Erdungskabel für Sprechfunk an der Police ?

  • Zitat

    Original von Motte


    Wie willst Du eine Antenne am Motorrad erden? Mit einem Erdspieß der min. 1,5m in den Boden geschlagen wird?!?


    naja, ... oder Benno meint sonen Gummistreifen, den man ne Zeitlang unter Autos gesehen hat. Der schliff dann immer auf dem Asphalt rum. --- :lol:

    Wenn Gott gewollt hätte, dass

    ich anderen in den Arsch krieche, wäre ich ein Zäpfchen geworden

  • Richtig !
    Ne, Spaß beiseite. ich kam auf die Idee, weil ich an meiner Maschine die Original Sprechfunkantenne anbauen möchte. Ich bin sicher keine Gewitter-Fanatiker, aber die Frage nach Erdung kam zwangsweise auf, die niemand in meinem Motorradkreis so richtig beantworten konnte.
    Danke.

  • Man kann weder ein Motorrad noch Auto im eigentlichen Sinne erden!
    Das würde nämlich tatsächlich eine feste Verbindung, mittels Kabel und Erdspieß, zwischen Fahrzeug und Erde (Bodengrund) bedeuten.
    Dann ist es mit der Mobilität bald zu Ende.


    Es gibt nur eine Möglichkeit sich vor Blitzeinschlag auf einem Motorrad zu schützen: Möglichst sofort runter von der Kiste und Unterstand unter Brücke, Haus, etc. suchen und, im Freien, möglichst weit weg von der Maschine. Auf keinen Fall sich unter Bäume jeglicher Art stellen! Bleibt keine andere Möglichkeit sich zu schützen, möglichst in die Hocke setzen und die Füße, zur Vermeidung von Schrittspannung, dicht zusammen stellen.


    Auf einer Autobahn bei Prag bin ich, samt Sozia, mal in ein schweres Gewitter geraten. Da blieb mir leider "nur" eine Brücke, in dessen oberes Geländer dann auch tatsächlich reingepfeffert hat. Die Maschine am einen Ende der Brücke und wir am anderen. Es war wirklich nicht lustig!


    Ein Auto bildet einen Faradayschen Käfig, an dessen Oberfläche der Strom in den Boden abgeleitet wird. Meist tritt der Strom an der Felge aus und überbrückt die paar Zentimeter Reifenhöhe, unter Bildung eines Lichtbogens, bis in den Boden. Auch hier gilt: Anhalten und abwarten!


    Auf einem Motorrad sitzend bildet der Fahrer den Faradayschen Käfig und das wird ihm zu 100% wenig gut bekommen.


    Was diese Gummistreifen (in Gummi eingebettete Kupferlitze), die man in den 70/80-ern oft unter den Autos gesehen hat, anbelangt, sollten nur als Ableitung von statischen Aufladungen dienen. Auch ein Blitzeinschlag würde da wohl auch wieder austreten. Wer hat nicht schon mal, durch statische Aufladung, einen gewischt bekommen als er aus dem Auto gestiegen ist und dann mit Fingern an die Karosserie gekommen ist?

    Ich gebrauche keinen Mittelfinger, ich kann das mit den Augen! ;)

  • Hi PanVec,


    jetzt muß ich doch noch auch meinen Senf dazugeben -%-:


    Wie Löti ganz richtig geschrieben hat, bildet ein PKW mit geschlossener, metallischer Karosserie (Cabrios und Microcars also ausgenommen) einen leitfähigen Käfig, der - und jetzt kommt's - über die Reifen (zwar nicht perfekt, aber doch halbwegs brauchbar) geerdet ist. Die in den Reifen eingesetzten Gummimischungen weisen nämlich einen recht hohen Anteil an Russ (also reinen Kohlenstoff, der sehr gut leitet) u.a.a. als Stabilisator gegen UV-Strahlung auf. Die Reifen leiten also schon, aber nur nicht sehr gut (wie übrigens auch die von Löti erwähnten Gummistreifen aus dem vergangenen Jahrhundert). Bei einem Blitzeinschlag in die Karosserie (also bloß keine Körperteile beim Fenster oder Schiebedach rausstrecken) fliesst der Strom dann tatsächlich über die Reifen in den Boden, während die Passagiere i.d.R. mit einem Knalltrauma und dem Schrecken davonkommen. Allerdings kommt es häufig vor, dass bei einem solchen Blitzschlag die Reifen (eben wegen des erwähnten deutlichen elektrischen Widerstands) Feuer fangen.


