Ich möchte euch von meiner Rundreise durch die kanadischen Rocky Mountains und von und zum Pazifik berichten. Evtl. hilft es dem Einem oder Anderen seine eigene Entscheidung für eine solche Reise zu treffen.
Es sei darauf hingewiesen, dass, da meine Frau nicht für 4 Wochen leben auf dem Motorrad zu begeistern war, die Reise komplett in einem PKW zurückgelegt wurde. Wer daher nicht weiterlesen möchte muss ab hier abbiegen.
Am 24.6. ging es los. Abflug um 6 Uhr von Berlin mit Zwischenstopp in Paris and dann 10,5 Std. bis Vancouver. Zeitverschiebung am Ziel -9h zu unserer Zeitzone. Ankunft war um 11 Uhr Ortszeit, zur Unterkunft (AirBnB) mit dem Taxi und gleich los zur Stadtbesichtigung damit das Jetlag nicht so durchhaut. Die nächsten zwei Tage waren ebenfalls zu umgewöhnen. Die Stadt bietet eigentlich nicht so viel, gereicht hätten auch zwei Tage. Hinterher ist man schlauer, aber für einen entspannten Start bestens.
Am nächsten Tag Auto abholen, Gepäck verladen und zum nächsten Ziel: Hope. Unterwegs Zwischenstopp in "Fort Langley", einem Ort wo der Pelz- und Lachshandel zwischen Siedlern und Ureinwohnern (First Nation genannt) seine Anfänge nahm und an den "Bridal Veil Falls", ein spannender Fächerwasserfall. Hope bietet nicht viel, aber in der Stadt den typischen Scharm einer Siedlerstadt und vielen geschnitzten Statuen. Leider hatten wir einen Reifenschaden der uns einen halben Tag gekostet hat und somit ist der Zwischenstopp "Hells Gate", eine Seilbahn über die Stromschnellen des Fraser River, ausgefallen. Eine ähnliche Seilbahn hatten wir vor drei Jahren schon an den Niagarafällen, es war daher zu verschmerzen. Der zweite Stopp des Tages, die "Othello Tunnels" wurde erreicht. Es sind Eisenbahntunnel welche 1914 errichtet wurden um den Anspruch der Krone auf die Gebiete zu wahren und einen reinen kanadischen Handelsweg für das in der Gegend gefundene Gold zu errichten. Bis dahin musste alles zu weiten Teilen durch die USA transportiert werden bzw. wurde durch illegale Schürfer aus den USA abgebaut. Tagesziel "Kamloops" über "Merrit" und ausgetrockneten Steppen, teils abseits der Hauptrouten gab es aber auch interessantes zu entdecken.
Von Kamloops ein Tagesausflug zu den Helmcken Falls, den vierthöchsten Wasserfällen Kanadas und durch den Wells Gray Procincial Park. Sehr sehenswert.
Von Kamloops dann nach Revelstoke. Zwischenstop in "Salmon Arms" der Mündung des Salmon River und ebenfalls wichtiger Handelspunkt mit den First Nations Anfang des 20. Jahrhunderts. In Revelstoke über den "Meadows in the Sky Parkway" auf den Mount Revelstoke hoch. Achtung, akute Bären, Rehe, Elche Gefahr. Oben gibt es üblich eine sehr dicht alpine Blumenlandschaft. Leider lag dieses Jahr noch sehr viel Schnee wodurch auch der letzte Teil der asphaltierten Strecke erst am Tag unseres Besuchs geöffnet wurde, die Wiese sind ca. 4 Wochen hinterher und es Blüte nicht viel. Auf dem Weg zurück haben wir dann noch einen 12-Ender Hirsch mit 5 Meter Abstand zum Auto vor die Linse bekommen (und viel anderes Schönes).
