Meine erste Goldwingfahrt

Ja, ja, Recht hat er, der Panfred - hab ich mir beim Lesen des Artikels gedachtGOO
Sollte mich derweil unerwartet die finanzielle Unabhägigkeit erwischen, so hätt' ich sie...

...ich glaub' in schwarz.

Jetzt kann ich euch über die ersten Eindrücke mit meiner neuen Goldwing 1800 berichten.

Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner alten treuen Pan. So wie schon Panfred schrieb. Aber die Neue ist meine Sehnsucht und eine neue Leidenschaft frisst sich in mein Herz. Natürlich, geliebte Pan, wirst du immer einen ordentlichen, ehrenwerten Teil in meinem Motorradherzen behalten. Und trotz deines Alters bist du immer jung geblieben, und kein neuer Jungspund konnte und kann dir das Wasser reichen. Aber Nummer 1 ist jetzt die neue Dicke.

Die ersten Meter waren noch wacklig. Über 400 kg müssen im Gleichgewicht gehalten werden. Beim Abbiegen steigt der Adrenalinspiegel auf ungeahnte Höhen. Ohgottohgottohgott, wie bekomme ich das Ding nur herum? Das müssen wir noch üben.
In engen Rechtskehren hatte ich ja schon mit der Pan Probleme, mein Gleichgewichtssinn sagte mir immer, nicht so eng, hol aus. Auch noch die Angst vor dem Gegenverkehr, scheiße, scheiße. Peinlich, das versteckte Grinsen der anderen spüre ich im Rücken. Das muss besser werden, alles Übungssache.
Großparkplatz bei Obi oder Aldi. Mal ganz alleine, immer links und rechts herum. Auf zum Tanz mit der Wing.

Jetzt bring ich das Monsterschiff mal zum Stehen. Ooops, was ist denn mit den Bremsen los? Die Pan, immer direkt und bissig, notfalls mit Fußbremseneinsatz, steht auf den Punkt. Aber hier? Drück, drück, press, so langsam kommt sie zum Stehen. Was ist denn da los? Die Erklärung dämmert mir einige Stopps später: Die Bremsen müssen sich noch einschleifen, alles noch zu neu. Jetzt passt alles prima. Kann wie bei meiner Pan auch nur mit der Hand bremsen, Fuß nur wenn‘s heftig wird. Passt.

Mein Nolan 103 war ein glatter Fehlkauf. Schon bei 50, 60 kmh wurde es unerträglich laut - auf der Pan. Nun aber, grins, grins, flüstert sie nur noch. Die Scheibe der Wing macht‘s. Wunderbar.

Ich hab's geahnt: So angenehm die aufrechte Position auch ist, auf Dauer tut‘s weh im unteren Rücken. Das war auf der Pan anders. Leicht nach vorne gebeugt, trotz Lenkererhöhung, brachte sie den Rücken immer in einer Art gesunder Vorspannung. Ich glaube, ich brauche mal wieder einige Rückentrainingseinheiten, beim Kieser oder so. Das hilft, das kenne ich schon. Typische Bürokrankheit.

Ich war als nächstes beim Irlbacher, dem Elektronikfritzen. Der baute mir mein Navi ein. Passt prima. Jetzt noch die Scheibe etwas höher stellen, mal ausprobieren, wie's ist. Geht leider nur mechanisch, komisch bei so einem Luxusweib. Aber was soll's.

Wo, verdammt noch mal, ist der sechste Gang? Ich fahr durchs Dorf im 5. Gang, dem letzten. 45 kmh. Kurz Gas geben, es geht mächtig aufwärts. Jetzt, mit 60 kmh, wird's Zeit zum Schalten, akustisch gefühlt. Aber nix geht mehr. Leute, daran muss man sich echt gewöhnen. Der Irlbacher sagt, er hat sich noch nach vielen Jahren Goldwing nicht dran gewöhnt.
Wenn man aber 100 fährt, oder 120 oder 140, immer noch im selben Gang, fällt‘s nicht mehr auf. Kein Gekreische oder nerviges Heulen, sondern ruhiges Dahingleiten.

Ich sitze im Büro und warte auf den Feierabend. Dann ist sie wieder da, mein Sofa auf Rädern, mein Dickschiff. Passt zu mir. Wie die Pan damals. Damals? Ja, aus den Augen aus dem Sinn. Na ja, nicht ganz.
Jetzt heißt es, Erfahrungen sammeln. Fahren, kurven, üben. Das wird schon.

Noch ein Nachtrag zu meinem Bericht:

Was mir sauer aufstößt ist, dass der Helm nicht mehr in die Seitenkoffer passt! Sie sind enger als bei der Pan. Das finde ich aber sehr bedauerlich!