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Von den Vogesen bis in die Provence
Es ist wieder soweit, meine diesjährige Tour mit Klaus aus Mayen stand an und nun schreibe ich bereits das erlebte zusammen, damit wir uns auch später an die eindrucksvolle Zeit erinnern können. Diese Mal war alles anders. Wir haben unseren Reisezeitraum zwei Wochen später, als im Vorjahr gewählt. Somit sind wir am 02.06.11, Christi Himmelfahrt gestartet, mit der Sicherheit (lt. Alpen-Kalender) keine Winter-sperren mehr zu erleben.
Bislang sind wir seit vielen Jahren zu diesem Feiertag in die Vogesen, zu unserer Vatertags-Tour aufgebrochen. Nach wie vor liebe ich diese Region, die Weit mehr als nur Sauerkraut zu bieten hat. Den kaum eine Region Europas ist auf so vielfältige Art und Weise attraktiv, wie die Vogesen. Es fängt beim Essen an und hört bei den erstklassigen Motorradstrecken bei weitem nicht auf. In diesem Jahr sind wir in folgende Regionen unterwegs und haben Land, Leute und Küche und mein neues Garmin „Zümo 660“ kennengelernt.
1. Vogesen
2. Jura/Doubs
3. Vercors
4. Provence
5. Cote d´Azur
Wie bewegt, durch all meine Sinne, als wir an jenem Donnerstagmorgen auf der Anfahrt in meine geliebten Vogesen sind. Endlich wieder unterwegs, in Meckenheim auf dem Rastplatz „goldene Meile“ habe ich Peter aus Oberhausen mit seiner Honda ST1100 (Pan) getroffen, wir kennen uns vom Pan-Stammtisch im MG, Peter hat uns an den ersten zwei Tagen, auf den Strassen der Vogesen begleitet.
Die Zeit der Planung und Organisation liegt hinter mir. Da stört mich nicht mal die Anfahrt auf dieser immer verstopften A61. Bald werden wir in Mayen ankommen und Klaus mit seiner R1150 GS einsammeln. Weiter geht es für mich im Kreis der zwei Mittfünfziger über die A48 nach Saarbrücken. Danach noch zwei-, dreimal abgebogen und wir sind auf der D82A in Grosbliederstroff/Frankreich. Selten habe ich mich auf eine Tour so gefreut wie auf diese. Elf Tage Frankreich, mit der Option, einen Reservetag zu besitzen (Pfingstmontag). Nach all den Touren in den letzten Wochen durch die Eifel, bin ich froh jetzt wieder in die etwas genussvolleren Regionen Frankreichs zu gelangen. Nicht das ich jetzt falsch verstanden werde. Ich mag auch gerne die Eifel, aber Frankreich ist einfach etwas lieblicher u. genussvoller.
Wir arbeiten uns in diesem Jahr wieder von den Nordvogesen bis nach Munster im Süden vor. Dabei lassen wir fast keine der fantastischen Strecken aus. Auch wenn sich die überfüllten Touri-Pfade nicht immer vermeiden lassen, so fahren wir doch meist abseits der „Großen Routen“. Oft sogar auf kleinen Forstwegen, die nur mit Mühe oder Ortskundigen zu finden sind (Der mit der FJR u. mansch ein Anderer hier kennt sie auch). Somit ist für das grobstollige Reifenprofil der GS und dem BT023 Profil auf der Pan gleichermaßen gesorgt.
Als wir La Petite-Pierre erreichen, sitzen wir im strahlenden Sonnenschein auf den begehrten Plätzen vor dem Hotel Aux Trois Roses, genießen den Cafe und beobachten die vorbei treibenden Motorradgruppen. Lange können wir nicht sitzen bleiben, es liegen noch einige Kurven und Wegstrecken vor uns, bevor wir in Munster ankommen.
