Von den Vogesen bis in die Provence

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    Von den Vogesen bis in die Provence


    Es ist wieder soweit, meine diesjährige Tour mit Klaus aus Mayen stand an und nun schreibe ich bereits das erlebte zusammen, damit wir uns auch später an die eindrucksvolle Zeit erinnern können. Diese Mal war alles anders. Wir haben unseren Reisezeitraum zwei Wochen später, als im Vorjahr gewählt. Somit sind wir am 02.06.11, Christi Himmelfahrt gestartet, mit der Sicherheit (lt. Alpen-Kalender) keine Winter-sperren mehr zu erleben.


    Bislang sind wir seit vielen Jahren zu diesem Feiertag in die Vogesen, zu unserer Vatertags-Tour aufgebrochen. Nach wie vor liebe ich diese Region, die Weit mehr als nur Sauerkraut zu bieten hat. Den kaum eine Region Europas ist auf so vielfältige Art und Weise attraktiv, wie die Vogesen. Es fängt beim Essen an und hört bei den erstklassigen Motorradstrecken bei weitem nicht auf. In diesem Jahr sind wir in folgende Regionen unterwegs und haben Land, Leute und Küche und mein neues Garmin „Zümo 660“ kennengelernt.


    1. Vogesen


    2. Jura/Doubs


    3. Vercors


    4. Provence


    5. Cote d´Azur



    Wie bewegt, durch all meine Sinne, als wir an jenem Donnerstagmorgen auf der Anfahrt in meine geliebten Vogesen sind. Endlich wieder unterwegs, in Meckenheim auf dem Rastplatz „goldene Meile“ habe ich Peter aus Oberhausen mit seiner Honda ST1100 (Pan) getroffen, wir kennen uns vom Pan-Stammtisch im MG, Peter hat uns an den ersten zwei Tagen, auf den Strassen der Vogesen begleitet.


    Die Zeit der Planung und Organisation liegt hinter mir. Da stört mich nicht mal die Anfahrt auf dieser immer verstopften A61. Bald werden wir in Mayen ankommen und Klaus mit seiner R1150 GS einsammeln. Weiter geht es für mich im Kreis der zwei Mittfünfziger über die A48 nach Saarbrücken. Danach noch zwei-, dreimal abgebogen und wir sind auf der D82A in Grosbliederstroff/Frankreich. Selten habe ich mich auf eine Tour so gefreut wie auf diese. Elf Tage Frankreich, mit der Option, einen Reservetag zu besitzen (Pfingstmontag). Nach all den Touren in den letzten Wochen durch die Eifel, bin ich froh jetzt wieder in die etwas genussvolleren Regionen Frankreichs zu gelangen. Nicht das ich jetzt falsch verstanden werde. Ich mag auch gerne die Eifel, aber Frankreich ist einfach etwas lieblicher u. genussvoller.


    Wir arbeiten uns in diesem Jahr wieder von den Nordvogesen bis nach Munster im Süden vor. Dabei lassen wir fast keine der fantastischen Strecken aus. Auch wenn sich die überfüllten Touri-Pfade nicht immer vermeiden lassen, so fahren wir doch meist abseits der „Großen Routen“. Oft sogar auf kleinen Forstwegen, die nur mit Mühe oder Ortskundigen zu finden sind (Der mit der FJR u. mansch ein Anderer hier kennt sie auch). Somit ist für das grobstollige Reifenprofil der GS und dem BT023 Profil auf der Pan gleichermaßen gesorgt.


    Als wir La Petite-Pierre erreichen, sitzen wir im strahlenden Sonnenschein auf den begehrten Plätzen vor dem Hotel Aux Trois Roses, genießen den Cafe und beobachten die vorbei treibenden Motorradgruppen. Lange können wir nicht sitzen bleiben, es liegen noch einige Kurven und Wegstrecken vor uns, bevor wir in Munster ankommen.



    In Munster angekommen, verspüren wir noch ausreichend Zeit, kurz hinter Munster rechts nach Soultzbach-les-Bains einzubiegen, Irgendwann erreichen wir im Ort die richtige Abzweigung zum Petit Ballon, dem kleinen Belchen. Hier fahren wir eine geniale Schleife, damit wir noch pünktlich zum Abendessen im Hotel ankommen können. Es ist wieder mal eine dieser einsamen Forststrassen, die schlecht beschildert und daher kaum befahren sind. Wer sich die Mühe macht sie zu finden, wird meist durch schöne Strecken belohnt, so auch wir in diesem Fall. Anfangs durch dichten Wald und später vorbei an einsamen Bergbauernhöfen, ohne einem einzigen Fahrzeug begegnet zu sein. Wir rollen in Munster hinter dem Hotel in die reservierte Garage und stellen die Motorräder ab, ein kurzer Blick zum Ölschauglas und wir ziehen das Garagentor hinter uns zu.



