Nordlandreise mit Wohnwagen 2017

  • An dieser Brücke gibt es in einem Fischimbiss u.a. Kval. Hier habe ich mal 2 Fischburger für 26€ verspeist!!!


    Hallo Lutzl, Du hast die Qual der Wal ?


    Ich muss es doch noch sagen: Ich halte da gar nix davon.
    Ich bin kein Vegetarier, aber ich esse keine Tiger, Nashörner oder Wale.


    Ich weiß, dass es da unterschiedliche Prioritäten und kulturelle Eigenheiten gibt.


    Ich hab auch nix dagegen, wenn Eskimos oder Indianer Wale oder Robben fangen, um sie selbst zu essen, wie seit 1000 Jahren.


    Aber kommerzieller Walfang ist für mich unsinnig und unnötig.
    Genauso wie das Halten von Walen in Gefangenschaft.


    Tommy

  • "Nach Angaben der Artenschutzorganisationen fielen 2014 und 2015 in Norwegen 1396 Zwergwale den Harpunen zum Opfer. Japan habe im gleichen Zeitraum 663 Großwale getötet, Island 345. Während auf Island diplomatischer Druck ausgeübt werde und Japan für sein Walfangprogramm vor dem Internationalen Gerichtshof zu Verantwortung gezogen worden sei, bleibe Norwegen von Kritik weitgehend verschont.
    Nach Angaben des norwegischen Fischereiministeriums wurden im vergangenen Jahr 660 Zwergwale gefangen. "Die geschätzte Zahl der Zwergwale in norwegischen Gewässern ist mehr als 100.000", erklärte das Ministerium. Zwergwale (Minkwale) gehören mit rund acht Metern Länge zu den Großwalen und sind damit im Walfangmoratorium aufgenommen worden."


    Zwergwale sind offensichtlich nicht vom Aussterben bedroht. Daher verstehe ich nicht, warum es "richtiger" sein soll, Rindfleisch zu essen als Walfleisch.


    Grüße


    Michael

  • Andere Länder andere Sitten ,Walfang gehört seit jeher zur Tradition der Norweger. Wer aber den Finger dagegen erhebt sollte sich mal Gedanken über unsere Massentierhaltung Z.B. Geflügel mit dem Zerschrettern der männlichen Küken um Hunde und Katzenfutter herzustellen oder das vollpumpen der Tiere mit anabolika und Antibiotika . Oder das Züchten der Schweine mit langem Radstand dass eine Rippe mehr dabei herauskommt und und da gibt es noch viele Beispiele abgesehen vom Rinderwahn Vogelgrippe schweinepest. Auch hier sollte jeder für sich entscheiden welche Nahrungsmittel er zu sich nimmt.

  • Tag 16


    Heute ist Lordag (Samstag) und ich hoffe, am Festland noch eine offene Werkstatt für meine leckende Gabel zu finden, aber nach 3 1/4 Stunden Kreuzfahrt ist in Bodø alles "Lordag stengt".
    Alle Werkstätten sind zu (stengt) und so geh ich ins sehr sehenswerte Norwegische Luftfahrtmuseum, das u. A. eine Catalina und ein Ju-52 Wasserflugzeug ausstellt und Lust aufs Fliegen macht.


    Der Saltstraumen, südlich von Bodø ist der mächtigste Gezeitenstrom der Erde, aber beeindruckt mich kaum. Hier beginnt die 433 Strassenkilometer lange Landschaftsroute Helgelandskysten.
    Diese Küstenstraße (Kystriksveien) FV17 von Bodø nach Steinkjer enthält sechs Fährpassagen, die so abgestimmt sind, dass man bei normalem Fahrtempo immer schnell Anschluß hat.