In Munster angekommen, verspüren wir noch ausreichend Zeit, kurz hinter Munster rechts nach Soultzbach-les-Bains einzubiegen, Irgendwann erreichen wir im Ort die richtige Abzweigung zum Petit Ballon, dem kleinen Belchen. Hier fahren wir eine geniale Schleife, damit wir noch pünktlich zum Abendessen im Hotel ankommen können. Es ist wieder mal eine dieser einsamen Forststrassen, die schlecht beschildert und daher kaum befahren sind. Wer sich die Mühe macht sie zu finden, wird meist durch schöne Strecken belohnt, so auch wir in diesem Fall. Anfangs durch dichten Wald und später vorbei an einsamen Bergbauernhöfen, ohne einem einzigen Fahrzeug begegnet zu sein. Wir rollen in Munster hinter dem Hotel in die reservierte Garage und stellen die Motorräder ab, ein kurzer Blick zum Ölschauglas und wir ziehen das Garagentor hinter uns zu.
Am nächsten Tag starten wir von Munster über die fabelhafte Route des Cretes fürs erste, die anfänglichen 5 km ab „Col de la Schlucht“ sind frisch mit Strassen-Split abgestreut um die letzten Winterschäden zu beseitigen, daher kommt der Fahrspaß erst kurze Zeit später auf. Was uns jetzt bis zur Mittagszeit noch bleibt, ist die Anfahrt zum Ballon d´Alsace, dem letzten Highlight des Tages in den Vogesen. Denn auch hier zieht sich die Strasse in fast alpinen Verhältnissen vom Tal auf 1.250 Höhenmeter hinauf. Wenn man will, schnell und sportlich, wenn nicht, dann mit vielen wunderschönen Ausblicken auf den nahen Jura. Denn hier unten hören die Vogesen auf, ebenso unsere Begleitung von Peter aus OB, der in der Nähe von Mulhouse uns verlässt und über die schnelle A35 zurück nach Oberhausen fährt. Es war für ihn ein schnuppern an alten Tagen, da er in den letzten Jahren nur im Ruhrgebiet und am Niederrhein unterwegs war. Seine Zeit an Wochenenden in der Eifel und im Bergischen Land liegen viele Jahre zurück. Nach einigen Touren in den letzten Monaten in der Eifel, kam seine Sucht nach Schräglage schnell wieder zum Vorschein, hier in den Vogesen hat er seine Fähigkeiten mit der Pan deutlich bewiesen.
Jura & Doubs
Wir schlagen uns weiter durch nach Ferrette, in unserem ersten Zwischenziel, wo ich den ersten Teil der Garmin-Route mit dem Namen Jura-1 starte, ein kurzer halt für das ein und andere Foto (es könnte auch aus der Konserve 2010 sein) und weiter geht es.
Meine ersten Erfahrungen im Jura durfte ich im letzten Jahr mit Jojo, Mimoto und Glider sammeln, eine Landschaft mit Straßen, wie wir sie lieben. Besonders zu erwähnen die Stille und nur wenig frequentierte Auslastung der kleinen Nebenstrecken mit Auto und Motorradfahrern. Manch einer trägt ein Produkt aus dem Jura am Handgelenk ohne dass es ihm bewusst ist. Der von Basel bis Genf reichende Jurabogen ist zugleich Hochburg der Schweizer Uhrentradition und für den Motorradfahrer ist der Jura im Grenzgebiet Frankreich / Schweiz und besonders das Gebiet des Doubs ein Paradies.
Felslandschaften und idyllischen Flussauen wechseln sich ab, Kurven und kleine Straßen, ob nun weiß, oder gelb mit oder ohne grüne Randmarkierungen gibt es auf der gesamten Michelin Karte „Französisches Jura No321“ ohne Ende. Ohne gutes Kartenmaterial ist es für einen unerfahrenen Jurareisenden, wie misch, schwierig die Herausforderungen der Straßenverbindungen ohne Experimente auf dem Weg zu bewältigen, ohne die Orientierung zu verlieren, wenn es nur daran liegt, das der Doubs eine 180 Grad wende vollzieht.
Unsere Ziele im Jura habe ich den erfahrenen Jurareisenden aus Mimotos-Forum entlockt. Daher fahren wir über St. Ursanne, Biaufond, Lods, St. Hippolyte, Bellefontaine, Pontarlier, St. Imier.
Unser Ziel für diesen Tag, war mir nicht unbekannt, da ich gerne auf erfahrenes zurückgreife, habe ich im Vorfeld von Köln bereits das Logis-Hotel La Chaumiere in Bellefontaine reserviert.
