Hallo Leutz,
wenn man schon Hilfe beim Forum sucht, sollte man ja auch Bescheid geben, wie ein Problem gelöst wurde. Evtl. hilft es ja jemandem.
#1 Der Sekundärbremszylinder:
Der war nicht das ursächliche Problem. Es könnte sein, dass der bereits ein wenig gehangen hat und evtl. das Problem auf unserer 4.800 km Tour im Mai verschlimmert hat. Er hatte auch etwas Spiel und die Bauteile hatten deutliche Abnutzung. Jedoch das eigentliche Problem war es hier nicht.
Dank Olli habe ich in Turbo-Geschwindigkeit den Reparatursatz und endlich mein Werkstatt-Hanbuch bekommen. Also frisch ans Werk. Ist kein großer Akt, das Bauteil zu revidieren. Ich würde höchstens jedem empfehlen, der da dran geht bzw. dran gehen muss, die Lauffläche im Gehäuse zu honen. Bei der ST1300 waren deutliche Spuren und Abrieb der Gummidichtung sichtbar. Ist mit einer 16er Honbürste schnell gemacht und danach flutscht alles vom Feinsten.
War alles in allem eine sinnvolle Reparatur als Vorbeugung. Jetzt läuft alles wieder tiptop und spielfrei.
Aber der hintere Bremssattel hing weiter.....
#2 Der hintere Bremssattel
Also wieder Olli genervt und einen Reparatursatz für den hinteren Bremssattel bestellt. Zusammen mit einem neuen Führungsstift für die Bremsbeläge und einer neuen Klammer für die Bremsbeläge.
Ich hatte die Befürchtung, dass sich irgendwo zwischen Bremskolben, Dichtungen und Bremssattel etwas abgesetzt / eingefressen hat. Der Vorbesitzer hat die Pan im letzten Winter draußen in einem nur 3seitig geschlossenen Schuppen abstellen müssen. Zum Glück hatte ich sie Anfang Dezember schon gekauft und befreit. Auf anraten seiner Werkstatt (die die Pan jahrelang gewartet hat) hat er so ein Wachsspray zur Winterkonservierung verwendet. Keine Ahnung, was das soll. Aber großzügig aufgetragen hatte ich z. B. dieses im Verdacht, praktisch eine Verharzung herbeigeführt zu haben, die sich dann auf unserer langen Tour eingebrannt haben könnte.
Also den Reparatursatz rein, alles penibel gereinigt, die Bremskolben poliert (haben noch keinen nennenswerten Verschleiß in dem Bereich, in dem sie auch arbeiten), zum xten Mal entlüftet.
Und das Problem war noch immer vorhanden. Bei mehreren Probefahrten und entsprechenden Kontrollen konnte man sogar feststellen, dass wenn mit der Hinterradbremse stärker gebremst wurde, die Bremsbeläge im Stand noch so fest an der Bremsscheibe klebten, das ein Hin und Her bewegen des Hinterrades die Bremsbeläge in dem kleinen Spiel um den Haltestift bewegten.
Langsam baute sich Frust auf.
#3 Dann muss es wohl der Sattel selbst sein
Habe den Bremssattel nochmals komplett geprüft und ich weiß nicht wie oft hin und her bewegt. Dann mal mit mehr Kraft und schließlich manuell den Druck gegen die Bremsscheibe simmuliert.
Und siehe da, wenn der Bremssattel mit richtig viel Druck, was einer starken Bremsung mit der Hinterradbremse entspricht, arbeiten muss, drückt sich der äußere Sattelteil mit seiner Führung tief in den Bramsanker und bleibt regelrecht stecken. Nur mit Nachdruck bekommt man den Bremssattel wieder zurück.
Also habe ich den Führungsstift, der im Bremssattel verschraubt ist und in den Bremsanker einführt mal rausgeschraubt. Macht man ja normalerweise nicht - wozu auch ?
Und dann war das Desaster gleich zu sehen. Der Führungsstift war am Gewinde, mit dem er in den Sattel geschraubt wird, mit Unmengen an Schraubensicherungslack (blau) eingeschmiert. Da war schon kaum noch Gewinde zu erkennen. Akribisches säubern brachte dann alles zu Tage. In der Werkstatt (die 1.200 km bevor ich die Pan gekauft habe noch die hinteren Beläge getauscht hat) muss wohl jemand das Gewinde im Bremssattel überdreht haben. Und um das zu vertuschen, wurde versucht, den Stift im Gewinde mit Unmengen von Schraubensicherungslack ''einzukleben''.
Das Ergebnis daraus war, das der Stift nicht mehr 100% zu seinem zu Hause im Bremsanker fluchtete und gegen Ende so schief eingedrückt stand, dass er verkantete. Dort hing er dann fest und konnte alleine nicht mehr zurück - ergo bleibt der Bremssattel bzw. die Bremsbeläge hängen.
Für 80 € aus Holland einen gebrauchten Sattel mit 14 Tagen Garantie gekauft. Egal, zum probieren wird es reichen.
Gereinigt, geprüft, Reparatursatz vom alten in den neuen gebrauchten Sattel umgebaut. Alles bestens. Neue EBC-Bremsbeeläge rein (die vorher neuen hatte es bei den ganzen Versuchen verglast).
Eingebaut, zum gefühlt 1000Mal entlüftet und die Bremse funktioniert wie eine Eins. Keinerlei Probleme mehr.
Letztes Wochenende eine 700km-Tour gefahren und alles ist vom Feinsten. Kein übermäßiges Verschleißen mehr zu erkennen und das Mopped rollt in allen Lebenslagen leichtgängig hin und her.
Wieder mal viel gelernt und nur noch Kopfschütteln über die Ignoranz mit der an Moppeds gearbeitet wird. Die Pan war ein Vorführfahrzeug bei einem Honda-Händler in der Nähe von Stralsund. Der hat sie nach knapp einem Jahr an den Besitzer verkauft, von dem ich sie habe. Der wiederum war selbst kein Schrauber und hat alles in einer Werkstatt machen lassen. Es gibt einen ganzen Ordner mit Werkstattrechnungen inkl. einem korrekt geführten Serviceheft. In den Rechnungen ist belegt, wie oft und wann die hinteren Bremsbeläge getauscht wurden bzw. die hintere Bremse gewartet wurde. Und dann so etwas.
Man könnte sich aufregen - aber was soll es. Irgendwann wird ja doch wieder behauptet, dass die doofen Privatschrauber an allem Schuld sind.
Sehen wir es positiv: Viel gelernt und die hintere Bremse könnte jetzt in keinem besseren Zustand mehr sein inkl. des Sekundärbremszylinders und einem perfekt entlüfteten Bremssystem. Hier habe ich auch gleich überall Stahlbus Entlüftungschrauben eingebaut. Haben sich bei der Anzahl der Vorgänge schon gleich bezahlt gemacht
Danke an allle, die mit Ihren Vorschlägen und Ideen geholfen haben. Und natürlich an Olli, der zuverlässig und schnell die genau richtien Teile geliefert hat.
Jetzt steht unserer großen Herbsttour Ende September nichts mehr im Weg.
VG
Andreas