Ventile einstellen

  • Hi.


    Hat einer von Euch schon mal die Ventile bei der Dicken eingestellt ?? :?:


    Wäre nett wenn es einer mal beschreiben könnte wie es geht.


    Habe mal bei dem freundlichen Nachgefragt auweia wat für Preise :cry:



    Gruß

    Manche Menschen sind der lebende Beweis dafür, daß Gehirversagen nicht unmittelbar zum Tode führt
    Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist ...

  • Naja, beigewohnt habe ich diesem sakralen Erlebnis zumindest schon öfters.


    Dazu benötigt werden:
    Neue Ventildeckeldichtungen 2x, Schraubendichtung Ventildeckel 8x, eine Sort-Box SHIMS (original Honda), ThreeBond 1207B liquid gasket black, qualitatives Handwerkzeug, genauer kleiner Drehmomentschlüssel, Stockerl oder Bühne, was zu Schreiben, Satz guter Ventillehren, ein präzises Micrometer, gutes Putzpapier, ST1100-Kenntnisse (Werkstatthandbuch empfohlen), Zeit & Geduld.


    Motor am besten über Nacht in hoffentlich staubfreien Arbeitsraum stehen lassen, muß komplett ausgekühlt und auf Umgebungstemperatur sein.


    Sitz abnehmen, Koffer ab, Seitendeckel ab, Tankatrappe ab, Motorschürze ab, beide Rep-Deckel ab, beide Unterverkleidungen ab, beide graue Innenverkleidungen (die mit den Fächern) ab.
    Beide sibernen Steuerriemenabdekungen (an Stirnseite der Ventildeckel) abnehmen, die Kurbelschrauben-Abdeckung vorne überm Kupplungsgehäuse abnehmen (da stellen wir auf OT und so)
    Obere Steuerriemenabdeckungen abnehmen (da stellen wir Grundstellung für Aus/Einbau der Nockenwellen ein)


    Kerzenstecker abziehen, Kerzen ausbauen (zumindest komplett lockern, sonst derdrehst den Motor net), Ventildeckel abnehmen, Stück Putzpapier zur hand und sofort die Ölablaufbohrung in Unterkante des Zylinderkopfes verschließen (hat +10mm, ein SHIM passt da einwandfrei durch :twisted:; den Stunt mit Ölwanne abnehmen und SHIM dann irgendwo auf einer Verstrebung oder Motorteil liegend/klebend aufzuspühren wollen wir und dann doch nicht antun...)


    Tja, und dann messen wir erst mal, wir haben einen V-4 mit 16 Ventilen vor uns; genaue Skizze des jeweiligen Kopfes anfertigen und die Werte jedes einzelnen Ventiles eintragen (Wichtig!)
    Ventilspiel EIN: 0,13~0,19, Ventilspiel AUS: 0,22~0,28
    Erst nachdem wir dieses 3-fach geprüft und definitiv verifiziert haben, demontieren wir vorsichtig die ersten Nockenwelle (zB EIN), unter denen sitzen die s.g. BUCKETS unter welchen sich die magischen SHIMS befinden.
    Nun entfernen wir vorsichtig immer nur einen der BUCKETS und achten dabei peinlichst genau daß der darunter befindliche SHIM nicht verabschiedet (spätestens hier zeigt sich der Vorteil des teureren BelRay Vollsynth Motoröles ggÜ dem klebrigen Castrol Zeuchs...); der SHIM wird nun mit Micrometer peinlichst genau vermessen, und die Zahl auf unserem Zettel genau beim richtigen Ventil und dort notierten Ventilspiel aufgeschrieben. ggF den ausgebauten SHIM ebenfalls auf den Zettel an der Vetilposition legen (Haustiere, Kleinkindern und Hausfrauen unbedingt fern halten!!)
    Bucket wieder an's richtige Ventil setzen, nächsten Bucket, etc...


