Lenkkopflager tauschen

  • ... Und wenn es "nur" das richtige Interpretieren ... ist


    Mit dem "handwarm" Anziehen hat man schon seine liebe (Verständnis-)Not.
    Handwarm ist noch lange nicht handwarm, das kommt halt ganz auf den Zweck an. Es gibt Ölfilter, die "handwarm" angezogen werden sollen und da wird es wohl kaum dahingehend zu interpretieren sein, dass ein "Luftspalt" bleibt, da ist das Maß aller Dinge die Dichtheit am Gummiring und das zudem noch unabhängig davon, wie welcher Schwergängigkeit das Teil sich aufdrehen lässt, vielleicht ist sogar ein Schraubenschlüssel von Nöten, denn "HAND-warm" heißt ja auch nicht automatisch, dass es ausschließlich von Hand angezogen werden soll/muss/darf und Werkzeug verboten ist.


    Übrigens hüllen sich nahezu alle Quellen, sei es Motorradonline, Louise mit den Schraubertipps u.a.m., in Schweigen oder nebulösen Formulierungen, wenns um dieses Thema geht. Noch nicht mal in den gängigen BMW-Foren ist etwas Verwertbares zu finden. Emil Schwarz ist mit seinen Lagern eh ein besonderer Fall, das kann man nicht so direkt als Referenz heran ziehen. Da haben wir Pan- / Varaderofahrer es richtig gut, wir haben Manfred ;-).
    Einen netten Beitrag habe ich in einem Forum gefunden, da meinte der Schreiber, "handwarme" Schrauben seien so mit ca. 20 - 30 Nm angezogen ... na dann!


    Horst


    morgen kommen die restlichen Teile, dann gehts weiter ...

  • Ist ja auch ein Honda spezifisches Verfahren... bei allen anderen Herstellern ist das eine Kontermutter...

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • Das ist jetzt der Unterschied zwischen dem belesenen Laien und dem ungeschulten Profi (der dem WHB buchstabengetreu folgt) und dem geschulten Profi....


    "handfest anziehen" bedeutet "bis die obere Kronenmutter die Tellerfeder berührt...".... dann noch 1/4 Umdrehung.


    Oder messbar ausgedrückt.... zwischen unterer Kronenmutter, Tellerfeder und oberer Kronenmutter muss mindestens noch eine 1/10mm dicke Fühlerlehre passen, nachdem die Nasen korrekt umgebogen wurden.


    Hallo Manfred,
    ich melde auch noch mit weil bei meiner ST auch das Lenkkopflager fällig ist.
    Deine Erklärungen sind echt toll, mich würde interessieren, was der technische Hintergrund ist, warum beim Kegelrollenlager die Kronenmuttern nicht gekonntert werden. Kann ja wohl nur am Gewindespiel der unteren Mutter liegen, dass beim Kontern in die andere Richtung (sprich Mutter zum Lager) relevant wird und somit die beiden Kegelrollenlager mehr zusammenzieht. Oder lieg ich falsch?
    lg Pete

  • Die obere Kronenmutter wird weder beim Original Axialschulterlager noch bei einem Zubehör Kegelrollenlager gekontert.


    Honda hat beim Originallager ein deutliche Vorspannung im Lager. Würdest du jetzt die Kontermutter kontern, die Gabelbrücke montieren und dann die Abschlussmutter anziehen, würde das Lenkschaftrohr gegen die Gabelbrücke gezogen und die Lagervorspannung vergrößert sich deutlich (Motorrad unfahrbar).


    Deswegen ist bei Honda die obere Kronenmutter nur eine Auflagefläche für die Gabelbrücke und hat keinen Einfluss mehr auf das Lager

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • danke für die erklärung, ist einleuchtend.
    ich versuch immer zu verstehen warum was so sein soll wie's beschrieben wird, da sind deine klärungen sehr hilfreich.
    danke nochmal, ich hoffe ich kann auch mal was beitragen.
    lg

  • Heute Mittag sind die neuen Lager gekommen und dank meiner selbst geschnitzten Treiberwerkzeuge geradezu reingeflutscht. Naja, fast wenigstens, aber wirklich problemlos.
    Das von Manfred empfohlene Anziehen der Feststellmutter mit ca. 10 Nm war nach meinem Empfinden schon das Maximale, was ich einem Lager zumuten würde. Die 25 Nm nach WHB, für's Originallager erstmals einzusetzen, wären aber mit Sicherheit zu viel.
    Das weitere Vorgehen nach Manfreds Plan war total easy! Lenkrohr und Gabelbrücke sitzen echt spielfrei in den Lagern und lassen sich leicht drehen, ohne dass man etwas hört oder das Rollen der Walzen spürt (beim ersten Anziehen mit den ca. 10 Nm merkt man das schon deutlich). Der Abstand Feststellmutter-Sicherungsblech-Obere Mutter ist mit der halben Rückdrehung tatsächlich so um 0,10 mm groß, also voll im Soll.
    In diesem Zustand ist ja nur die untere Gabelbrücke montiert und man kann alle Kabel und Leitungen ganz gut weg halten, sodass der Lenkausschlag von Anschlag zu Anschlag getestet werden kann. War alles spielfrei und leichtgängig und das gleichmäßig über den ganzen Drehbereich.