Am nächsten Tag weiter Richtung "Golden". In Revelstoke aber noch am "Revelstoke Dam" Visitor Center vorbei und eine Tour durch den Staudamm gemacht, sehr interessant. Und obwohl das Kraftwerk zu den kritischen Infrastrukturen des Landes gehört darf man sein Auto ohne großartige Sicherheitsvorkehrungen auf dem Damm parken, es hat nicht einmal einer in den Kofferraum geschaut, das nenne ich effektiv. Nur der Ausweis wurde kontrolliert und notiert, lach. In Golden kurz einchecken in die Unterkunft und weiter zum "Emerald Lake", ein glasklarer Bergsee, super schön aber leider völlig überrannt, das sollte aber noch häufiger der Fall sein. Wer möchte kann sich eine Kanu ausleihennund auf dem See herumpadeln, für schlappe 70 CAD pro Stunde. Auf dem Rückweg vorbei an der "Natural Bridge", einem Wasserfall der den Fels unterspült und so eine natürliche Brücke gebildet hat. Golden war unser Drehpunkt für einige Nächte da entlang der weiteren Routenziele alles bezahlbare ausgebucht war.
Am Folgetag ging es in Richtung Banff. Erstes Ziel sollte "Lake Louise" und "Moraine Lake" sein. Bei beiden waren die Parkplätze vollends überfüllt und es wurde durch die Parkleitung der Verkehr abgeleitet. Wir entschieden uns dafür nach Banff zu fahren und "Cave and Basin" zu besichtigen, einer Höhle welche seit Jahrhunderten durch die First Nation auf Grund des schwefelhaltigen Pools zu rituellen Zwecken genutzt wird und später durch Siedler weitergenutzt und teils ausgebeutet wurde. Hier war es nicht so voll, es ging immerhin um die Geschichte des Landes und den, man kann es Konflikt nennen, mit den First Nations. Scheint wenig interessant für die Massen. Diese Stätte is auch Gründungsort und erster Nationalpark Kanadas. Auf dem Rückweg wieder vorbei an den beiden Seen, ab 18 Uhr kehrt dort Ruhe ein und man kann trotzdem noch bis 22 Uhr hin. Wir haben dann noch beide Seen besichtigen können und das Panorama ist atemberaubend.
Tags darauf ging es von Golden nach Jasper. Erst seit kurz vor Golden befindet man sich in den Rocky Mountains, Achtung hier ist eine Stunde Zeitverschiebung auf -8h zu uns. Die Route führt entlang des "Columbia Icefield Parkway" und zum "Columbia Glacier". Vom Discovery Center gib es einen super Blick auf den Gletscher. Hier ist aber auch das perfekte Ausmaß des Massentourismus zu sehen. Zu Hunderten wird sich durch das Center gequält, kaum einer schaut sich die Ausstellung an welche erklärt, dass der Gletscher sich jedes Jahr 15-20 Meter zurückzieht und wieso. Fast alle konnten nicht schnell genug mit ihren Kreditkarten wedeln um eine Busfahrt auf den Gletscher zu buchen auf dem dann alle aussteigen können und behaupten können auf einem Gletscher gestanden zu haben, für schlappe 134 CAD (kanadische Dollar) pro Nase. In der Nähe gibt es eine Glasbodenbrücke, Zugang nur mit Busfahrt vom Discovery Center, für 37 CAD, und ebenfalls komplett überrannt. Wir hatten uns auf Natur und Landschaft mit Tourismus vorgestellt, aber das hat alles übertroffen. Die Fahrt war es landschaftlich dennoch Wert. Unterwegs gab es dann auch die erste Bärensichtung. Auch hier sieht man den Touristen in Aktion, bei einem Schwarzbären und einem Grizzlybären mit 5-10 Meter zu Autos steigen die Touri-Deppen noch aus dem Auto aus und kesseln die Bären auch noch von drei Seiten ein, ein Wunder, dass nichts passiert ist. Parkranger erzählten, dass die Bären das erste große Fressen schon hinter sich haben und schon recht entspannt sind solange es genug Blüten gibt. Glück gehabt.
In Jasper haben wir uns einige Tage zum "weniger Fahren" verordnet. Es gab Ausflüge zu Fuß in die Stadt, einen Ausflug mit Bootsfahrt auf dem "Maligne Lake". Die Stadt ist komplett von Deutschen in Beschlag genommen und ist zu 100% auf Touristen eingestellt, Sommer wie Winter wegen des Skigebiets und den Touristen welche im Winter aus Edmonton, etc. kommen.