    Am nächsten Tag starten wir von Munster über die fabelhafte Route des Cretes fürs erste, die anfänglichen 5 km ab „Col de la Schlucht“ sind frisch mit Strassen-Split abgestreut um die letzten Winterschäden zu beseitigen, daher kommt der Fahrspaß erst kurze Zeit später auf. Was uns jetzt bis zur Mittagszeit noch bleibt, ist die Anfahrt zum Ballon d´Alsace, dem letzten Highlight des Tages in den Vogesen. Denn auch hier zieht sich die Strasse in fast alpinen Verhältnissen vom Tal auf 1.250 Höhenmeter hinauf. Wenn man will, schnell und sportlich, wenn nicht, dann mit vielen wunderschönen Ausblicken auf den nahen Jura. Denn hier unten hören die Vogesen auf, ebenso unsere Begleitung von Peter aus OB, der in der Nähe von Mulhouse uns verlässt und über die schnelle A35 zurück nach Oberhausen fährt. Es war für ihn ein schnuppern an alten Tagen, da er in den letzten Jahren nur im Ruhrgebiet und am Niederrhein unterwegs war. Seine Zeit an Wochenenden in der Eifel und im Bergischen Land liegen viele Jahre zurück. Nach einigen Touren in den letzten Monaten in der Eifel, kam seine Sucht nach Schräglage schnell wieder zum Vorschein, hier in den Vogesen hat er seine Fähigkeiten mit der Pan deutlich bewiesen.



    Jura & Doubs
    Wir schlagen uns weiter durch nach Ferrette, in unserem ersten Zwischenziel, wo ich den ersten Teil der Garmin-Route mit dem Namen Jura-1 starte, ein kurzer halt für das ein und andere Foto (es könnte auch aus der Konserve 2010 sein) und weiter geht es.



    Meine ersten Erfahrungen im Jura durfte ich im letzten Jahr mit Jojo, Mimoto und Glider sammeln, eine Landschaft mit Straßen, wie wir sie lieben. Besonders zu erwähnen die Stille und nur wenig frequentierte Auslastung der kleinen Nebenstrecken mit Auto und Motorradfahrern. Manch einer trägt ein Produkt aus dem Jura am Handgelenk ohne dass es ihm bewusst ist. Der von Basel bis Genf reichende Jurabogen ist zugleich Hochburg der Schweizer Uhrentradition und für den Motorradfahrer ist der Jura im Grenzgebiet Frankreich / Schweiz und besonders das Gebiet des Doubs ein Paradies.



    Felslandschaften und idyllischen Flussauen wechseln sich ab, Kurven und kleine Straßen, ob nun weiß, oder gelb mit oder ohne grüne Randmarkierungen gibt es auf der gesamten Michelin Karte „Französisches Jura No321“ ohne Ende. Ohne gutes Kartenmaterial ist es für einen unerfahrenen Jurareisenden, wie misch, schwierig die Herausforderungen der Straßenverbindungen ohne Experimente auf dem Weg zu bewältigen, ohne die Orientierung zu verlieren, wenn es nur daran liegt, das der Doubs eine 180 Grad wende vollzieht.


    Unsere Ziele im Jura habe ich den erfahrenen Jurareisenden aus Mimotos-Forum entlockt. Daher fahren wir über St. Ursanne, Biaufond, Lods, St. Hippolyte, Bellefontaine, Pontarlier, St. Imier.


    Unser Ziel für diesen Tag, war mir nicht unbekannt, da ich gerne auf erfahrenes zurückgreife, habe ich im Vorfeld von Köln bereits das Logis-Hotel La Chaumiere in Bellefontaine reserviert.


    Wer einmal wie Gott in Frankreich leben will, ist auf dieser Route, von den Vogesen bis in die Provence bzw. Cote d`Azur gut aufgehoben. Es gibt sie überall, die kleinen Speiselokale und Hotelküchen, die einfache, aber sorgfältig zubereitete Gerichte anbieten. Ganz oben auf der Hitliste der Genüsse steht für mich auch der Käse – allen voran der Rohmilchkäse einer jeden Region, bzw. Department. Hier werden in jeder Region kulinarische Hochgenüsse serviert, und das zum kleinen Preis.



