sie wissen nicht, was sie tun. Der Mendelpass ist nämlich gespickt mit eher symboli-schem Charakter. Der Sattel ist erreicht, und eine regelrechte Hotel u. Cafe-Siedlung bietet sich für einen ersten Stopp an. Die anschließende Abfahrt ist relativ flach und führt uns ein Stück hinab nach Fondo. Hier biegen wir nach rechts in die Gampenstraße ein, die als breite, Top asphaltierte Strecke peu á peu hinauf zum Gampenjoch führt. Viel Wald, Golfplatz, viele Picknickplätze und einsehbare Kurven, eine Etappe voller Entspannung. Ganz im Geist meines Begleiters, Peter aus Oberhausen, mit seiner blau-en ST1100. In 1.518 Meter Höhe überquert die Straße das Gampenjoch und sorgt kurz darauf mit Kopfsteinpflaster in einem unbeleuchteten Tunnel für einen leichten Adre-nalinstoß. Dann wedelt sie in einer Unzahl von Wechselkurven hinab ins Etschtal und weiter nach Meran. Keine Spitzkehren, sondern ein flüssiges links-rechts, links-rechts. Parallelschwung würden die Skifahrer dazu sagen. Schon von weitem kündigen sich die riesigen Obstplantagen des Etschtales an. Die Hauptstadt dieses Apfelreichs ist der idyllisch am Hang liegende Ort Lana, dessen 8k Einwohner vom Ertrag ihrer Früchte mit Sicherheit sehr gut leben. Und sehr gut Leben ist das Stichwort für unsere nächs-te Unterkunft. Wir beziehen für diesen Tag die mir beliebte Herberge „Hotel Pöder“, die ich in den letzten Jahren schon häufiger auf dem Weg angefahren bin.


    Am nächsten Tag treten wir die schnelle Weiterfahrt über Jaufenpass, Timmelsjoch und den Arlberg an, dort geht es zur letzten Übernachtung in die Berg-Klause, von der wir am nächsten Morgen auf schnellem Weg die Autobahn anfahren, damit wir am frühen Abend zuhause in Köln bzw. Pittjepuck in Oberhausen ankommen.

    Auch wenn ich keine großen Pausen auf meinen Touren einplane, eines jedoch ist bei meinen Touren garantiert: man schöpft neue Kraft, vergisst den stressigen Alltag und bekommt ein ganz neues Zeitgefühl. Denn wir leben nach dem eigenen Wohlfühl-Rhythmus (mal 200 Tages-Km & mal 1k Tages-Km), es gibt keine Hetze und wir wissen, was es heißt, mit allen Sinnen zu genießen. ;-)


    Und hier geht es wie gewohnt, zum Fotoalbum.


    Herbert

    In einem Meer von Steinen, die mindestens schon ein paar Millionen Jahre auf dem Buckel haben. Sie sind in so entfernten Zeiten wie Tethys und Trias gewachsen und werden heute als Dolomit bezeichnet. Das Korallenriff aus Calziumcarbonat und Magnesium ist gleich hinter dem Brenner, wenn man die Abfahrt Brixen in Italien abfährt und dann weiter Richtung Bruneck, Toblach und Innichen fährt, zu finden. (Quelle: Wikipedia)

    Die Dolomiten gehören zu den schönsten Landschaftsgebieten Europas und der Welt. Sie sind nicht nur wegen der Landschaft an sich, sondern auch wegen der hervorragenden Infrastruktur für Biker und Wanderer ausgezeichnet. Bikertouren in den Dolomiten ist da ein genauso wichtiger Aspekt, wie das Wandern und Klettern. Bei meinen alljährlichen Besuchen, beim DAV Köln, fehlte bislang nie ein Beitrag über diese Region.


    Unsere Tour beginnt hier, jedoch haben wir (Peter = Alias: Pittjepuck & ich) auf dem Weg dorthin einen Umweg in kauf genommen, da wir vorher die Zillertaler Höhenstrasse und den Nationalpark hohe Tauern, sowie die Lienzer-Dolomiten durchqueren wollten.