Weiter ging es über mehrere Tage in Richtung Prince Rupert. Viele der Orte unterwegs bestehen nur aus einem Bahnhof und etwas drum herum, die Berge werden flacher, die Rockies hat man schnell verlassen. Hier habe wir unterwegs Straßenabschnitte erlebt welche 25km ohne einzige Kurve waren. Jeder Ort hat sein "Visitor Center", also Touri Info, teilweise mit Museum zum Ort. Die Orte sind meist sehr idyllisch bestehen aber nur wegen der Bahnhöfe. Auf halber Strecke bis Prince George ein Zwischenstopp im "Ancient Forest" einem Stück Inlandsregenwald mir Zedernbäumen mit teilweise über 5 Meter Durchmesser messenden Bäumen. Ein "Boardwalk" als befestigter Weg aus Holzbohlen führt durch den Wald. Für Rollstuhlfahren über 450m, für Anfänger über ca.1,5 km, und wer will über 2,5km. Prince George, eine Stadt mit 74 Tausend Einwohnern ist da schon Großstadt und wichtige Handelsstadt, so sieht die Stadt aber auch aus. Da die Geschichte des Landes aber auch so jung ist darf man sich aber auch nicht wundern, was der Kanadier so als "alt" und "in the old days" bezeichnet, manches würde bei uns noch nicht einmal ein Oldtimerkennzeichen bekommen (etwas überspitzte Darstellung). Prince Rupert liegt an der Pazifikküste und nur ca. 50km Luftlinie von Alaska entfernt. Wer jedoch mit dem Auto oder Motorrad, oder besser allem was nicht schwimmen oder fliegen kann, nach Alaska will hat eine eine Reisen von 460km vor sich. Prince Rupert hat sich zu einem wichtigen Kreuzfahrtdrehpunkt entwickelt, von hier aus gibt es Kreuzfahrtmöglichkeiten bis runter nach Mexiko oder bis hoch nach "Kodiak Island" in Alska. Gerade letztere Strecke ist aber auch der "Alaska Marine Highway" und stellt ein der wichtigsten Transportrouten für Arbeiter und Material in den hohen Norden dar.
Seit der Abfahrt von Jasper bis hierher war wenig Spannendes. Das war uns bewusst, dennoch hatten wir die Hoffnung weiteres Wildlife wie Beispielsweise Kariboos, etc. sehen zu können, hat aber leider nicht geklappt. Auch wollten wir mehr über die Ureinwohner erfahren. Leider ist dies kaum möglich denn durch die europäische Siedler, die sich jetzt Kanadier nennen, werden diese stark unterdrückt, in der Hackordnung bei Stellenvergaben Kanadier, Europäer, Chinesen, Japaner, First Nations, sind sie stets letzter und die mehrere hunderte Jahre dauernde Geschichte der Völkergruppen kaum erzählt. Wer danach fragt wir oft schräg angeschaut. Wir haben die Route aber auch genommen da von Pronce Rupert eine Fähre zurück Richtung "Vancouver Island" durch die "Inside Passage" führt.
Die Fähre haben wir dann auch genommen. Einchecken an der Fähre ist um 5:30, dann Autos sammeln, ab ca. 6:30 einfahrt in den Rumpf und um 7:30 Abfahrt. Ab jetzt dauert die Fahrt noch ca. 16 Stunden. Die Inside Passage führt zwischen den Inseln an der Küste durch teilweise nur 200 m breite Kanäle aber dafür auch komplett geschützt von dem stürmischen Pazifik. Landschaftlich sehr eindrucksvoll. Für die Route soll es zu der Jahreszeit eine sehr hohe Chance geben Wae sehen zu können die in die Fressgebiete vor Alaska ziehen. Leider war das Wetter hier sehr regnerisch und trüb was auch die Chancen der Walsichtung schmalere. So haben wir auch nur einmal Buckelwale deutlich sehen können, sonst nur gelegentlich mal ein paar Fontänen der Blaslöcher beim Luft holen, vorteilhaft ist, dass sie mit ziemlicher Sicherheit zweimal durchatmen bevor sie dann wieder für bis zu 5 Minuten abtauchen. Wir hatten uns dazu entschlossen bei der Buchung eine Liegesitzt in der "Aurora Lounge" zu reservieren, von dort hat man als einziges einen Blick über den Bug, alle anderen Zugänge und Blickmöglichkeiten sind stets nur seitlich. Die Verteilung der Plätze erfolgt bereits bei der Reservierung nach dem First-Book-First-Serve Prinzip und ob unserer Buchung im Januar haben wir Sitze in der ersten Reihe gehabt was einem die Sichtung von Walen sehr vereinfacht und man sie sah teilweise bevor die Durchsagen von der Brücke erfolgten.
