Kraftstoffpreis: Warum Benzin viel zu billig ist

  • Leute,
    das ist schon teilweise rechnerisch falsch.
    Allein bezogen auf die Umsatzsteuer - bei Rechnung im Hundert:


    Bei Kosten von 1 € netto - ohne Ust: rund 0,84 €
    bei 1,50 € netto rund 1,26 €


    Differenz brutto 0,50€, netto 0,42€


    Das ist das, was im Moment in anderer Variation im Steuerrecht als kalte Progression bezeichnet diskutiert wird.


    Stichwort Spekulation: wenn nicht der Markt wer dann solls denn richten.
    Bevor ich den Spekulanten was verbieten würde, würde ich dem Staat was verbieten, nämlich ungeniert zu behaupten, die Penderpauschale könne nicht bezahlt werden, dann auf die bösen Spekulanten schimpfen und sich selber "die Säcke" mit den gestiegenen Steuereinnahmen voll machen. Das ist der Skandal, nicht die Spekulation. Die ist meines Erachtens ein Teil jedes Wirtschaftssystems und die muß es ganz einfach geben, sonst funktioniert der Markt nicht mehr.
    Das ist bei Aktien so, das ist meiner Meinung nach sogar bei Tarifverhandlungen so und eigentlich überall, wo jemand etwas anbietet und ein anderer kauft.
    Da hilft nur die Macht des Verbrauchers.


    Ich bin mal gespannt, wie es bei der Milch läuft!!
    Sind die Bauern auch Spekulanten oder die Molkereien? Aber nä, das ist Aldi, der melkt ja nicht selbst und ist von Haus aus der Böse.
    Das einzige, was im Milchstreit noch fehlt, ist die Abschaffung der Agrarsubventionen, dann wären auch die Bauern in der Marktwirtschaft angekommen und der Preis könnte sich frei entwickeln und wenn die Milch dann 1€ pro Liter kostet, dann bezahlt man den eben oder nicht.


    Und jetzt fangt nicht an zu jammern, die Krabben im Supermarkt sind nur deshalb so billig, weil sie bis nach Marokko zum Puhlen gebracht werden und zum Verpacken wieder zurück und das ist inklusive Transport billiger, als die Arbeit hier zu erledigen.
    Ähnliche Geschichten gibt es mit Erdnüssen, Joghurt etc. pp.
    Der Obergau - und ich bin beileibe kein Tierschützeraktivist - sind Lebendtiertransporte. Das lohnt sich auch nur wegen der Subventionen, sei es wegen des EU - Schlachthofs oder wegen der Schlachtprämien weisdergeierwo.


    Die perversen Sachen, die sich auf der Straße durch LKW und an der Zapfsäule im Preis bemerkbar machen, sollten abgeschafft werden, dann wird der Sprit billiger, weil die Nachfrage nachläßt und die Steuerlast sinkt, weil die Scheißsubventionen wegfallen.
    Möglicherweise werden dadurch einige Produkte teurer, aber die muß man dann ja nicht zwangsläufig kaufen.


    Übrigens: ich bin von Haus aus Kapitalist im wortwörtlichen Sinne: keine Arbeit kein Geld: krank: kein Geld, ausser dass was ich selbst abgesichert hab. Urlaub: kein Geld. Faul. kein Geld.Fleißig mäßig Geld. Sehr fleißig meistens mehr Geld.
    Nein ich jammere nicht, und zwar auch dann nicht - jedenfalls nicht über Gebühr :mrgreen:, wenn jemand seine Rechnung nicht bezahlt. Ich hab dann halt in dem Monat weniger Geld.
    Und ja, ich gehöre zu der Sorte, die zuerst die Angestellten bezahlt und dann sich selbst.


    So, jetzt habe ich mich genug aus .....


    Ihr könnt jetzt über mich herfallen, aber ich bin dann schon weg, und zwar ins Büro.


    mfG
    hermi

  • Hallo noch einmal,


    ich will nun wirklich keine klassenkämpferische Diskussion lostreten, daher nur zwei Gedanken von mir:


    Die Macht des Marktes endet in jedem Fall dort, wo monopolistische oder wenigstens ähnlich gelagerte Strukturen auftreten. Die derzeitige Wirtschaftsstruktur mit der definitiven Tendenz zur Bildung von Megaunternehmen zeigt bereits starke Ansätze dazu. Oder fällt jemand ein Verkehrsmittel ein (vom Fahrrad und den Laufschuhen mal abgesehen), das nicht wenigstens z.T. seine Energie aus den großen fossilen Engergieträgern bezieht - und damit von einer Handvoll Großkonzernen?


