Karpaten 2017

  • Wir durchqueren die Westkarpaten...


    Es ist eine recht einsame Gegend. Sebastian musste morgens tanken doch die Zapfsäule funktionierte mangels Strom nicht. Nächste Tankstelle ca. 80km - dazwischen die Westkarpaten. Wir erreichten die Tankstelle mit ca. 1,5l Sprit im Tank.


    Unglaublich schöne Landschaft die durch eine einzige schmale Straße durchquert wird. Immer wieder Pferde und Kühe. Eine plötzlich von rechts auftauchende Ziege zwang mich zur Vollbremsung.


    Bild 4: So stell ich mir Kanada vor...


    Alle Bilder sind vom Wolfgang B.

  • Ich denke der Himmel ist in Kanada heller :lol:

    Grüße ausm Ruhrpott


    Micha


    wenn man rechts dreht wird die Landschaft schneller

  • Reiseberich von AchimHHamburg (Karpatenstürmer 2011):


    Reisebericht? Hm... gar nicht so einfach... versuche ich es mal:


    Ich habe jetzt mal meine Tourbildchen durchgeschaut, um die Reise Revue passieren zu lassen und stelle fest: Die Bilder werden nicht annähernd dem gerecht, was wir tatsächlich gesehen und erlebt haben.


    Für mich ging es schon 80 km nach dem Start in Trittau damit los, dass mich irgendein Federvieh am Helm getroffen hat. Ein heftiger Einschlag, der mir wohl auch einen winzigen Augenblick die Besinnung nahm. Nachdem ich wieder klar sehen konnte - ! Blut läuft mir über´s Gesicht. Dauerte einige Sekunden bis ich begriff: Das Blut läuft außen über den nassen Helm und stammt nicht von mir. Habe mich - weil mir nicht wirklich gut war - auf die Autobahn durchgeschlagen und bin dann am Abend in Amberg ins Bundeswehrkrankenhaus. Diagnosen: HWS, Hörsturz, Hirnerschütterung. Spritzen, Pillen und über Nacht am Tropf.


    Später in Österreich (danach auch in SLO, HU, RO) die Erkenntnis: Obwohl im Schleswig-Holstein´ischen Storchendorf diesmal nur 15 statt 18 Storchenpaare erschienen (oder so in etwa), sterben diese nicht aus. Wirklich nicht! Gefühlte 2.000 Brutpaare haben wir gesehen. Die Viecher sind (völlig zu recht) einfach zu faul soweit nach Norden zu fliegen, dass wir Ihnen mit unseren Web-Cams in die Kinderstube leuchten können.


    Bei der Einreise nach HU fiel auf:
    1. Der Grenzbeamte winkte uns freundlich vor - stellte zufrieden fest, dass von ihm gern gesehene Deutsche einreisen - und fand es auch ok, dass diese einen Österreicher dabei haben
    2. Die Straßenbauer müssen eine besondere Ausbildung genossen haben! Solche Buckelpisten lässt VW in Ehra-Lessien für TEuros als Stoßdämpferteststrecke bauen... gibts in HU für lau!
    3. Wo zum Teufel sind die Errungenschaften des "Gulasch-Kommunismus" geblieben? Tristess en gros in kommunismusgrau (ein Eindruck, der allerdings bei der Rückreise im nördlichen HU positiv revidiert wurde).


    Dann Rumänien:
    Was für Gegensätze! Städte, die vor Geschäftigkeit und Boom zu platzen scheinen und auf dem Land Pferdefuhrwerke en masse, der Trecker ein Gefährt von Seltenheitswert. Schlagartig praktisch keine Motorradfahrer mehr anzutreffen. Menschen bleiben stehen und winken uns zu, Kinder kommen an der Kreuzung heran und wollen mal am Gasgriff drehen und der Zugführer hupt uns fröhlich von den Gleisen aus zu... völlig unmöglich, dies unterwegs in Bilder zu fassen. Besser hätte dies schon an den Bahnübergängen geklappt: LKW, die vor dem Übergang zum Stillstand abbremsen, sich vorsichtig über die Gleise tasten... geschätzte 20 - manchmal wohl auch 30 cm Höhenversatz keine Seltenheit... abenteuerlich. Wie eigentlich das gesamte Straßennetz, dass wir bereisten. Sehr gute Streckenabschnitte wechseln abrupt zu Pisten, die wirken als hätte die Luftwaffe mit Streubomben Landebahnen zerstört. Manchmal fehlen Gullideckel. Lösung: vollstopfen mit LKW-Reifen, damit man nicht allzutief rein fällt oder kleine Bäume reinstellen. Besondere Zuwendung erhält der Fahrer, wenn jemand eine Plastiktüte zur besseren Erkennbarkeit ans Bäumchen gebunden hat... kannste alles nicht fotografieren, weil die Hände am Lenker nötig sind und dauernd anhalten?... dann kommt der Reisende überhaupt nicht mehr vorwärts. Alle von uns angesteuerten Hotels und Pensionen hatten übrigens vieles gemeinsam: nettes Personal, intakt wirkende Gebäudesubstanz (meist schön gelegen) und abgewohntes, liederlich installiertes Innenleben.