Wer einmal wie Gott in Frankreich leben will, ist auf dieser Route, von den Vogesen bis in die Provence bzw. Cote d`Azur gut aufgehoben. Es gibt sie überall, die kleinen Speiselokale und Hotelküchen, die einfache, aber sorgfältig zubereitete Gerichte anbieten. Ganz oben auf der Hitliste der Genüsse steht für mich auch der Käse – allen voran der Rohmilchkäse einer jeden Region, bzw. Department. Hier werden in jeder Region kulinarische Hochgenüsse serviert, und das zum kleinen Preis.
Vercors
Kaum eine andere Alpenlandschaft ist derart reich mit Naturschönheiten gesegnet wie der Vercors. Als Teil der französischen Kalkalpen erhebt sich das Gebirge zwischen Rhônetal und Dauphiné-Alpen, durch das weite Tal des Drac von den Eisgipfeln der Écrins getrennt. Das der Gebirgsstock des Vercors ganz im Westen der französischen Alpen liegt, ist sicherlich jedem bekannt. Er schmückt sich mit Gipfeln bis zu 2.350 m Höhe und tiefen. Die in den Felswänden eingesprengten Straßen, bieten heute eine Sammlung von spannenden Passstraßen.
Zu den Höhepunkten dieser zehn Tagestouren zählen die Fahrt entlang des Ecrins-Nationalparks sowie die Olympiastadt Grenoble, die von den beiden Naturparks Chartreuse und Vercors eingerahmt wird. Insbesondere die Landschaft des Vercors, ein ausgedehnter Höhenzug der Voralpen, bietet zwischen GRENOBLE und DIE eine Unmenge an hochinteressanten Touren, die wir auf zwei Tage komprimiert haben. Die Tourenstrecken für dieses Gebiet habe ich aus persönlichen Empfehlungen und den einzelnen Tourenberichten (aus Mimotos Reise-Forum) gezogen, dazu die entsprechende Michelin-Karte No332, und die Strecke ergibt sich fast von alleine, da es nur eine begrenzte Anzahl von Straßen gibt. Jedoch hatte ich nicht einschätzen können, das meine Erwartungen übertroffen werden, und das nicht nur wegen der fast unerschöpflichen Angebote an Motorradstraßen. Hier, wo sich die hohen Alpen nach und nach ins Tal der Rhone absenken.
Irgendwann rollen wir hinter dem Kloster Léoncel (ehemalige Zisterzienserabtei) im Vercors-Massiv auf eine kleine Seitenstrasse, aus der ein Feldweg, Waldweg und anschließend ein Schotterweg wurde. Als ich noch mit der Pan unterwegs war, hätte ich spätestens am Übergang zum Schotter gewendet.
Obwohl wir ein klares Zeichen von Oben erhalten haben, sind wir dem Weg gefolgt.
Nach kurzer Zeit auf dem Schotter, kommen wir an verfallenen Hütten und einer ruinösen Kirche vorbei. Was mag hier wohl mal gewesen sein? Zwischen den hohen Kiefern und Laubbäumen bedeckt ab und an eine dichte Sicht grüner Blätter, brauner Nadeln und schwarze Erde den Weg. Über die geschotterten und betonierten Kehren geht es wieder hinunter ins Tal, hier waren wir bereits, im Gorges d´Ombleze. Die letzten Regenfälle haben dem Weg wohl gut zugesetzt. Über Auswaschungen und um dicke Löcher herum zirkeln wir mit der GS in die Tiefe.