    Der Markt wird oft als perfekt funktionierender Regelkreis beschrieben - vor allem von denen, die die Regelparameter aktiv beeinflussen können. Für jeden Regelungstechniker beginnt aber die Ausbildung mit der Erkenntnis, dass ein unbedämpfter Regelkreis die blöde Angewohnheit hat, zu schwingen zu beginnen. Und ein vollkommen liberalisierter Markt ist ein solches unbedämpftes System.....


    Sorry, aber ich bleibe dabei: Bekämpfe die Spekulation und begrenze die Bandbreite Marktbewegungen auf ein vernünftiges, weil für alle verträgliches Maß - dann sollten die schlimmsten Probleme beseitigt oder wenigstens verkleinert sein.

  • Zitat

    Original von hermi
    Differenz brutto 0,50€, netto 0,42€


    hab ich doch gesagt: ca. 40 Cent wurde Benzin in den letzten 5 Jahren allein durch die Mineralölkonzerne verteuert - das sind - nach ihren eigenen Angaben - 200% Erhöhung - also wenn das kein Wucher ist...
    (Vermieter dürfen in der gleichen Zeit von Gesetzes wegen maximal 20% aufschlagen - nur mal nebenbei)


    Und: die Märchensteuer steigt nur dann wenn der Grundpreis steigt - also auch wenn der Staat mitkassiert - an der Preisschraube drehen andere.


    Zitat

    Original von hermi
    Stichwort Spekulation: wenn nicht der Markt wer dann solls denn richten.


    wenn es denn ein echter Markt wäre - es ist aber ein Oligopol!
    Und das verzerrt das ganze unheimlich.


    Zitat

    Original von hermi
    würde ich dem Staat was verbieten, nämlich ungeniert zu behaupten, die
    Penderpauschale könne nicht bezahlt werden,


    Davon ganz abgesehen, dass ich ja auch nicht damit einverstanden bin wie die Steuern genutzt werden - und auch davon dass dieser Posten bisher in der Diskusion gar nicht beteiligt war - an dem Punkt bin ich allerdings nicht der Meinung dass die Pendlerpauschale so was tolles ist - eigentlich ist sie eine Umweltsündersubvention. Ich weiß dass ich mir damit keine Freunde mache, aber ich mag nunmal keine zersiedelten Landschaften - aber genau das wird damit unterstützt!
    Nur geht das hier zu weit und am eigentlichen Thema voll vorbei.


    Zitat

    Original von hermi
    dann auf die bösen Spekulanten schimpfen und sich selber "die Säcke" mit den gestiegenen Steuereinnahmen voll machen.


    Moment!
    Nochmal von vorn und vom Grundsatz her: der Staat sind (sollten eigentlich) wir alle sein, somit profitieren auch wir alle von erhöhten Steuereinnahmen - soweit zumindest die Theorie. Im Gegensatz dazu kassieren die Spekulanten (oder von mir aus nenn sie Mineralölindustriemanager) ohne das wir anderen etwas davon hätten.
    Die Einnahme von Steuern ist einfach wichtig damit wir alle unser gewohntes Leben leben können - ohne Steuern würden wir uns alle ganz schön umsehen. Übrigens wird auch die Pendlerpauschale (oder was davon übrig ist) über Steuern finanziert....


    Die andere Seite ist die Verteilung - und darüber diskutiere ich heute nicht - es ist mir schlicht zu warm um mich aufzuregen!


    Zitat

    Original von hermi
    Die ist meines Erachtens ein Teil jedes Wirtschaftssystems


    Leider stimmt dass - nur wenn man keinen echten Markt, sondern wie in dem Fall ein Oligopol hat liegt der Nutzen auf nur einer Seite...


    Zitat

    Original von hermi
    Das ist bei Aktien so, das ist meiner Meinung nach sogar bei Tarifverhandlungen so und eigentlich überall, wo jemand etwas anbietet und ein anderer kauft.