    Der Reifendruck vorne sinkt immer bis auf ein bar ab, aber die Luft geht nicht ganz raus. Auf der zweiten Fähre von Jektvig nach Kilboghamn überquere ich den Polarkreis wieder südwärts.
    Das Gabeløl auf meinen Bremsbelägen kompensiere ich mit viel Abstand und vorausschauender Fahrweise. Nach 417 km inklusive der Lofotenfähre erreiche ich Nesna abends um neun.


    Die letzte Fähre nach Levang würde erst um 21:40 kommen und es beginnt zu nieseln. Direkt am Fährkai ist das Camp Havblikk und für 150 NOK gönne ich mir die erste warme Dusche seit Helsinki.
    Dazu WLAN zur Werkstattsuche und Reifenrecherche am Tablet, einen trockenen Aufenthaltsraum mit Küche zum Essen und Couch zum Schreiben und Surfen und ich nutze das bis ein Uhr nachts.


    HIER alle Bilder der Tage 16 und 17 und die Hälfte von Tag 18 in voller Größe.
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  • Tag 17


    Der Sonntag beginnt mit Geniesel und einem Kaffee von der Tanke am Fähranleger. Zwei Doppelstockhänger voller Schafe wollen auch auf die Fähre und ich zieh auch meine Regenhose gleich an.
    Auf jeder Landpartie zwischen den Fährstrecken hole ich Luft für das Vorderrad und durch die Suche nach einem Reifenfüller verpasse ich leider eine Abfahrt und warte 90 Minuten.


    Nesna - Levang, Tjøtta - Forvik, Andalsvåg - Horn und Holm - Vennesund sind die vier Fährpassagen und überall muss ich nur den Motorradpreis zahlen.
    Nur einmal berechnet mir der junge Ferienjobber am Kai den Preis für zwei Mopeds, aber schreibt mir nach Nachfrage bei seinem Chef ein Ticket wieder gut.


    Unterwegs sehe ich alte Mustangs und Granadas, Radfährer mit Gepäckanhängern und sogar einen E-Bikefahrer, der in seinem Sperrholz-Anhänger schläft, während sein Akku geladen wird.
    Der Tag bleibt bewölkt, aber überwiegend trocken und mit etwas Abstand fahre ich gemütlich hinter der Wohnmobilkarawane her, um jederzeit für Fotos anhalten zu können.


    Ich treffe immer wieder die gleichen Reisenden auf den Schiffen, unter anderem Christiane, die schon oft alleine hier oben war und erstmals ihren neuen Pössl-Roadcamp ausführt.
    Am Abend finde ich endlich die Ursache für den Luftverlust. Beim Reifenwechsel in der Woche vor dem Urlaub hat der Monteur bei First Stop das 10 Jahre alte Ventil nicht gewechselt.


    Das 90°-Metallwinkelventil mit Gummifuß hat zwar eine Plastikstütze gegen die Zentrifugalkraft, aber darin während der Fahrt ca. 2 mm Spiel und knickt darin ab. Dann öffnet sich ein Riß.
    Sobald ich stehe, hält das Ventil die Luft wieder. Aus einer Palette schnitz ich mir einen Holzkeil, befestige ihn mit einem Kabelbinder zwischen Stütze und Ventil und fülle 3 bar ein.


    Das Gespann fährt wieder wie auf Schienen und jetzt bleibt das auch so, aber trotzdem komm ich mit dem Profil nicht nach Hause. In Langnes fahr ich nach nur 298 km auf einen Campingplatz.
    240 NOK sind nicht günstig, aber ich brauche wieder WLAN, um für Montag in Trondheim Werkstätten und Reifenhändler zu suchen. Der Mobilfunkzugang über Congstar funktioniert nicht.

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  • Tag 18


    Gegen halb neun fahr ich bei trockenem Wetter los in Richtung Trondheim und als ich kurz anhalte, um was zu trinken, braust ein Norweger mit einer roten GL 1800 an mir vorbei.
    Ich nehm die Verfolgung auf und kurze Zeit später fährt er an einem Parkplatz mit Kiosk raus, um sich nen Kaffee zu holen. Ich schildere ihm meine Probleme und er kann mir helfen.