    Dann gehts an's Rechnen; was hatten wir Ventilspiel gemessen? Was beträgt die Stärke des dortigen SHIM? War Spiel zu knapp, dünneren SHIM, war Spiel zu groß, stärkern SHIM aus Kiste suchen; diese aber immer mit Micrometer messen!! Sind zwar Zahlen drauf, durch Verschleiß können diese aber inkorrekt sein.


    So, dann bauen wir unsere neuen, korrekten SHIMs wieder auf die bt. Ventile (also unter die BUCKETS).
    Danach setzen wir die Nockenwelle wieder korrekt auf (ist etwas fummelig da die Stirnräder vorgespannt sind, 2 Räder mit Federn gegeneinaner verspannt; dient dem leiseren, spielfreien Lauf der Sache), wobei wir peinlichst auf die Hinweise im Werkstatthandbuch achten.
    Danach die Lagerschalen der Nocke einbauen, Schrauben mit unserem präzisen Drehmomentschlüsse über Kreuz(!!) auf 12Nm (und kein Gramm mehr!)


    Nun drehen wir den Motor ein mal durch und... messen das Spiel an der soeben eingebauten Nocke nochmals! Passt es: ok (was aber erstaunen würde), ansonsten: an den bt. Ventilen mit falschem Spiel noch mal von vorne....


    Tjo, dann können wir uns den Ventilen der anderen Nockenwelle widmen; ist die eine Seite durch, gehen wir zur anderen.


    Und wie gesagt, alles NASA-mäßig mindestens 3x prüfen und bestätigen, wir arbeiten da am offenen Herzen unseres Mopeds.


    Ein Profi ist damit warscheinlich in so 1,5~2h fertig, newbes brauchen dazu sicher mind 1 Tag ungestörter Ruhe dazu (also Garage am besten absperren, Handy weg, Ration Wasser und Pinkeleimer daneben...)


    Während des ganzen Manövers sollte ein Helfer die Nuten der Ventildeckel peinlichst genau reinigen, Klebstoffreste (Dichtung wird am V-Deckel immer eingeklebt) vorsichtig abziehen, nicht mit was scharfem rumkratzen (Holzspateln sind da zB ganz praktisch...)
    Ebenso die Dichtflächen am Kopf peinlichst genau reinigen, Kleberreste entfernen.


    Sind alle Ventile absolut sicher richtig gestellt, alle Nocken korrekt eingebaut (lieber noch mal nachgugge...) können wir die gesäuberten Deckel mit neuen Dichtungen einbauen.
    Nut im Deckel mit Bremsenreiniger fettfrei machen, eine dünne Lage unseres ThreeBond durchgehend aufbringen (auch die Ringe om die Kerzenöffnungen nicht vergessen) und neue Dichtung vorsichtig auflegen.
    Dann dort wor die Halbkreise aus der Dichtung ragen, links und rechts davon 1 Tropfen ThreeBond in die Ecke zwischen Halbreis und Fläche der Dichtung aufbringen.
    Nun ganzen Deckel (hamma eh die richtige Seite in der Hand? 8)) vorsichtig umdrehen und an der Oberverkleidung vorbei über die Nockenblöcke auf den Kopf fädeln, hierbei darauf achten die Dichtung niergenst abzulösen oder zu verschieben (mit Dentalspiegel und Lampe prüfen, besonders innen/vergaserseitig und die Ringe an den Kerzenlöchern)
    Wenn ok die 4 Schrauben mit neuen Dichtringen einsetzen und wieder über Kreuz(!!) auf 12Nm anziehen (auch hier kein Gramm mehr!)


    ... so den Rest spare ich Euch, denke jetzt ist klar warum eine Werkstatt darür auch Geld nimmt...


