Moin,
ich habe mir lange überlegt, ob ich diese Geschichte aufschreibe, weil man schnell in den Verdacht gerät sich mit so einem Beitrag nur selbst auf die Schulter klopfen zu wollen. Egal, ich mache es trotzdem.
Ich hatte vor gut einer Woche die klassische Situation, wo mich ein Traktorfahrer umbringen wollte. Im Anhang habe ich eine Skizze eingestellt, damit man besser versteht was passiert ist und wie ich aus diese Situation heraus gekommen bin.
Bei Sonnenschein und bester Sicht und ohne Blendung durch eine tief stehende Sonne, bin ich auf einer langen Geraden mit 98 km/h (lt. GPS Track) unterwegs. Mir kommt ein Traktor entgegen, der nach links abbiegen will. Aus schlechter Erfahrung lege ich schon die Hand auf die Bremse. Der Traktor hält an. Alles klar, er hat mich gesehen. Dann fährt er doch los. Das einzige was ich noch gedacht habe ist: Das reicht auf keinen Fall nur mit Bremserei. Alle nachfolgenden Handlungen liefen automatisch ab, ohne das ich einen Gedanken darauf verwendet hätte. Ging auch gar nicht, weil keine Zeit dafür vorhanden war. Es war also eine richtige Notsituation.
Nachdem ich SOFORT voll in die Bremse gegriffen habe, was dank ABS ja gefahrlos möglich ist, bin ich während der Vollbremsung in einem Bogen diagonal durch die Kreuzung gebremst. Ca. in der Mitte der Kreuzung habe ich die Bremse aufgemacht, um mit einem Haken nach links auf den Radweg einzubiegen. Danach habe ich dann die restliche Geschwindigkeit abgebaut und kam mit wildem Puls zum Stehen. Als ich mich umschaute, stand der Traktor dort wo ich durchgerauscht bin. Er hat also meine Fahrlinie gekreuzt.
Der Traktorfahrer zuckte verlegen mit den Achseln und fuhr weiter. Er ist nicht abgestiegen, es gab keine entschuldigende Geste, nix.
Warum schreibe ich das alles? Wer mich persönlich kennt, hat bestimmt auch schon meinen Tick für Fahrsicherheit kennen gelernt. Und ich bin froh, dass ich diesen Tick habe. Denn ohne ihn würde ich vermutlich nix mehr schreiben können. Wer in so eine Situation gerät, und das kann dem vorsichtigsten Fahrer passieren, hat keine Chance sich seine Handlungsweise zu überlegen. Wer es doch tut, ist schon in den Traktor eingeschlagen. Normalerweise läuft in so einem Augenblick eine automatisierte Handlung ab. Wer keine parat hat, macht irgend etwas und hat verloren. Er schaut gebannt auf das Hindernis und wird dort sein Ende finden. Ganz sicher! Ich habe den Traktor gar nicht angeschaut (geht auch nur mit Übung), sondern die Augen waren auf den Fluchtweg zum Radweg hin ausgerichtet. Gott sei Dank habe ich vorher so viel geübt, dass der richtige Handlungsablauf AUTOMATISCH ablief. Und so etwas geht eben nur wenn man oft genug übt.
Ohne ABS hätte ich es aber auch nicht geschafft, weil ich schlagartig voll gezogen habe. Auch das kann man in Notsituationen nicht steuern. Zumindest hätte ich es nicht gekonnt, weil ich in so einer Schrecksekunde einfach nur ziehe was geht. Was mich gewundert hat ist, dass man während einer Vollbremsung zwar keine richtige Kurve fahren kann, aber doch einen ordentlichen Bogen. Es rührt dann zwar im Fahrwerk und man schlingert etwas, aber es fühlt sich nicht gefährlich an und ich konnte recht gut die Richtung halten. Durch den Unfall von Heimo war ich sehr verunsichert was die Qualität des ABS an der PAN angeht. Das hat sich jetzt gelegt. Sorry Heimo wenn ich das jetzt einfach so behaupte, aber inzwischen bin ich davon überzeugt, dass du einen Fahrfehler hattest. Oder aber dein ABS ist defekt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Tut etwas für eure Sicherheit. Irgendwann macht es sich bezahlt.