    Ein Hotel in den Dolomiten zu finden ist wirklich nicht schwer. Nur die Auswahl wird leicht zur Qual. In Frankreich orientiere ich mich an dem Logic-Zeichen, hier ist die Auswahl so vielseitig wie die Bergwelt selbst. Ganz nah an der Natur ist man beispielsweise auf einem Bauernhof, wo man auch Traditionen und Lebensweise der Bergbewohner hautnah erlebt. So richtig verwöhnen lassen kann man sich hingegen in einem Luxushotel, dass kommt nur für den Sommerurlaub mit der Familie in betracht. In dieser Woche suchen wir das klassische Biker-Hotel, zum günstigen Preis und guter Küche, die Weinkarte ist selbstverständlich.



    So haben wir uns in dieser Woche für eine familiäre Atmosphäre, Bequemlichkeit und ein warmes Ambiente in Capitello de Fassa entschieden und einquartiert. Hier sind die Zimmer überschaubar und komfortabel, so dass man sich Wohl fühlt, wie ich es bereits in zwei vorherigen Dolomitenreisen 2005 u. 2008 erlebt habe.


    Kurven und Steigungen satt, an sieben Tagen auf dem Weg über Großglockner durch die Dolomiten und Sarntaler Alpen zum Timmelsjoch und wieder Richtung Germanien.


    Im vergangen Jahr führten mich im September meine Sinne ein zweites Mal in die französischen Alpen. Nun sind es wieder die Dolomiten, die nach meiner neuen R1200ADV rufen. Zu meiner Pan-Zeit konnte ich mir sicher sein, dass ich solch eine Reise auch gut alleine fahren konnte, bei der BMW fehlte mir noch das Vertrauen. Also greife ich auf das Angebot zurück, einen Pan-Treiber als Back-Up und Unterhaltsamen Begleiter mitzuführen. Wir sind bereits einige Meilen im letzten Sommer gemeinsam Unterwegs gewesen, ihr kennt Peter (Pittjepuck) aus der letzten Vogesentour im Juli 2011, mit dem Titel „Von den Vogesen bis in die Provence“, Klaus war leider verhindert und ist mit dem Camper im Oranje-Land unterwegs.



    Mein Kartenmaterial habe ich dieses Mal zuhause gelassen, und verlasse mich, auf mein liebgewonnenes Garmin-Zümo 660.


    Es ist Samstagmorgen 6:45 Uhr, auf dem Rastplatz goldene Meile, an der A61, wenige Minuten später rollt Peter mit seiner himmelblauen Pan ST1100 an, hier am vereinbarten Treffpunkt beginnt unsere gemeinsame Dolomitentour 2011. Damit wir heute noch einige Landstraßen erleben, überbrücken wir die Anreise ins Ösiland auf dem Schnellweg über die deutschen Autobahnen bis zum Inntal-Dreieck, hier geht es weiter durch das Inntal bis zur Ausfahrt Zillertal. Von hier noch den ein oder anderen recht, links Schwenk und wir sind im wohlverdienten Anfahrtsgebiet zur Zillertaler Höhenstrasse. Bereits 2008 habe ich die einzelnen kleinen Wege und einladenden Jausernstationen kennengelernt. Dieses Mal hat es uns zu der Grünalm gezogen. Spitze, enge Kehren und stark abfallende Wegführungen führen uns zur langersehnten Station. Hier auf der Grünalm, erleben wir bei strahlendem Sonnenschein einen ersten Eindruck, auf das, was uns heute noch ereilen wird. Nun nach der ersten Erfrischung klettern wir wieder auf unsere Pan und ADV, fahren weiter auf der Grünalmroute entlang.



    Nun in Hippach angekommen, geht es über den Gerlos, wo wir das erste Mautticket auf dem weiteren Weg nach Zell am See eingelöst haben. Der lange Tunnel in Zell führt uns schnell nach Saalbach, nach 799 km sind wir dann angekommen. Am nächsten Tag geht es auf direktem Weg in den nördlichen Teil der Dolomiten.