    Beim MR ist das gänzlich anders. Dort wird zwar z.B, durch den Rahmen auch ein solcher Käfig gebildet, aber - Hand auf's Herz - wer von uns sitzt schon IM Rahmen???? Also bildet der Fahrer bzw. andere vorstehende, wenigstens halbwegs leitfähigen Teile (wie auch die besagte Antenne) bevozugte Einschlagspunkte (hat mit der elektrischen Feldverteilung - Stichwort Spitzenwirkung - zu tun). Solltest Du das "Glück" haben, dass der Blitz unmittelbar neben resp. hinter Dir in die Antenne einschlägt und Du beide Füße auf den Rasten stehen hast, kannst Du (wenigstens theoretisch) mit dem gleichen Effekten wie bei den PKW-Insassen davonkommen (Strom fliesst durch die Antenne, die Masseleitung, den Rahmen, die Radaufhängungen und die Reifen in den Boden). In jeden anderen Fall: R.I.P.


    Tatsächlich fließen bei einem Blitzschlag enorme Ströme für eine extrem kurze Zeit. Diese Ströme wollen bewältigt werden und geringe Erdungsimpedanzen stehen da weit oben auf dem Wunschzettel. Weiters sind gute (in allen Frequenzbereichen niederohmige) Masseverbindungen für einen störungsarmen Funkbetrieb an oder in Fahrzeugen absolut erforderlich. Daher auch die bereits erwähnten feindrähtigen Erdungsbänder. Übrigens: Vertikale Stabantennen funktionieren am besten, wenn sie möglichst mittig auf einer geerdeten Metallfläche stehen! Daher auch unser fast aller Probleme mit wenig berauschendem Radioempfang am MR (Plastik-Karosserie)!


    Sonst kann ich nur bestätigen, was schon die Kollegen vor mir gesagt haben: Unter eine Brücke, in eine Garage etc. flüchten und klein machen.

  • Moin Kurt,
    vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Scheint ein sehr interessantes Thema zu sein. :lol:


    ... und die Antenne kommt trotzdem dran.

  • Hier hätte ich noch DIE Lösung, als Ergänzung zur Antwort von Kurt für dich:


    Wickel dich, samt Helm, sehr gut und mit vielen Lagen in Alufolie ein, an der du ein möglichst breites Kupferband als Erdung auf der Straße schleifen lässt. Nur dann hast du bei einem evtl. Blitzeinschlag vielleicht eine Überlebenschance von 60 - 70%! Vom Knalltrauma mal ganz abgesehen.
    ;-)


    So, nun aber ohne Spaß:
    Die Antenne bildet, durch Ihre exponierte Lage, schon einen sehr guten Anziehungspunkt. Wenn sie nicht gerade 1 - 1 1/2 Meter lang ist, ragt dein Kopf mit Körper sowieso über sie hinaus, also wäre das die höchste Position. Natürlich kannst du die Antenne anbringen. Viele von uns, mich eingeschlossen, haben eine Funkantenne dran. Nur werde ich -und jeder andere sollte das ebenfalls beherzigen- bei einem aufziehendem Gewitter, egal ob mit oder ohne Antenne, meinen (unseren) Arsch so schnell wie möglich von der Maschine schwingen und in Sicherheit bringen.


    Vielleicht für manche unverständlich; Aber ich hänge an meinem Leben! :lol:

    Ich gebrauche keinen Mittelfinger, ich kann das mit den Augen! ;)

  • jane, schon klar !
    Ich hänge auch an meinem Leben und werde deinen Rat beherzigen. Aber eher den, bei Gewitter nicht zfahren, als den Vorschlag mit der Alu-Folie. :lol: