Goethe und BMW!?

  • Habbich im BMW K1200 Forum gefunden.
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    Zum 31.10. letzten Jahres luden meine Frau und mich Bekannte aus einem Ort bei Much (Bergisches Land) ein (beide auch Motorradfahrer). Wir sollten unbedingt unser neues K-Moped vorführen. Da das Wetter noch passabel und auch kein Regen angesagt war, fuhren wir gegen 14 Uhr los. Toller Tag/Abend mit allen was dazu gehört, und schnell zeigte der kleine Zeiger über die Zehn. Da wir am anderen Tag des Feiertags wegen schon am Morgen einen Termin hatten, wollten wir die eine Stunde Fahrzeit in der Dunkelheit riskieren. So fuhren wir Richtung Overath zur Auffahrt auf die A4. Womit wir nicht rechneten: Es war auf der Straße Much – Overath kein Verkehr und schon recht nebelig geworden. Mein Visier war ständig beschlagen, so dass ich es letztlich halb-offen ließ. Durch den leichten Wind verwehten die Nebel und schlugen im Licht des Scheinwerfers wieder zurück. Es war ein irres Schauspiel, aber für die Fahrt nicht ungefährlich, diese ständigen Wechsel erforderten höchste Konzentration. Ich dachte unwillkürlich an den Erlkönig in Goethes Gedicht. So muss Goethe es auch erlebt und in den „Erlkönig“ hinein gedichtet haben. Tage später habe ich bei Goethe geklaut und diese Eindrücke als Gedicht zu Papier gebracht: wie er in den reitenden Vater, bei mir eben ein Biker. Damit auch das Ende gleich war, musste der Biker - wie das Kind - letztlich sterben. Unsere Heimfahrt an diesem Abend verlief glücklicherweise besser.


    BIKERS NACHTFAHRT
    (frei nach Goethe's Erlkönig)


    Der Sound der Maschine dringt an sein Ohr;
    die Dunkelheit setzt ihre Schranken,
    und Nebelschwaden kommen ihm vor,
    der Nachtgeist lässt seine Elfen tanzen.


    Komm tanz mit uns, und wir führen dich weit,
    komm mit uns auf gleißenden Wegen,
    wir sind zu manch Schabernack bereit
    und wiegen dich weich im himmlischen Segen.


    Wie schnell sie springen im Kegel des Lichts,
    der Motor spielt die gold'ne Schalmei;
    ich muss jetzt dort hin, es hält mich nichts,
    erst in ihrem Tanze, da bin ich frei !


    Oh Gott, doch nur einmal zu ihnen zieh'n
    und tanzen auf glitzernden Wogen;
    wirbelnder Reigen der Lüfte flieh'n,
    dem Winde gleich in ihnen verwoben.


    Und Wind umspült ein blindes Visier,
    der Reifen der Straße Gewalten;
    Himmel die Kraft, die meinige hier,
    nun soll sich das Schicksal gestalten.


    Die Elfen, sie kommen, sie fassen ihn an;
    ein Taumel erfasst seine Sinne;
    im tosenden Spiel von Licht und Wahn
    ist's, als ob er den Himmel gewinne.


    Am Morgen, taudurchfeuchter Straßenrand,
    liegt ein toter Biker im Graben;
    träumte, was weit in der Ewigkeit stand.
    Durch letzte Nebel krächzen die Raben.