    Also mal ganz ehrlich. Sechs ausgewachsene Alpenpässe auf einer Strecke von 95 Ki-lometern, wo gibt es das sonst noch? Ich kenne Keine. Ein solch verdichtetes Fahrerlebnis bieten einfach nur die Dolomiten. Da kommt der Puls kaum zur Ruhe, auch das Kurvenzählen wird schwierig und die Bremsscheiben werden heiß. Der Blutdruck steigt auf 140/90 bei einem 95´iger Pulswert. Sechsmal den Pass rauf und runter, sechsmal ein Maximum an Spitzkehren, aber auch sechsmal phantastische Ausblicke. Glasklare Sache: Die Sella-Ronna ist ein Highlights, wenn nicht sogar der Hit einer Dolomiten-Tour überhaupt. Start in Campitello di Fassa, am Fuße der eindrucksvollen Terrasse Col Rodella, auf 2.400 Meter Höhe. Knappe 15 Kilometer weiter wartet das Pordoijoch. 2.239 Meter hoch. Ein so enormer Höhenunterschied auf so kurzer Distanz kann nur eines bedeuten: Maximaler Fahrspaß. Wer nach 33 Serpentinen den Pordoisattel erreicht, ahnt weshalb dieser Pass für Motorradfahrer die Nummer eins in den Dolomiten ist, Fun-Faktor 100 Prozent. Alle Kehren sind rund zu fahren und fast immer schön übersichtlich. Der Belag ist eben und griffig. Nicht zu vergessen die Aussicht. Von der Passhöhe aus bieten sich exzellente Blicke auf den Marmolada-Gletscher und den Sella-Stock. Auch die 27 Serpentinen hinab ins Fassatal können sich sehen lassen und brauchen sich in Punkto Fahrspaß und Fahrbahnqualität nicht vor der Bergauf-Passage zu verstecken. Eine Kreuzung taucht auf und wir biegen nach rechts zum Sellajoch ab. Im Gegensatz zur sportlichen Pordoi-Besteigung ist die Auffahrt zum 2.214 Meter hohen Sella-Sattel eine eher ruhige Angelegenheit. Sightseeing heißt das Motto. Nicht dass man dabei träumen kann. Ganz im Gegenteil, die vielen blinden Kehren haben es gehörig in sich. Aber so dicht kommt man an den senkrechten Wänden des Sella-Stocks einfach nie mehr vorüber. Also einen Gang zurückschalten und diesen einzigartigen Blick steil nach oben genießen.




    Droben tut sich ein herrliches Rundum-Panorama mit den Klötzen der Sella, den Zinnen des Langkofels und dem ewigen Eis der Marmolada auf. Einige locker zu fahrende Bögen bringen uns anschließend hinab in Richtung Grödner Tal. Doch bevor der Ort Wolkenstein erreicht ist, zweigt nach rechts der Aufstieg zum Grödner Joch ab. Die Überquerung dieses 2.121 Meter hohen Passes ist eine Härteprüfung für meine neue R1200 GS ADV, ein Test für jedes Fahrwerk. Erstens, weil seine Spitzkehren verdammt spitz sind und zweitens, weil seine Fahrbahn je nach Wetterlage des öfteren sehr schlecht ist. All diese Punkte wurden von meiner Pan ST1300 mit Bravur gemeistert, meine GS durfte es in diesem Jahr noch beweisen. Hier rund ums Grödner-Joch muss der Winter anscheinend besonders hart zuschlagen und der Strasse jedes Jahr das Fell über die Ohren ziehen, die Spuren lassen sich nicht übersehen.


    Da ich nicht das erstmal diesen Zirkel drehe, ist mir jetzt nach einer Pause, eigentlich jedes Mal wenn ich an dieser Stelle bin, dass Hotel-Restaurant Gérard ist einige Kehren nach dem Abzweig auf der linken Straßenseite zu finden. Auf dessen Terrassen wartet das ultimative Cappuccino-Bergpanorama-Erlebnis auf uns, bei jedem Wetter.


    Hotel Chalet


    Den zum Greifen nahen Sella-Stock betrachten, die Sonne genießen und den Biker-Kollegen beim tanzen mit den Spitzkehren zuschauen, einen schöneren Platz fanden wir nirgendwo. Nach dem wir nun unseren Dolo-Cappu und den Apfelstrudel mit Eis u. Vanillesoße vernichtet haben, geht es weiter.