Wir sind froh, dass wir in die Schlucht von Omblèze, die wie ein Märchen mit Elfen, Gnome und Mystik auf mich wirkt, heil erreichen. Eigentlich ein Erlebnis für die ganze Familie, mitten in der Natur, ohne Eintritt, und ohne Pommes- und Colabuden. Hier trifft man neben Forellen und vielen anderen Tieren auch noch Elfen und Feen. Seitlich der Autostraße läuft überall Wasser über Moosflächen und Mooswände. Das Tal endet in einer Sackgasse in einem kleinen Dorf mit einem kleinen Bistro, das nur gelegentlich im Sommer geöffnet ist. Wir fahren zurück und pausieren in der Moulin de la Pipe, Bistro und Restaurant zugleich, mit großer Terrasse direkt am Bach zwischen den Felsen. Aufgrund der vielen Plakate sehen wir, dass hier Nachts oft Konzerte namhafter und berühmter internationaler Gruppen statt finden. Ein Geheimtipp mitten in dieser Wildnis, wie wir später erfahren. Oft gibt es bis in den frühen Morgen eine "Blues Night", eine "Reggae Night", oder andere Jazz-Klänge.
Der Col de la Maschine musste allein des Namens wegen schon dabei sein. Unsere Unterkunft war in Rencurel, im Hotel le Marronnier. Diese Hotel war von vielen belgischen Rennradfahrern belegt, die an unserem ersten Abend ihren Abschlussabend gefeiert haben, außer den Busfahrern ist keiner dieser Sippe schlafen gegangen, somit haben auch wir kein Auge gut ausruhen können. Dafür sind wir am nächsten Tag bereits um 15:30 Uhr im nächsten Hotel „Le Relais du Mont Ventoux“, in Aurel eingekehrt.
Die Schlucht "Gorges de la Bourne" im Vercors muss man gesehen haben. Begeistert haben uns die spektakulären Überhänge und Talblicke in den Grands Goulets. Und außerdem gibt es in der Gegend ja noch die Combe Laval, den Col de la Bataille und natürlich den Col de Rousset. Wenn man letzteren auf der D518 in Richtung Die passiert, dann öffnet sich vor einem das Tal, und der mediterrane Teil Frankreichs beginnt, was Baustil und Bewuchs angeht, diesen Pass sollte man unter keinen Umständen auf der Fahrt nach Süden auslassen.
Unbedingt schwindelfrei sollte man auf dem abenteuerlich in den Fels gehauenen Cirque de Combe Laval schon sein, denn neben geheimnisvollen Felstoren und versteinerten trollartigen Formationen erwartet uns hier ein etwa 500 Meter tiefer Abgrund, nur gesichert durch eine niedrige Steinmauer. Wäre der Cirque de Combe Laval nur etwas länger, er würde alle Schluchtstrecken der gesamten Alpen - auch des Grande Canyon du Verdon - in den Schatten stellen. So aber muss man einfach jeden Meter doppelt wirken lassen und kommt so in den Genuss einer absolut einzigartigen Alpenstrecke.
Der Abstieg zieht sich, denn es sind reichlich Höhenmeter zu überwinden. Hinter Die dann Richtung Osten über den Col de Grimone, der zwar nicht spektakulär, aber doch sehr reizvoll und entspannend zu fahren ist.
Ab Die wechselt dann die Szenerie erneut. Die anschließenden Regionen kennzeichnen den sanften Übergang in mediterrane Gefilde. Vorbei an Lavendelfeldern und Olivenhainen, zahlreichen Dörfern und mit ursprünglichem französischen Charme und den malerischen Dörfern.
Für die Strecke durch die Provence sollte man sich Zeit lassen. Das heißt nicht, wie eine Schnecke durch die Landschaft zu kriechen. Natürlich laden die kurvenreichen Strecken auch mal zu hurtiger Fahrweise ein. Aber es sollte immer Zeit für die großartige Landschaft rechts und links bleiben, für die kleinen ansprechenden Dörfer, für den Cafe´noir unter Schatten spendenden Bäumen und all die anderen Dinge, die die Provence so einmalig und erholsam machen. Wir gehen es am nächsten Morgen langsam an. Vor unserem Hotel steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Großflächiges Zelt, in dem wir am Vorabend das ausgezeichnete Abendmenü in drei Gängen erlebten und uns heute noch gerne daran erinnern.
Was gab es im Einzelnen?
Gebratene Jakobsmuschel und Cannelloni mit Joghurt und Gurke
Filet vom Kalb mit Knusperstange von Pfifferlingen, Aprikosen und Zwiebelcreme
Törtchen von der Passionsfrucht mit Schokoladeneis.
Ende Teil 1