    Zuerst nennt er mir zwei Goldwinghändler und -Werkstätten, die einen sehr guten Ruf haben, aber weit im Süden bei Oslo sind. Dann sucht er auf seinem Smartphone Reifenhändler in der Nähe.
    30 km südlich liegt Steinkjer und er ruft gleich bei den Reifendiensten an. Der dritte hat den Vorderreifen lagernd und mein Helfer macht den Preis von 2100 NOK (= 220 Euro) gleich fix.


    Wie einfach das geht, wenn man norwegisch spricht. Ich kann ihn zum Dank nicht mal auf nen Kaffee einladen, weil der Kiosk noch zu hat. Erleichtert fahre ich zu Vianor in Steinkjer.
    Mein Reifen ist schon aus dem Lager geholt und ich bau das Vorderrad aus. Ein paar tätowierte Wikinger mit Bärten arbeiten zu Whitesnake und Ähnlichem in der Montagehalle.
    Während ich warte, gibts acht gratis Espressi aus dem Automaten und um halb 12 hab ich alles im Nieselregen wieder zusammengebaut und eingepackt und mich auch wieder gewaschen.


    Dann noch ein Anruf bei Kjell, dem Goldwingspesialisten.no in Maura. Niemand geht ans Telefon. SUPER !!! Ich pack meine Sachen zusammen und mein Handy läutet und Kjell ist dran.
    Natürlich hat er die Simmerringe lagernd und morgen ab 10 sogar Zeit und sein Kollege Thorstein auch. Preis komplett 250, wenn ich bar in Euro zahlen kann. Ich kann :)


    Von Steinkjer nach Maura sind es 500 km auf der E6. Es ist schon Mittag und das Wetter ist nicht lustig, aber das sollte klappen. Ich zieh meine Regensachen an und kipp noch nen Espresso.
    In Trondheims Werftbezirk liegt eine riesige Bohrinsel auf der Seite, die ich mir näher anschauen muss. Ansonsten halte ich nur zum Tanken, denn hier unten ist die E6 nur ne Fernstraße.


    Gegen 11 fahr ich zu nem tollen Burger King, hell erleuchtet und ganz neu. Aber Eröffnung ist erst morgen. Dann halt hungrig ins Bett heute bzw. nur mit ein paar Cookies zum Abendessen.
    Um Mitternacht laufe ich nach 693 km bei Kjell auf dem abgelegenen Hof ein und er kommt noch kurz raus und wünscht mir ne gute Nacht, bevor ich in den Hänger schlüpfe. Alles wird gut :)

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  • Hallo Tommy,


    ich muss Dir zu deinem Bericht meinen Respekt ausdrücken, ich kann es immer kaum erwarten bis Du den nächsten Teil hier einstellst.


    Ich war selber schon mal mit der Wing in Norwegen, leider nur bis zur Höhe Dombas (dort kreuzen sich die beiden Nationalstrassen), aber die bekannten Ziele wie Geiranger, Dalsnibba,Trollstiegen, Lillehammer (Olympiaschanze), Stabkirche von Rinkebü, Voringfossen(einer der höchsten Wasserfälle, nähe Eidfjord) und Bryggen/Bergen haben wir schon gemacht.


    Freu mich auf den nächsten Teil. GOO
    Gruß Heinz

  • Tag 19


    Dienstag morgen um halb 10 steh ich auf und mach mir Espresso. Es ist windig, aber die Sonne scheint und ich sitz im Grünen auf ner warmen Holzbank mit Kaffee und Keksen.
    Kjell und Thorstein sperren die Werkstatt auf und bauen die rote Goldwing auf der Bühne so weit zusammen, daß Kjell sie runterfahren kann.