    Das relativ einsame gelegene Grödner Joch ist zügig erreicht, eine erste Serpentinengruppe, ein Stück geradeaus an der Felswand entlang, schließlich eine zweite Serpentinegruppe und das Passschild ist da. Danach genießen wir die unbeschreibliche Aussicht über die Heimat von Luis Trenker. Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Trenker


    Zehn Kilometer lang ist dann der Abstieg hinunter nach Corvara. Zehn Kilometer, die in Arme und Beine gehen. Was sich da an Serpentinen, Kehren und Kurven versammelt hat, ist schon beeindruckend. Die Haarnadelkurven machen ihren Namen alle Ehre, sind zum Teil überlagernd. Die Fahrbahn sieht aus wie ein Streuselkuchen und hat manchmal Wellen vom Format einer Skisprungschanze. Nun ja, vielleicht nicht ganz so stark, obwohl sie heben das Motorrad ganz ordentlich aus dem Federweg, da liebe ich die elektronische Fahrwerkseinstellung der GSA. Nach unzähligen Schräglagen und wenigen Blicken auf den Sella-Block tauchen die Dächer von Colfosco und Corvara auf. Beide Orte liegen mit ihren hübschen Häusern wie rote Inseln in einem Meer aus grünen Almwiesen und gelben Blumen.


    In Corvara Blinker rechts und hinein in die Gruppe von sehr engen und anspruchsvollen Serpentinen. Steil gewinnt das Schmale Sträßlein an Höhe und legt mindestens alle Meter einen Zacken ein. Dritter Gang kann man abhacken. Dieses Stück ist ein Paradies für leichte Bikes mit kleinen Hubräumen. Und solchen mit langen Federwegen. Denn dieser Megamix aus frischen Teerflicken und alten Winterschäden staucht das Fahrwerk gehörig zusammen. Wer nach der letzten Kehre anhält und zurücksieht, wird mit einem wunderschönen Blick auf das, in einem Talkessel liegenden Corvara belohnt. Der 2.665 Meter hohe Sassongher, ragt als weithin sichtbares Erkennungszeichen, majestätisch in den blauen Himmel. In lang gezogenen Bögen geht es nun auf ordentlichem Asphalt zum 1.875 Meter hohen Sattel des Campolongo-Passes hinauf. Die einsame Passhöhe ist weitaus weniger frequentiert als die Pässe der Sella-Runde. Hält jedoch einen der besten Blicke auf den Marmolada-Gletscher bereit. Hier ist die nächste bequeme Stelle, an der wir anhalten, bei dieser Tour sind nicht so große Distanzen zu überwinden, wie Anfang des Jahres in den französischen Alpen. Die Terrasse des Hotels Boé eignet sich bestens zum Pausenstopp. Harmonisch und gleichmäßig verläuft die anschließende Abfahrt nach Arabba. Runde Kurven und Kehren, vernünftige Fahrbahndecke, wenig Verkehr. In Arabba folgen wir nach links dem Schild Falzarego und fahren etwa zehn Kilometer hoch oben auf der linken Seite eines prächtigen Tales entgegen. Witzige Dörfer stehen am gegenüberliegenden Hang nahezu mitten im Nichts, und noch winzigere Wege führen dort hin. Der Kirchturm von Andraz fliegt in Kinnhöhe vorbei und gleich drauf beginnt die etwa neun Kilometer lange Auffahrt zum 2.105 Meter hohen Falzaregopass, neun Km Fahrspaß pur. Eine perfekt ausgebaute Fahrbahn, 17 runde Kehren und eine übersichtliche Streckenführung sorgen für ein Pässe-Erlebnis der Extraklasse. Nicht umsonst halten viele Dolomiten-Begeisterte den Falzarego für den besten Motorrad-Pass der Region. Auf die nicht minder interessante Abfahrt nach Cortina d´Ampezzo mussten wir als „Sella-Umrunder“ verzichten. Denn wir fahren weiter ein Stück bergan, überqueren die Felsenwüste des Valparolapasses und stürzen uns anschließend in den kurzen, aber knackigen Abstieg ins Vale di San Cassiano. Dort folgen wir der rechts aufragenden, rötlich schimmernden Kreuzkofelgruppe und biegen bei Stern nach links in Richtung Corvara ab. Nach der Überquerung des Campolongo hat sich der Sella-Kreis in Arabba geschlossen und für uns ist wenige Kilometer weiter in Campitella, auf der Hotel-Terrasse, Finito.