    Vercors
    Kaum eine andere Alpenlandschaft ist derart reich mit Naturschönheiten gesegnet wie der Vercors. Als Teil der französischen Kalkalpen erhebt sich das Gebirge zwischen Rhônetal und Dauphiné-Alpen, durch das weite Tal des Drac von den Eisgipfeln der Écrins getrennt. Das der Gebirgsstock des Vercors ganz im Westen der französischen Alpen liegt, ist sicherlich jedem bekannt. Er schmückt sich mit Gipfeln bis zu 2.350 m Höhe und tiefen. Die in den Felswänden eingesprengten Straßen, bieten heute eine Sammlung von spannenden Passstraßen.



    Zu den Höhepunkten dieser zehn Tagestouren zählen die Fahrt entlang des Ecrins-Nationalparks sowie die Olympiastadt Grenoble, die von den beiden Naturparks Chartreuse und Vercors eingerahmt wird. Insbesondere die Landschaft des Vercors, ein ausgedehnter Höhenzug der Voralpen, bietet zwischen GRENOBLE und DIE eine Unmenge an hochinteressanten Touren, die wir auf zwei Tage komprimiert haben. Die Tourenstrecken für dieses Gebiet habe ich aus persönlichen Empfehlungen und den einzelnen Tourenberichten (aus Mimotos Reise-Forum) gezogen, dazu die entsprechende Michelin-Karte No332, und die Strecke ergibt sich fast von alleine, da es nur eine begrenzte Anzahl von Straßen gibt. Jedoch hatte ich nicht einschätzen können, das meine Erwartungen übertroffen werden, und das nicht nur wegen der fast unerschöpflichen Angebote an Motorradstraßen. Hier, wo sich die hohen Alpen nach und nach ins Tal der Rhone absenken.



    Irgendwann rollen wir hinter dem Kloster Léoncel (ehemalige Zisterzienserabtei) im Vercors-Massiv auf eine kleine Seitenstrasse, aus der ein Feldweg, Waldweg und anschließend ein Schotterweg wurde. Als ich noch mit der Pan unterwegs war, hätte ich spätestens am Übergang zum Schotter gewendet.


    Obwohl wir ein klares Zeichen von Oben erhalten haben, sind wir dem Weg gefolgt.



    Nach kurzer Zeit auf dem Schotter, kommen wir an verfallenen Hütten und einer ruinösen Kirche vorbei. Was mag hier wohl mal gewesen sein? Zwischen den hohen Kiefern und Laubbäumen bedeckt ab und an eine dichte Sicht grüner Blätter, brauner Nadeln und schwarze Erde den Weg. Über die geschotterten und betonierten Kehren geht es wieder hinunter ins Tal, hier waren wir bereits, im Gorges d´Ombleze. Die letzten Regenfälle haben dem Weg wohl gut zugesetzt. Über Auswaschungen und um dicke Löcher herum zirkeln wir mit der GS in die Tiefe.


    Wir sind froh, dass wir in die Schlucht von Omblèze, die wie ein Märchen mit Elfen, Gnome und Mystik auf mich wirkt, heil erreichen. Eigentlich ein Erlebnis für die ganze Familie, mitten in der Natur, ohne Eintritt, und ohne Pommes- und Colabuden. Hier trifft man neben Forellen und vielen anderen Tieren auch noch Elfen und Feen. Seitlich der Autostraße läuft überall Wasser über Moosflächen und Mooswände. Das Tal endet in einer Sackgasse in einem kleinen Dorf mit einem kleinen Bistro, das nur gelegentlich im Sommer geöffnet ist. Wir fahren zurück und pausieren in der Moulin de la Pipe, Bistro und Restaurant zugleich, mit großer Terrasse direkt am Bach zwischen den Felsen. Aufgrund der vielen Plakate sehen wir, dass hier Nachts oft Konzerte namhafter und berühmter internationaler Gruppen statt finden. Ein Geheimtipp mitten in dieser Wildnis, wie wir später erfahren. Oft gibt es bis in den frühen Morgen eine "Blues Night", eine "Reggae Night", oder andere Jazz-Klänge.