    Dann kommt meine Blaue dran und sie bauen zusammen die Gabel aus und zerlegen sie. Ich stromer durch den Laden mit dem Zubehör und such mir noch weiße Blinker für 65 Euro aus.
    Kjell wechselt auch noch alle Bremsbeläge, die hatte ich eh dabei und die verbauten waren eh fällig und natürlich auch verölt. Thorstein baut auch die Blinker gleich ein.


    Nach 2 1/2 Stunden sind sie fertig und die Arbeit von zwei Mann kostet nur 250 Euro cash im teuren Norwegen. Schwein gehabt. Dann macht Kjell Kaffee und spendiert Waffeln für alle.
    Inzwischen sind nämlich auch noch drei andere Goldwingfahrer gekommen zum Fachsimpeln und Gucken und beim Klönschnack bekomm ich ortskundige Tourentipps für heute nachmittag und morgen.


    Um zwei fahr ich los und esse den miesesten Döner meines Lebens für 9 Euro nur halb auf. Ich lese Sabotagegeschichte am schönen Tinnsjö-See, wo 1943 drei norwegische Partisanen
    schweres Wasser für die Atombombenproduktion der Nazis mit Fähre und Waggons gesprengt haben und schau mir die Museumseisenbahn samt der zweiten verbliebenen Eisenbahnfähre an.


    In Rjukan liegt ein netter Campingplatz am See und ich setz mich auf die Terrasse und plane bei einer Tasse Kaffee den morgigen letzten Tag in Norwegen, bevor um neun die Sonne untergeht.
    Durch die Werkstattaktion habe ich das Fjordland komplett verpasst. Aber ich hab noch einen ganzen Tag. Ich gönn mir noch ne warme Dusche und geh nach nur 231 km früh in mein Blechbett.


    HIER alle Bilder der Tage 19 und 20.
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  • Tag 20


    Der Mittwochmorgen bringt wieder traumhaftes Wetter mit schmucken Bergbaustädten, monumentalen Wasserkraftwerken und einsamen Seen. Ich fahre auf die Hardangervidda und mach dort Pause.
    Nach Espresso und Croissants kreuzt mehrfach der Telemark-Kanal meinen Weg durch Südnorwegen, der mich entlang tiefblauer Seen und über steile Berge langsam südwärts führt.


    Trotz des kräftigen Windes gibt es kaum Segelboote in Norwegen und die Motorboote sind überwiegend sehr solide und praktische Aluboote, wie schon in Finnland.
    In Dänemark und Schweden sah ich mehr klassische und elegante Segel- und Motorboote. Hier ist das Schiff meist kein Freizeitvergnügen, sondern wohl primär Transporter und Arbeitsgerät.

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  • Auffällig ist auch der hohe Anteil an Elektroautos auf den Straßen, die man am Nummernschild (EL/EK) erkennt. Nicht nur Teslas, sondern auch viele BMW i30, E-Golf und Zoes.
    Ein US-Car-Treffen bringt mir doch noch die Strassenkreuzer, die ich eher in Schweden erwartet hatte und mit den letzten Sonnenstrahlen erreiche ich den Fährkai in Kristiansand.


    407 km Südnorwegen hab ich heute noch genossen und hierher komm ich auf jeden Fall noch einmal. Die Landschaften, die ich gesehen habe, machen mir Lust auf viel mehr davon.
    Es war auf jeden Fall gut, trotz der Pannen, all das im Norden angeschaut zu haben, was ich sehen wollte. Beim nächsten Besuch nehm ich mir zwei Wochen Zeit nur für den Süden des Landes.


    Mit drei Pärchen aus Deutschland und Norwegen, die mit ihren Wohnmobilen auch mit der Morgenfähre fahren wollen, verplaudere ich nacheinander den Rest des Abends.
    Morgen muss ich früh raus. Check-In ab 5:45 h steht in meinem Reiseplan für den Expresskatamaran Fjord Cat nach Hirtshals in Dänemark.

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