    An einem Tag wollten wir uns einmal so richtig an der Natur satt sehen. Einen Tag lang die pralle Landschaft inhalieren. Durch Gegenden fahren, die jede Ansichtskarte blass aussehen lassen. Das erlebten wir auf der Tagestour rund um das Massiv des Rosengarten. Dieses Gebirge liegt östlich von Bozen und bildet den Mittelpunkt der Route. Im Norden wird sie vom Grödner Tal begrenzt und im Süden vom Wintersportort Cavalese. Dazwischen liegen Dolomiten-Klassiker wie Seiser Alm, Schlerngebiet, Karer See und Eggental. Die Tour führt aber auch durch Gegenden, in denen man im Sommer jeden Touristen per Handschlag begrüßen kann. Wir folgen dem Navi in Richtung Seiser Alm und landen auf einer breiten, hervorragenden ausgebauten Bergstrasse. Griffiger Asphalt, übersichtliche Streckenführung, wie mit dem Zirkel gezogene Kurven. Morgenstunde hat Gold im Munde. Oder besser gesagt: Durchfluss im Vergaser und Einspritzer. Denn je früher man auf dieser Strecke unterwegs ist, desto weniger behindert der Verkehr das Schräglagensammeln. Sobald Busse und Milchwagen ihren Weg hinauf zur Seiser Alm suchen, ist es mit dem Fahrspaß vorbei. Obwohl, die Milchwagen – einige dieser Jungs in ihrem silbernen LKW sind eine Klasse für sich. Die Schrecken alle Familien-Karrosen. Wer nicht Gas gibt, wird von ihnen gnadenlos nass gemacht. Man setze ein paar Milchwagenfahrer in einen Flitzer, und die Formel-1 Elite wäre arbeitslos.


    Wer bisher in der herben Bergwelt der östlichen Dolomiten unterwegs war, bemerkt sofort, dass hier im Bereich des Eisacktales alles viel lieblicher, weicher und idyllischer ist. Der raue Charakter von Sella & Co. ist dem liebenwerten Charme der Bozener und Meraner Dolomiten gewischen. Die Dörfer sind bunter, die Gärten gepflegter, die Straßen besser und die Kühe vermutlich eine Spur glücklicher. Auch die Almen, behaupten zumindest die Einwohner dieser Region, seien grüner als sonst wo.


    Wenn in Völs die Aufstiegsstraße ihren höchsten Punkt erreicht hat, sieht man das gesamte Panorama vor sich liegen. Auf der rechten Seite beherrscht der massige Gebirgsstock des Schlern das Bild, während geradeaus die hüglige Wiesenlandschaft der Seiser Alm beginnt. Mit einer Ausdehnung von 50 Quadratkilometer ist sie die größte Hochalm Europas, und natürlich entsprechend beliebt. Die Alm ist Naturpark und für den Verkehr somit gesperrt. Für uns lohnt die Fahrt hinauf zum großen Wanderparkplatz vor allem wegen der schönen Ausblicke unterwegs. Die Straße hält sich exakt an die Konturen des Geländes und gibt beinahe hinter jeder Biegung ein neues Panorama frei. Mal einen Berg, mal ein Dorf, mal einen Kirchturm. Der Ferienort Seis mit seinen kleinen Gasthöfen u. Pensionen taucht auf. Der Seiser Blickfang jedoch, ist die Kapelle St. Valentin, die hinter dem Ort ein Stück weiter oben am Hang steht. Im Vordergrund die Häuser von Seis, dann die Kapelle, dahinter das Schlern-Massiv. Am Ortsausgang beginnen die Serpentinen hinauf zum Seiser Alm-Plateau. Der Blick wird nun frei hinab auf den Hochtalkessel des Schlern-Gebietes. Neunmal heißt es, die Maschine umlegen und durch eine Spitzkehre zirkeln. Der Streckenverlauf ist flüssig und kurze Zeit später ist das Mekka der Südtiroler Wanderbewegung erreicht. Allzu viel an Aussicht bietet sich jedoch nicht, so dass wir gleich wieder die Abfahrt antreten können. Am Abzweig vor Seis halten wir uns rechts in Richtung Kastelruth. An Sommerwochenenden ist Kastelruth fest in der Hand der Reisebusse. Doch wer an einem ruhigen Herbsttag nach Kastelruth kommt, sollte in jedem Fall einen Stopp einlegen und die gemütlichen Gassen mit ihren bemalten Häusern zu Fuß erkunden.