    Der Col de la Maschine musste allein des Namens wegen schon dabei sein. Unsere Unterkunft war in Rencurel, im Hotel le Marronnier. Diese Hotel war von vielen belgischen Rennradfahrern belegt, die an unserem ersten Abend ihren Abschlussabend gefeiert haben, außer den Busfahrern ist keiner dieser Sippe schlafen gegangen, somit haben auch wir kein Auge gut ausruhen können. Dafür sind wir am nächsten Tag bereits um 15:30 Uhr im nächsten Hotel „Le Relais du Mont Ventoux“, in Aurel eingekehrt.


    Die Schlucht "Gorges de la Bourne" im Vercors muss man gesehen haben. Begeistert haben uns die spektakulären Überhänge und Talblicke in den Grands Goulets. Und außerdem gibt es in der Gegend ja noch die Combe Laval, den Col de la Bataille und natürlich den Col de Rousset. Wenn man letzteren auf der D518 in Richtung Die passiert, dann öffnet sich vor einem das Tal, und der mediterrane Teil Frankreichs beginnt, was Baustil und Bewuchs angeht, diesen Pass sollte man unter keinen Umständen auf der Fahrt nach Süden auslassen.


    Unbedingt schwindelfrei sollte man auf dem abenteuerlich in den Fels gehauenen Cirque de Combe Laval schon sein, denn neben geheimnisvollen Felstoren und versteinerten trollartigen Formationen erwartet uns hier ein etwa 500 Meter tiefer Abgrund, nur gesichert durch eine niedrige Steinmauer. Wäre der Cirque de Combe Laval nur etwas länger, er würde alle Schluchtstrecken der gesamten Alpen - auch des Grande Canyon du Verdon - in den Schatten stellen. So aber muss man einfach jeden Meter doppelt wirken lassen und kommt so in den Genuss einer absolut einzigartigen Alpenstrecke.


    Der Abstieg zieht sich, denn es sind reichlich Höhenmeter zu überwinden. Hinter Die dann Richtung Osten über den Col de Grimone, der zwar nicht spektakulär, aber doch sehr reizvoll und entspannend zu fahren ist.



    Ab Die wechselt dann die Szenerie erneut. Die anschließenden Regionen kennzeichnen den sanften Übergang in mediterrane Gefilde. Vorbei an Lavendelfeldern und Olivenhainen, zahlreichen Dörfern und mit ursprünglichem französischen Charme und den malerischen Dörfern.


    Für die Strecke durch die Provence sollte man sich Zeit lassen. Das heißt nicht, wie eine Schnecke durch die Landschaft zu kriechen. Natürlich laden die kurvenreichen Strecken auch mal zu hurtiger Fahrweise ein. Aber es sollte immer Zeit für die großartige Landschaft rechts und links bleiben, für die kleinen ansprechenden Dörfer, für den Cafe´noir unter Schatten spendenden Bäumen und all die anderen Dinge, die die Provence so einmalig und erholsam machen. Wir gehen es am nächsten Morgen langsam an. Vor unserem Hotel steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Großflächiges Zelt, in dem wir am Vorabend das ausgezeichnete Abendmenü in drei Gängen erlebten und uns heute noch gerne daran erinnern.


    Was gab es im Einzelnen?
    Gebratene Jakobsmuschel und Cannelloni mit Joghurt und Gurke
    Filet vom Kalb mit Knusperstange von Pfifferlingen, Aprikosen und Zwiebelcreme
    Törtchen von der Passionsfrucht mit Schokoladeneis.


    Ende Teil 1

    Köln (CCAA, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, im Mittelalter auf Latein meist Colonia Agrippina genannt). ;-)

    6 Mal editiert, zuletzt von Herbert_s41 ()

  • Teil 2


    Nun aber zurück, zu den ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen, die das Zelt aufglühen, als wir uns zum Frühstück begeben. Frischer Cafe und das Übliche zum französischen Frühstück, danach die Zimmer geräumt und es geht weiter.


    Im nächsten Dorf angekommen, hole ich -nach dem üblichen Prozedere- in der Boulangerie frisches Baguette für das zweite Frühstück auf der Strecke. Danach kommen die ersten Kurven der D942, sie lassen Gutes hoffen und wir werden nicht enttäuscht. In wilden Schlenkern führt dieses Meisterwerk der Straßenbaukunst entlang der Gorges de la Nesque, nach den Gorges de Verdon die bekannteste Schlucht der Provence. Der Gebirgsbach hat hier ganze Arbeit geleistet. Skurrile graue Felslandschaft, grün
    betupft mit Büschen und Bäumchen, schließen die Tiefe ein, die schon Literatur- Nobelpreisträger für eine der schönsten Frankreichs hielt.