    Die Karpaten:
    Ich hatte sie mir (geprägt durch Dracula-Filme) völlig anders vorgestellt. Viel düsterer, schroffer, abweisender. Die Realität wirkte auf mich ganz anders. Ein "freundlich" wirkendes, wunderschönes und abwechslungsreiches Gebirge, dass es aber auch schafft, Passübergänge zu produzieren, als seist Du "auf dem Dach der Welt". Genial! Aber auch hier gilt (wie in den Städten): Die Fotos geben nur einen winzigen Eindruck wieder. Bevor man für 7 Moppeds den passenden Halteplatz gefunden hat, sind hunderte von Eindrücken am Reisenden vorbeigezogen. Selbst die vielen schönen Kirchen, Klöster, Burgen und Schlösser haben wir nur unvollständig auf die Speicherkarten gebrannt... ältere Biker sind sommertags nur unwillig zu Besichtigungsmärschen zu überreden... gell Ernst? An dieser Stelle Dir noch einmal ein Extra-Lob für Deine unermüdliche Bemühung um unsere kulturelle Bewusstseinserweiterung, die Dir obendrein auch manche kleine Frotzelei eingebracht hat!


    Tja, ich will an dieser Stelle nicht völlig das Forum sprengen... also Fazit:
    Eine fantastische, geile, wunderschöne Reise in einer netten Truppe, die obendrein auch fahrerisch klasse harmoniert hatte (nur der René musste immer auf uns warten und wurde deshalb zum Guido verurteilt... hat er riesig und engagiert erledigt!!). Und falls ich wieder mal den ehemaligen Ostblock bereise... nur auf einer Miet-Enduro!!!!!!!!


    Lieber Ernst, mangels eines passenderen bzw. treffenderen Vokabulars sage ich Dir hier noch einmal herzlichsten Dank für diese tolle Tour und Andrea sei Dank, dass sie so lange für uns auf Dich verzichtet hat!


    Herzlichst
    Achim



    In der Zwischenzeit ist der Straßenzustand deutlich besser und die Pensionen/Hotels haben qualitativ (und finanziell) dazugelegt. Trotz angestrengtem Suchen konnte ich 2016 keinen fehlenden Gullideckel finden. Passagen mit "Streubombenwirkung" gibts immer noch - wenn auch weniger(leider).

  • Schöner Bericht Ernst, da kommen wieder so viele Erinnerungen zurück, vom letzten Jahr, jetzt muss nur noch die Zeit etwas schneller vergehen ,damit wir da wieder hin kommen.:mrgreen::mrgreen:


    Gruss Ralph

  • Ja, sehr schöner Bericht, Ernst. Auch der Reisebericht von Achim hat mir gut gefallen. GOO


    Da bekommt man doch Lust auf mehr.


    Und eben habe ich 4 Bilder in einer Reihe gesehen, auf denen jeweils komplett asphaltierte Straßen zu sehen waren. :shock:


    So langsam kommt Freude auf! :mrgreen:

    ... always ride on the bright side of life ...

  • Claus, wenn die Karpatenstürmer was erzählen dann nicht von den superguten Strecken sondern von den Herausforderungen die gemeistert wurden. Oder von Menschen die am Straßenrand stehen bleiben und applaudieren. Oder den kullinarisschen Genüßen. Auf jeden Fall aber von den Freundschaften die geschlossen werden.


    Ich warne jetzt schon von dem möglichen "Tief" in das zumindest ich nach der Tour falle. So sehr es mich nach Hause zieht, fehlen mir dann die gemeinsame Gespräche, die Abende und das Gesellige. Und ehe man sich versieht hat man sich schon zur nächsten Karpatentour angemeldet...