    Für die Abfahrt ins Eisacktal gibt es zwei, gleich reizvolle Möglichkeiten. Erstens die Strecke über St. Ulrich und das Grödner Tal. Hier wartet vor allem eine Menge fürs Auge. Wer das Tal der Holzschnitzer schon kennt, nimmt am besten den Abzweig vor Kastelruth hinunter nach Ponte Gardena. Ein kurzer aber knackiger Abstieg auf kaum befahrenem, erstklassigem Asphalt. Außerdem steil und kurvenreich, in Pont Gardena überquert eine schmale Brücke die Eisack, dahinter bringt uns ein Stück Hauptstrasse parallel zur Autobahn zurück nach Blumau. Weite Radien, sechster Gang (bei der Pan ist bei fünf Ende), tolle Blicke nach rechts oben zum Ritten, dem Hausberg Bozens. Bei dieser Etappe suchen wir die alte Tierser Talstrasse. Zwar umgeht schon seit Jahren eine neue Trasse die Tücken der alten Fahrbahn. Doch die ist erst gerade wegen ihrer Unvollkommenheit ein echtes Schmankerl für jeden Biker. Die erste Aufgabe heißt, den Einstieg zu finden. Ausgeschildert ist nämlich lediglich die neue Strasse nach Tiers. Diesen Abzweig lässt man links liegen, fährt ein paar Meter weiter, wähnt sich bereits falsch, ist jedoch goldrichtig. Ein kleines blaues Schild mit der Aufschrift Breien weist den Weg nach links zwischen den Häusern durch. Ruhig und idyllisch verfolgt nun die alte Tierser Straße den Grund des Tals. Gerade so breit wie ein Auto und gespickt mit blinden Kurven, Engstellen, Überhänge, Kuppen, einfach alles da. Glücklicherweise ist hier außer dem einen oder anderen Schrebergärtner normalerweise niemand unterwegs. Erst auf den letzten Kilometern zeigt die Tierser Talstraße, weshalb das Nennen ihres Namens stets mit einem Raunen verbunden ist, mit 24 Prozent Steigung erklimmt sie den Hang hinauf zur neuen Trasse. In Kombination mit einigen engen Kehren eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Das Rezept, nicht den Schwung zu verlieren.



    Das nächste Teilstück zum Nigerpass verschafft etwas Luft. Locker und entspannt zu fahren, bringt es uns auf breiter Fahrbahn hinauf zum 1.688 Meter hohen Niger-Sattel. Oben warten einige nette Cafes und Restaurants auf den nun eventuell pausenreifen Biker. In gleichbleibender Höhe geht es anschließend auf Tuchfühlung an einem der ganz klassischen Dolomitenpanoramen entlang dem Rosengarten, mit Roter Wand, den berühmten Vajolettürmen und Rosengarten-Spitze. Hier wurde der Begriff Alpen-glühen erfunden, behaupten Kenner.


    Kurz vor Erreichen des Karerpasses zweigt nach rechts die SS241 in Richtung Welschnofen ab. In ruhigen Biegungen führt sie bergab in einen dichten Wald hinein, der Belag ist in sehr gutem Zustand. Ein kurzer Halt am Karer See wird von den vielen Autos und Busse zum Trotz. Wir gehen ein paar Meter zu Fuß über die Straße und haben einen einmaligen Blick über den See, die aufragende Latemar-Gruppe spiegelt sich im Wasser und sorgt für ein ständiges wechselndes Farbenspiel. Weiter geht es in Richtung Lavaze Joch. Zunächst auf einem Sträßchen der Marke extraklasse. Mit sei-nem astreinen Belag und seinen weiten, überdurchschnittlichen Kurven bringt es perfektes Motorradfeeling. Gefahrlos lässt sich hier ein heißer Reifen fahren. Sobald der Asphalt jedoch in den Wald eintaucht, verlangsamt sich die Arbeit der Drosselklappen.




    Teil 2 folgt


    Herbert