    Irgendwann erreichen wir das Ende der Schlucht. Die Strasse beruhigt sich langsam, sogar der sechste Gang ist mal wieder gefragt. Allerdings nicht für lange, dann bald taucht das Ortsschild Sault vor unserer Nase auf. Wir stellen unser Adventure und GS mitten im Ort ab und wandern ein wenig durch das nette Örtschen mit seinen schattigen, schmalen Gassen, steilen Stiegen und gemütlichen Plätzen. Sault liegt auf einem hohen Felsplateau, darunter die Pays de Sault, die flache Ebene. Von dem großen Dorfplatz am Ortseingang hat man einen tollen Blick auf das tiefer liegende Umland. Sault ist ein Zentrum des Lavendelanbaus und besonders im Frühjahr, wenn die Landschaft im Lila des Lavendels strahlt, ist der Blick von hier oben einmalig. Wir setzen uns in das gemütliche Straßencafé gleich am Rand des Platzes und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, die Aussicht ist grandios.



    Wir verlassen Sault nach Süden entlang der D943 und überqueren das Plateau de Vaucluse. Auch hier, wie sollte es anders sein, reichen sich Kurven an Kurven. Der Flug durch die Landschaft ist grenzenloser Genuss. Olivenhaine, Korkeichen und dichtes Buschwerk huschen an uns vorbei. In der Hautsaison möchte ich hier nicht unterwegs sein, dann sind die Straßen hier sicherlich voll. Die wenigen Autos, die in unsere Richtung fahren, haben wir schnell überholt. Die freundliche Art vieler Franzosen, Motorradfahrern das Überholen durch Blinken und Rechtsfahren zu erleichtern, wissen wir zu schätzen. Klaus und ich bedanken uns durch einen freundlichen Wink und wünschen uns das manchmal auf deutschen Straßen. Das wilde Gekurve führt uns schließlich nach St-Saturnin-les-Apt. Schon am Ortseingang fasziniert uns eine gut erhaltene Windmühle. Dahinter liegt der Ort und der wirkt wie ein lebhaftes, bewohntes Freilichtmuseum. Terracottafarbenes Mauerwerk unter alten Tonziegeln, grüne und blaue Läden an fast jedem Fenster, ausgetretenes steiniges Pflaster und unzählige Blüten in Töpfen, Trögen und Schalen machen aus dem Dorf eine wahre Augenweide. Natürlich fehlen auch nicht die schattigen Bars, vor denen alte Franzosen mit der unvermeidlichen Gauloises im wettergegerbten Gesicht stehen und sitzen, und es gibt auch die sportlichen alten Herren, gleich nebenan, sie spielen Boule.



    Wir drehen ein, zwei Runden durch das malerische Idyll, dann folgen wir der Straße weiter nach Apt. Wer gerade auf Diät ist, sowieso ein unverzeihlicher Fauxpas während einer Frankreichtour, sollte Apt strikt meiden, denn das gilt als die heimliche >Hauptstadt der kandierten Früchte<. Die leckeren Gewächse der umliegenden Obstplantagen werden hier mit immensen Mengen an Zucker kandiert. Und wer das Glück oder das gute Timing hat, samstags nach Apt zu kommen, kann auf einem der schönsten Märkte Frankreichs davon kosten und reichlich kaufen. Wenige Kilometer weiter liegt Gordes, die nächste Etappe für diesen Tag unserer Tour. Hoch oben auf einem fast kreisrunden Berg thront das Dorf über dem Umland. Im Reigen der schönsten Dörfer der Provence hat es gute Chancen für einen der vorderen Plätze (von Mimoto als schönstes Dorf in Frankreich bezeichnet).



    Auch hier drehen wir zu Fuß eine kurze Runde durch das kleine Städtchen, das uns mit seinen alten Gemäuer begeistert. Auf dem höchsten Punkt des Ortes steht die neu aufgebaute Burg aus dem 11. Jahrhundert. In deren Schatten lockt ein urgemütliches Cafe, wo wir uns mit einem leckeren Eis abkühlen.


    Genug zu Fuß, schließlich sind wir mit den 20 u. 30 Jahres Sondermodellen einer GS hier. Und mit dem Col de Murs und der D4 durch Foret de Vénasque wartet mal wieder ein genialer Streckenabschnitt auf uns. Erneut geht die Fahrt durch bergige Landschaft unter dem einmalig blauen Provencehimmel in Richtung Mont Ventoux. Desto näher wir uns dem Berg nähern, umso schlechter wird das Wetter, mal wieder ein Pass, der mich an das letzte Jahr erinnert, wir sehen nur Nebelbänke und lt. Karte sowie Navi müssten wir hoch oben stehen.