Ankunft ist dann in "Port Hardy" auf Vancouver Island um 23:30, bis man vom Boot runter und in der Unterkunft ist es 00:30 gewesen. Port Hardy ist eine Hafenstadt und bietet nicht viel spanndes selbst, die Natur ist aber wieder atemberaubend und man kann von hier startend reichlich Ausglüge in "den Wald" machen, Whalewatching Touren oder Bearwatching Touren buchen. Wir fuhren weiter nach "Campbell River" mit einem Zwischenstopp in dem niedlichen Fischerdorf "Telegraph Cove".
Am nächsten Tag von Campbell River ging es weiter nach Tofino an die Westseite, der Pazifikküste der Insel. Das Gebiet ist auch als "Pacific Rim" bekannt. Es führt nur eine Straße dort hin, wer von dort mal was ausgefallenes einkaufen möchte fährt 2,5 Stunden pro Richtung in den nächsten großen Ort. Das Gebiet des Pacific Rim ist der Surfer Hotspot an der kanadischen Westküste. Kilometerlange Sandstrände, ruhige Buchten und Dichter Regenwald mit Rotzedern, etc. Die Gegend war für 3 Tage ausspannen ohne Programm. Wir haben uns ob der schwachen Walsichtungserfolge bei der Inside Passage zu einer Whalewatching Tour hinreißen lassen (125 CAD pro Person). Es war jeden Penny Wert denn nur 5 Minuten nach dem Verlassen des Hafens ging es bereits mit Schweinswalen (sehen aus wie Delphine) und einem Pottwahl los. Weiter draußen dann noch eine Gruppe Buckelwale welcher wir folgten und bei der Jagd nach Futter zuschauen konnten, sehr spannend.
Von Tofino ging es wieder an die Ostküste der Insel zurück, durch Chemainus mit seinen Wandmalereien an den Häusern durch nach Victoria, der Hauptstadt von British Columbia und größter Stadt der Insel. Ein Tag Besichtigung der Stadt zu Fuß mit Besuch des Fairmont Empress Hotel welches bereits den britischen König Edward VIII. beherbergte. In Viktoria startet auch der Trans-Kanada-Highway 1, eine Verbindung von West nach Ost quer durchs Land bis in das ca 5000 km entfernte St. John's in Neufundland. Mehrere Tafeln am "Mile Zero" Punkt gedenken Läufern welche die Strecke über Dutzende Marathontagesetappen gelaufen sind. Ein interassantes Städtchen. Es gäbe noch einen riesigen Botanischen Garten, der Eintritt ist mit über 30 CAD pro Person ganz ordentlich.
Tags darauf haben wir uns dann auf in die USA nach Bellingham gemacht. Bei der Fährfahrt haben wir dann noch springende Orcas, auch Killerwale genannt, gesehen, das war noch das letzte fehlende Ereignis für die Walsichtungen aber so schnell wirme es anfing war es schon vorbei und es reichte nicht einmal um das Handy als Kamera klar zu machen, schade, aber gesehen ist gesehen. In Bellingham stand ausschließlich shopping auf dem Plan, es war gerade Sommerschlussverkauf und Teile bis zu 70% reduziert. Am Tag darauf ging es wieder zurück nach Vancouver von wo aus es am 19.7. dann wieder zurück nach Berlin ging. Die 4 Wochen waren also leider schon vorbei. Insgesamt waren wir in der Zeit über 4800 km mit dem Fahrzeug unterwegs.
Teil 2 folgt