    Tja, und am Schluß legt man auf jeden Fall zur Sicherheit den KILL Schalter auf OFF und dreht den Motor mit ganz kurzen Anlasserbewegungen stückweise weiter... wenn das Gefühl dann passt, läßt man ihn an (nur idle) und lauscht 8)

  • Sorry, aber wenn der Kill-Schalter auf off steht, dreht sich bei mir nix :wink:
    Ansonsten - schöne Beschreibung, jetzt hab ich wenigstens ne Bestätigung dafür, warum ich solche Arbeiten besser von jemandem machen lasse, der sich mit so was auskennt.
    Gruß
    8) Axel 8)

    Gruß Axel#561



    Das Rezept für Gelassenheit ist ganz einfach: Man darf sich nicht über Dinge aufregen, die nicht zu ändern sind.NO:

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  • Ja ähhh ne is klar.Ich fahre sehr gerne zum Honda - Dealer.


    Danke Dir für deine super Erklärung War sehr gut das wir darüber gesprochen haben. :oops::oops:



    Wenn ich nicht schon Verheiratet wäre würde ich dir jetzt einen Heiratsantrag machen :-res

    Manche Menschen sind der lebende Beweis dafür, daß Gehirversagen nicht unmittelbar zum Tode führt
    Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist ...

  • Aber noch mal ernsthaft.
    Wenn ich dich richtig verstanden habe wird der Abstand der Ventile mittels Plättchen geregelt.


    Hmm da stellt sich für mich die Frage ob sich die Ventile überhaupt so verstellen können das man ( n) sie prüfen muß.
    Ok die Plättchen haben auch ihren verschleiß bzw abnutzung.Aber ist der so groß ??

    Manche Menschen sind der lebende Beweis dafür, daß Gehirversagen nicht unmittelbar zum Tode führt
    Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist ...

  • Zitat

    Original von Axel#561


    Sorry, aber wenn der Kill-Schalter auf off steht, dreht sich bei mir nix :wink:

    eh-eh, ist doch der berühmte Fahrprüfer Trick bei Honda Motorrädern, denn der Starter dreht zwar aber nix mit ignition... und wenn der Petent die Mühle dann nicht zum Laufen bekommt ist er auch schon durchgerasselt...
    Kannst es ja mal bei Deinen Bekannten probieren, wie schnell sie drauf kommen wennst ihnen am Parkplatz geheim den Schalter auf OFF legst...
    (Bin da anno '92 auch schon mal 15 Min verzweifelt am Moped gesessen... :oops:)


    Zitat

    Original von Markus Etterler #157


    Aber noch mal ernsthaft.
    Wenn ich dich richtig verstanden habe wird der Abstand der Ventile mittels Plättchen geregelt.

    Yep!

    Zitat

    da stellt sich für mich die Frage ob sich die Ventile überhaupt so verstellen können das man ( n) sie prüfen muß.
    Ok die Plättchen haben auch ihren verschleiß bzw abnutzung.Aber ist der so groß ??

    Nicht nur die Plättchen, alles im Ventiltrieb; die Nocken, die Buckets, die Shims, die Ventilschäfte und schließlich natürlich auch die Ventilteller und die Sitze.
    Ist natürlich die Frage was, wann, wie und vor allem bei welchem km-Stand passiert.
    Bei neuem Motor werden sich theoretisch zunächst die Sitze noch etwas senken bzw Ventil & Sitz egalisieren; ebenso der Nockentrieb abschleifen.
    Wie schnell das passiert hängt von Gashand/Fahrstil ab; bei Schleichern ändert sich Ventilspiel ewig lange, kannst 3~4x Einstellen.
    Wer das Ding ab 20Tkm auch mal gscheit prügelt der wird mit 1~2x Einstellen auskommen und dann sehr lage Ruhe haben.
    Später kommt dann Verschleiß, einerseits Abrieb an Ventiltrieb, andererseits Abtrag an Ventilteller und Sitz, maginal aber doch.


    Zu großes Ventilspiel macht sich durch Geräusch (tickern) bzw Vibrationen auf Drehzahl bemerkbar, tut aber relativ wenig (außer ggF den Verschleiß am Ventiltrieb zu beschleinigen)


    Zu enges Ventilspiel hingegen ist unhörbar, birgt das Risiko daß ein Ventil nicht 100% schließt und dadurch abbrennt... das ist dann schlimm! Und teuer!