    Prinzipiell ja - aber es gibt im Mineralölgeschäft nun mal keinen echten Markt mehr


    Zitat

    Original von hermi
    Da hilft nur die Macht des Verbrauchers.


    auch das funktioniert bei einem Oligopol nicht mehr!
    Wie auch? Glaubst Du die Mineralölkonzerne zucken zusammen wenn alle Pan-Fahrer der Welt plötzlich nicht mehr fahren? Die merken das gar nicht!
    Selbst wenn alle rein privaten Fahrten in D ausfallen würden, wäre das höchstens ein Achselzucken wert - das eigentliche Ölgeschäft fließt in ganz anderen Kanälen! Und die sind zu 80..90% dermaßen darauf angewiesen, dass es keine spürbaren Gewinneinbrüche geben wird - wie auch immer.
    Und genau deshalb können die Lieferanten dieses Oligopols recht ungeniert an der Schraube drehen (ja diese Aussage trifft auch auf die Steuerpolitik des Staates zu).


    Zitat

    Original von hermi
    Ich bin mal gespannt, wie es bei der Milch läuft!!


    Da ist die Situation aber ganz anders.


    Zitat

    Original von hermi
    Sind die Bauern auch Spekulanten oder die Molkereien?


    Die Bauern ganz sicher nicht und auch die Molkereien besitzen nicht die Machtposition wie die Ölkonzerne und vor allem ist dieser Wirtschaftszweig nicht so internationalisiert wie das Ölgeschäft. Selbst Aldi ist in der Beziehung nur ein winziges Fischlein.


    Zitat

    Original von hermi
    Und jetzt fangt nicht an zu jammern, die Krabben im Supermarkt ....


    Damit hast Du aber jetzt angefangen - ich mag eh keine Krabben - ist mir also egal was die kosten...........


    Zitat

    Original von hermi
    Die perversen Sachen, die sich auf der Straße durch LKW und an der Zapfsäule im Preis bemerkbar machen, sollten abgeschafft werden,


    nicht dass ich Dir nicht recht gebe - im Gegenteil, für meinen Geschmack wird viel zu viel über die Straßen transportiert!
    Nur - siehe oben - das Mineralölgeschäft ist recht breit und vor allem international aufgestellt. Dementsprechend wirken sich Änderungen in einem Land und in einem Sektor kaum aus. Leider - möchte ich hinzufügen.


    Zitat

    Original von hermi
    Sehr fleißig meistens mehr Geld.


    schön wäre es ja - nur all zu oft liegt die Betonung auf "meistens"....


    Zitat

    Original von hermi
    Und ja, ich gehöre zu der Sorte, die zuerst die Angestellten bezahlt und dann sich selbst.


    das ehrt Dich (und ich kenne noch mehr von der Sorte) - leider wirst Du solche Leute wie dich um so seltener finden je größer der Umsatz/Gewinn ist.

  • Hallo Andy,


    nur mal nebenbei erwähnt.
    Die Pendlerpauschale wird nicht durch Steuern finanziert.
    Du beantragst durch Abgabe deiner Steuererklärung beim Finanzamt, dein vom Staat zuviel einbehaltenes Geld wieder zurück.


    gruß Charly

  • Hi Charly,


    also das ist so: Der Staat braucht eine gewisse Summe Geld (für die verschiedensten Dinge). Und die einzige Einnahme die er hat sind Steuern (also primär dienen Steuern der Staatsfinanzierung - und nicht der Verärgerung der Bevölkerung - auch wenn uns das manchmal so vorkommt).
    Soweit klar.
    Wenn der Staat aber nun sagt, er verzichtet an irgendeiner Stelle auf Steuern (etwa weil irgendwas - u.a. die Pendlerpauschale - von der Einkommenssteuer abgesetzt wird), dann muss diese Lücke mit anderen Steuern aufgefüllt werden.
    Wobei es prinzipiell so ist, dass alle Steuern (egal welche) in einem Topf fließen und genau daraus alle Staatsausgaben beglichen werden.
    Der Staat macht nur virtuelle Töpfe auf um eine zweckentsprechende Verteilung zu gewährleisten - aber das nur nebenbei.


    Und somit wird die Pendlerpauschale sehr wohl durch (andere) Steuern ausgeglichen und somit finanziert.