    Obere Gabelbrücke, Lenker, Holme, Bremssättel und Vorderrad provisorisch montiert und dann Vorspannung gemessen.
    Leider haben in diesem Zustand (ist ja der Normale) die Züge und Bremsschläuche Spannung, die zur rechten Seite hin (Gaszüge, Bremsschlauch von der Handbremse f. Vorderrad) deutlich zu nimmt.
    Beim Messen mit Federwaage bereitet das etwas Kopfweh. Beginnend am linken Anschlag drücken die Leitungen die ganze Chose von alleine gegen Mitte, bleibt ca. 20 - 25 ° vorher stehen. Anziehen und Weiterdrehen bringen ansteigend bis rund 1,5 Kg auf die Waage, jenseits der rechten 20-25°-Marke bis zum rechten Anschlag nimmt die Kraft deutlich auf über 2 kg zu, um dann nach Loslassen selbständig wenigsten den halben Weg bis zur Mittelstellung des Lenkers zurück zu federn. Das ist jetzt aber alles etwas relativ, denn es ist überaus schwierig, die Messerei immer im rechten Winkel zur Gabelbrücke zu vollziehen und zwar sowohl vertikal als horizontal. Andernfalls bekommt man da den falschen Winkel rein, und das ergibt dann zwangsläufig Kräfteparallelogramme, die die Werte total verfälschen. Bei den 2 Kg könnte das durchaus vorliegen aber größer als links oder mittig ist's allemal.



    Horst


    Bilder von den Werkzeugen im Einsatz

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  • noch ein paar Bilder.




    Img 0370 Heizplatte mittelstark erhitzt; darauf einen Aluklotz, der verteilt die Wärme gleichmäßiger als das Lager direkt auf die Platte zu legen. Das Ganze dann gegen Windeinflüsse und zum Ausnutzen der aufsteigenden Wärme in Alufolie verpackt. Temperatur des Lagers so um 80 - 90 Grad (mehr habe ich mich nicht getraut). Gabelbrücke hat die letzte Stunde vor Montage in einer Tüte in der Tiefkühltruhe verbracht, mit Kältespray zusätzlich direkt vor Montage nochmals eingesprüht.


    Img 0371 nach ein paar leichten Schlägen mit den Eintreibern und mittlerem Hammer ....


    Img 0379 - 0381 Das Messen der Vorspannung (nicht in zeitlicher Reihenfolge und auch nicht im "realen Betrieb" - ziehen - messen - fotografieren, alles zugleich, das funktioniert nicht so recht

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  • Lenkkopflager wechseln, so schlimm ist das nicht, nicht war Horst.:mrgreen:


    ... mit gewisser Unterstützung von allen Seiten sozusagen locker vom Hocker ... ;-)
    Nein, im Ernst, ohne gewisse Grundkenntnisse (wie sagte Manfred, belesener Laie!) sollte man da nicht dran gehen, wobei die Lager als solche ja noch einfach zu handeln sind. Aber es gibt auch einen Haufen Zeugs drumherum, das es zu bewältigen gilt. Wer da dran geht, sollte in der Lage sein mit entsprechender Ausrüstung mindestens mal den erweiterten Katalog einer großen Inspektion bewältigen zu können (ich denke da z.B. an Drosselklappengehäuse mit seinem Innenleben, Tausch der Wasserpumpe oder Ventileinstellung, wohlgemerkt "-einstellung" nicht "Kontrolle") und darüber hinaus auch in der Lage sein, sich entsprechende Hilfsmittel "selbst zu stricken" (schweißen, drehen, fräsen), denn die Teile kaufen gehen, das lohnt sich für die wenigen Gelegenheiten eines PAN-Lebens ganz sicher nicht - oder der Spaß überwiegt (bei mir so um 50:50) Und dann halt Schritt für Schritt.
    Oder man hats von der Pike auf gelernt. So wie Du GOO


    Horst
    PS: Bechtolina BZA macht bald auf! Ich verstehe Dein Statement als ausdrückliches, verschärftes Lob - könntest mir zur Belohnung dort einen Eisbecher ausgeben :twisted:

  • ... Das würde ich mich nie trauen ...


    .. Hi Ernst, altes Haus!
    So schlimm ist das einerseits nicht, aber hier gilt andererseits halt das, was ich gerade eben dem Erich geantwortet habe :mrgreen:


    Nichtsdestotrotz wäre es ganz gut, wenn Du mal den Einstieg anpacken würdest.
    Wie ich gelesen habe, hast Du doch einen gewissen Nachholbedarf, z.B. bei der Bewertung von Restlaufzeiten von Atomkraftwerken und Bremsbelägen ....


    Ich mache Dir nen Vorschlag: kommst einfach mal vorbei und wir gehen z.B. mal alle Eventualitäten auf großer Tour durch. Wie nützlich solche Kenntnisse sein können, hast Du doch im letzten Jahr bei unserem Mitfahrer Heinrich gesehen. Allein, Risiko-/ Gefahrenpotenzial abschätzen zu können, ist doch schon bare Münze wert.



    Horst