    Daher: reinmessen würde ich immer, kostet zwar Satz V-Deckeldichtung, dafür hab ich Sicherheit.
    Wann, wie häufig kommt auf die Vertrauensbasis zum Mech an.
    Meine '92er hatten wir bei 6, 12, und 24T eingestellt, dann bis 72T nur alle 24 reingemessen, bei 96 und 144Tkm war wieder was fällig; ab 100T würde ich dann wieder alle 12T reinmessen, so rein als safety.


    Klar gibts jetzt sicher wieder welche die meinen "ich fahr schon 120T und habe noch nie eingestellt!!"... naja, sind wohl die gleichen die auch 100Tkm aufm selben Lenkkopflager fahren... :wink:


    Ventile und Vergaser Syncen, das ist IMHO so alle 24T fällig.

  • OK Vielen Dank.


    Vor allen Dingen das du es so erklärst das man es versteht. :D:-:



    Aber wenn mein Schalter umgelegt ist dreht sich mein Anlasser nicht.



    NO[/quote]

    Manche Menschen sind der lebende Beweis dafür, daß Gehirversagen nicht unmittelbar zum Tode führt
    Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist ...

  • Zitat

    Original von Markus Etterler #157


    Aber wenn mein Schalter umgelegt ist dreht sich mein Anlasser nicht.

    :lol: Ihr macht mich fertig mit dem, bin also jetzt raus und hab's an meiner '03 (also BJ '00) überprüft:


    na tatsächlich, hat neue Schaltung, Schalter OFF = kein Starter :!::shock: Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich...
    (war wohl in den letzten 22T noch nie in der Verlegenheit :D)


    Bei der '92er war's noch definitiv so daß Starter auch lief wenn Switch auf OFF; naja, man lernt eben nie aus :mrgreen:

  • Puhhhh Glück gehabt. :-hu=weiß=

    Manche Menschen sind der lebende Beweis dafür, daß Gehirversagen nicht unmittelbar zum Tode führt
    Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist ...

  • Zitat

    Original von mbrII


    :lol: Ihr macht mich fertig mit dem, bin also jetzt raus und hab's an meiner '03 (also BJ '00) überprüft:


    na tatsächlich, hat neue Schaltung, Schalter OFF = kein Starter :!::shock: :


    Das ich das noch erleben durfte! ;--; Wir haben dem Martin mal etwas zeigen können, was er noch nicht wusste! 0))((0
    Gruß
    8) Axel 8)

    Gruß Axel#561



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  • hihi :lol:
    Aber, da gibts sicher noch mehr: noch nie gemacht, noch nie gebraucht, noch nie unter gekommen oder so 8)
    Ich weiß daß sie '95-'96 die Schaltersymbole, Farben und Symbole der Kontrolleuchten geändert hatten; aber ob sich die Schaltung des Notaus schon damals oder erst in den letzten Baujahren verändert hat: null Ahnung.
    Damals war's noch Lieblingssport der Fahrlehrer und Fahrprüfer einem das Ding dort abzudrehen; gerade die Mädels waren dann immer gleich voll nervös wenn die Gurke nur "vieevieeviee..." machte aber nicht ansprang während der Prüfer daneben stand....

  • Bei meiner 96er war´s schon so geschaltet (ich hatte ja den Defekt mit dem Killschalter, wo sich dann gar nix mehr rührte. Daher weiß ich´s auch so genau).
    Mein holdes Weibchen hatte ihr erstes Mopped gerade ein paar Monate, als sie mich völlig verzweifelt anrief. Sie steht vorm Aldi und die Kiste (Suzuki Säwätsch) springt nicht an. Hatte ihr doch so´n böser Zeitgenosse den Schalter umgelegt ("Hab mich schon gefragt, für was der Schalter eigentlich ist" waren ihre anschließenden Worte). Ich möchte aber jetz nix über die Qualität von Fahrschulausbildung hören :twisted: , bin nämlich selber einer (ist einer von den vielen Berufen, die ich mal gelernt hab).
    Gruß
    8) Axel 8)

    Gruß Axel#561



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