    Der Mont Ventoux ist natürlich ein Pflichtprogramm, und es ist schon beeindruckend, wie da so ein nackter glatter Berg in der Landschaft rumsteht. Schön ist er nicht, aber eben sehenswert, bei Wind und Nebel sollte man aber vorsichtig sein, man hat keinen Schutz dort oben! Die Anfahrt auf der D943 von Gordes war sehr schön und auch nur wenig befahren. Wir haben dann in Crest "die Seite gewechselt" und uns in die Monts du Vivarais, am östlichen Rand des Zentralmassivs geschlagen. Auch hier wieder enge Täler und kurvenreiche Strecken.


    Mont Ventoux



    Also, wenn wir die zahlreichen Informationen aus Mimotos & Jojo Homepage nicht gehabt hätten, dann wäre uns einiges entgangen in der Provence. Auf der Michelinkarte die kleinen gelbgrünen Linien des kartografischen Meisterwerks markiert, somit hatten wir die Verbindung zur schönsten Aussicht der Provence, die uns jedoch verwährt war, der Nebel ließ es nicht zu. Bei meiner nächsten Tour werde ich ein Quartier in der Nähe vom Mont Ventoux suchen. Hier zu Beginn der Gorges de la Nesque ist der ideale Startpunkt für Touren rund um den Mont Ventoux und über das Plateau de Vaucluse.



    Grand Canyon du Verdon
    Über das ganz besondere Naturwunder „Geologisch zu 100% erklärbar“, der Grand Canyon du Verdon, in etwa sechs Millionen Jahren hat der Fluss Verdon hier sein eigenes Reich geschaffen und ein bizarres Schluchtendenkmal in den Kalksandstein gegraben. Die Panoramastraße entlang des Südrandes des Canyons führt uns durch wunderschöne Kehren und Felsentore, unbeleuchtete Tunnels und in luftige Höhe über eine gigantische Brücke. Wir verlassen den Canyon du Verdon in südliche Richtung bei Regen und fahren nach Castellane, wo ich gleich in die Garage vom letzten Besuch einfahre und erst im Anschluss die Zimmer für die zu vorstehende Nacht buche. Bei den Zimmerpreisen war ich überrascht, gleicher Preis wie im Vorjahr, 45.- € ohne TV u. Fön, wer mich kennt, weiß das ich keinen Fön benötige. ;-)



    Cote dÁzur
    Eigentlich würde ich gerne berichten, dass Klaus und ich an der Kaimauer im Port Hercule sitzen und jeder eine Flasche französisches Quellwasser in der Hand hält und wir unsere Beine ins Hafenbecken baumeln lassen. Das bunte Treiben in Monacos turbulenten Haupthafen währe sicher sehr unterhaltsam gewesen. Aber leider ist dem nicht so, seit Mittag fuhren wir bereits durch dunkle Regengebiete, irgendwo in den Bergen auf dem Weg zum Col de Tende blitzte und Donnerte es plötzlich, wir warten auf den Regen, aber außer einpaar Windböen tat sich nichts. Nach dem uns nun klar war, dass der weitere Weg nicht in betracht kam, entschieden wir uns, zu einer Wende, und fuhren den gleichen Weg bis Sospel zurück, bevor wir in Monaco ankamen. Wir hatten bereits seit einigen Stunden nichts mehr um den knurrenden Magen zu besänftigen, bevor wir nun aber für eine Bierdeckel große Crepes 10.- Euro zahlen müssen, verzichten wir auch auf den Anblick der Straßen, wo Vettel und Co. einmal im Jahr um die Ecken und durch den langen Tunnel fegen.


    Also steuern wir Aspremont an, nicht weit weg von den Städten Cannes, Nizza und Monaco, wo sich Aspremont einen ländlichen Charme bewahrt hat. Hier im Hinterland gehen die Uhren noch anders. Bald finden wir in der Nähe vom Dorfplatz, neben dem Gemeinde-Haus das nette Hotel d´Aspremont, es wird von einer Dame aus Ost-Deutschland geführt. Sie hatte dieses Haus vor einigen Jahren mit ihrem Lebenspartner übernommen und ihr Partner als Rennradbegeisterter Sportler aus Luxemburg, entsprechende Gäste aus diesem Sportsegment als Hauptzielgruppe beworben, vor einigen Jahren kamen auch die Biker hinzu. Nun sind auch wir für eine Nacht an unserem heutigen Tagesziel angekommen.


    Schnell wird es am Morgen wieder Warm, die ersten Sonnenstrahlen leuchten in das nette kleine Zimmer, an der D14. Ein kräftiger schwarzer Cafe reicht erstmal, um in Schwung zu kommen. Klaus und mir steht der Sinn nach Kurven, Landschaft und Panoramen. Zügig düsen wir das Var-Tal hoch, kurz nach Le-Plan-du-Var biegen wir in die Gorges de la Vésubie ab. Schlagartig ändert sich die Landschaft, rechts und links wachsen graue Felsen hoch in den blauen Himmel. Jetzt am Morgen hat die Sonne noch keine Chance, den glänzenden Asphalt zu trocknen, überall sieht man noch die Spuren der letzten Starkregen-Nacht. Vorsichtig folgen wir der kurvigen Strecke. Immer wieder halten wir an, werfen einen Blick in die Schlucht neben der Straße.



    In wilden Stürzen und Strudeln rauscht das tosende Wasser durch die Rinne und formt fleißig an der Landschaft. Unter überhängenden Felsen hindurch erreichen wir La Riviere. Ein verschlafener kleiner Ort, typisch für diese bergige Landschaft. Ab hier geht es richtig bergauf. In wilden Serpentinen steigt die Straße höher und höher, in einer der Kehren liegen ein paar Felsabbrüche herum, die wir umfahren, bevor bereits ein Gemeindetraktor uns entgegen kommt, und mit seiner großen Frontschaufel die Brocken aufnimmt, der Straßenkehrwagen ist gleich hinter ihm. Wenige Meter später am Ortseingang von Utelle, halten wir zu unserer Vormittagspause an und genießen den Ausblick auf das umliegende Gebirge, jeder hat eine Bank für sich und wir genießen unser Picknick in der Vormittagssonne, Vitamine verhelfen zu neuen Kräften.



    Ab Utelle wird es eng, die einspurige D32 Strecke führt hoch auf den 1.174 Meter hohen Aussichtspunkt bei der Kirche Madone d´Uelle. Die Aussicht ist fantastisch, selbst jetzt Anfang Juni fällt der Blick noch auf schneebedeckte Berggipfel, hier unten im Süden. Ein toller Kontrast zum tiefblauen Himmel. Die großen Schotterfelder ringsum laden zu Enduroeinlagen ein, jedoch mein treuer Begleiter winkt ab. Bevor es weiter geht ein kurzer Blick auf die Michelin-Karte, sie verspricht Spannendes, „Parcours difficile difficile ou dangereux = Schwere oder gefährliche Strecke“, heißt es da, das lässt Motorradfahrerherzen höher schlagen. Natürlich wird genau das unsere Richtung, auf dem Weg dorthin heißt es Augen auf, Äste, Sand, Steine, alles liegt auf der Straße herum, die nicht breiter als ein Auto ist. Rechts bröckelt die hohe Felswand, links geht es 40 Meter senkrecht in die Tiefe, Leitplanken Fehlanzeige. Difficile eben, aber Spannend und machbar. In La Tour kühlen wir uns am Dorfbrunnen ab, dass der Reiz der Wege in dieser Region noch steigerungsfähig ist, stellen Klaus und ich sehr schnell fest. Wir sind uns einig, dass die zurückliegenden 37 Kilometer auf der D32 mit das Schönste war, was unsere beiden BMW´s bisher unter den Reifen hatten.


    An Touet-Sur-Var vorbei, düsen wir zügig zum Gorges Cians und ich fahre mit Klaus die uns allen bekante Straße nach Pirlas und zurück auf die D28. Über die klassische Anfahrt Beuil, Saint-Sauveur-sur-Tinee, Route de Restefond geht es hinauf zum Col Bonette, leider ist hier die Ergänzungsrunde noch in der Wintersperre. In Jausiers angekommen gönnen wir uns im nächsten Cafe eine Pause und klären den weiteren Verlauf des Tages. Wie geplant geht es nach dem Cafe weiter über den Col de Vars nach Briancon, wir wollten nicht lange suchen, also steuerten wir sofort das uns bekante Ibis Hotel für 53,- Euro incl. Petite Déjeuner an, bevor wir in der Altstadt das Abendmahl, in einer der Touri-Gaststätten zu uns nahmen.


    Am nächsten Morgen weisen uns die grün markierten gelben Linien die Richtung. Wir halten uns ziemlich genau nach Norden, was uns über den Col du Galibier, Col de L´Iseran



    und weiter den Weg aus dem letzten Jahr nach Martigny führt. Hier suchen wir eine Unterkunft für die letzte Nacht.


    Heimfahrt:
    Der nächste Morgen begrüßt uns Grau in Grau und bereits nach wenigen Kilometern fängt es auch noch an zu regnen. Das ist äußerst schade, schmälert es doch den Fahrspaß auf den anfänglich kleinen kurvigen Straßen ganz beträchtlich. Da greifen wir zum Blinker und fahren kurz hinter Martigny auf die Autobahn. So fahren wir den letzten Abschnitt unserer Reise ausschließlich auf der Autobahn bis Mayen bzw. Köln.


    Fazit:
    Insgesamt haben wir auf dieser Reise, in 10 Tagen, 4.250 km bis Köln zurückgelegt. Davon waren maximal 1.100 km Autobahn, der Rest auf teilweise sehr kleinen Straßen. Wir hatten fasst perfektes Wetter - oft völlig wolkenlos und angenehme Temperaturen (15-25°C). Frankreich bietet traumhafte Strecken, auf denen man fahren kann, ohne sich "auf die Füße zu treten". Allerdings nur dann, wenn man die Route Nationale meidet und sich ein wenig von den Außengrenzen nach "innen" bewegt. Man braucht keine Angst vor den ganz kleinen Straßen zu haben, auch diese waren in recht gutem Zustand und immer noch sehr gut zu fahren, im Gegensatz zu den Straßen in Old Germany. Tagesetappen auf Landstrassen von 350 km waren keine Seltenheit.


    Nun sind wir um ein weiteres Tourenerlebnis sowie ein Fotoalbum reicher und wissen, dass wir im September in die Dolomiten los wollen!


    Und hier geht es zum Fotoalbum


    Gruß, Herbert

    Köln (CCAA, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, im Mittelalter auf Latein meist Colonia Agrippina genannt). ;-)

    3 Mal editiert, zuletzt von Herbert_s41 ()

  • Hallo,


    super Bericht und tolle Fotos. GOOGOOGOO


    Eine tolle Tour die du ausgearbeitet hast und für das leibliche Wohl war scheinbar auch immer gut gesorgt. :mrgreen:


    Danke!

  • Absolut genial, danke für den tollen Bericht, das könnte ich ja glatt als Vorlage für ne eigene Tour übernehmen. GOO

  • Hallo Herbert,


    leider ist nicht zu erkennen wo dieses Bild entstanden ist die Strasse und Landschaft gefällt mir.





    Danke!

  • Klasse zwei fragen hätt ich wer spricht Frankonisch und wie sind die kosten ?

  • Klasse zwei fragen hätt ich wer spricht Frankonisch und wie sind die kosten ?


    Hallo Pendelpaul,


    in Frankreich sprechen alle französisch, sogar viele Touristen, aber nicht alle. ;-)


    Bei mir reicht es um im täglichen Umgang mit den Menschen klar zukommen.


    Bei den Kosten gibt es eine große Spanne, Hotelkosten incl. Abendessen 50 – 70.- Euro. Benzinkosten wie hier, zuzügl. Autobahngeb. für Schweiz.


    Gruß, Herbert

    Köln (CCAA, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, im Mittelalter auf Latein meist Colonia Agrippina genannt). ;-)


  • Das ist unser Weg zur Abfahrt in die Schlucht von Omblèze. Hier der Link zu Googel-Map.


    Gruß, Herbert


    http://maps.google.de/maps?q=O…,,0,0&photoid=po-28386840

    Köln (CCAA, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, im Mittelalter auf Latein meist Colonia Agrippina genannt). ;-)

  • Hat aber Andy Schleck nicht gestört -%-

    Gruss aus Fällanden (near Zurich) oder aus dem Appenzellerland... je nach dem
    atomar


    :lol: Kurven sind zum Befahren da :lol:
    Fahr nicht schneller, als dein Schutzengel fliegen kann GOO


    Kreidler Florett (50ccm/80kmh) / Honda CM125 C / Honda CM250 C / Honda CB750 F2 / Honda CB900 F2 bol d'or / ST1300-2 (Jg 2003) silber RIP =bet=

  • Hallo Herbert


    GratuliereGOO Wie gewohnt toller Bericht und sehr schöne Bilder. Viel ist mir bekannt, aber immer wieder schön aus anderer Sicht zu sehen:lol: