Moin,
es regnet und hört nicht auf, also genügend Zeit, um mich mal vorzustellen..
Ich fahre seit 40 Jahren Mopped, wohne in Wildeshausen und bin eigentlich aus der ST1100-Fraktion. Aber, wie das Leben so spielt...umgestiegen auf die 1300ter. Das kam so:
Man wird ja älter...Jahrelang bin ich BMW R1100RT gefahren. Irgendwie wurde die immer unhandlicher, je älter ich wurde. Musste was leichteres her. Umstieg auf eine F800GS, schönes Mopped, leicht, bequem auch zu zweit. Ab auf den Hänger, ins Allgäu, ging alles gut. Blöd nur, dass es da so viele Kurven gibt.
Ich kam mit dem zappligen, hochbeinigen, nervösen Mopped nicht klar. Es machte immer weniger Spaß mit dem Ding zu fahren, habe dann nochmal andere Reifen probiert, OK wurde besser, aber wir passten einfach nicht zusammen. Soll ja vorkommen, wir trennten uns beim BMW Händler.
Zeitgleich hatte ich noch ein Zweitmopped, so für einsame Stunden, eine Blackbird, 160 PS das war schon was. Nur meine Beste aller Ehefrauen wollte mit dem Feuerzeug nichts zu tun haben. Es musste also wieder ein Tourer her, ab zum freundlichen HH und da stand sie, eine schöne blaue ST1000, BJ. 94, wenig Kilometer günstiger Preis.
Zack, Blackbird + kleine Zugabe an Euronen und sie war mei, bzw. unser, meine Holde war begeistert, Sofa sagte sie. Ich war verblüfft, trotz des Gewichts, die fuhr sich einfach nur Klasse. Eben so wie schon viele hier beschrieben haben.
Wir sind mit ihr 4000 km durchs Baltikum getourt, keine Probleme, nur fahren. Ok, die Straßen waren dort schon mal etwas rustikal, aber trotz Sozia und Urlaubsgepäck war es der 1100ter so was von egal, die fuhr eben und das auch noch völlig easy und bequem.
Ein Mitfahrer mit seiner neuen tollen BMW R1200RT hat auf der Tour das Schloss vom Topcase verloren, dann fiel ihm einfach der rechte Spiegel ab. War ein tolles Gelächter, wegen der deutschen Qualitätsmarke.
Auf der Rücktour, mussten wir dann in der Fähre natürlich ganz nach unten. Ist schon Adrenalin fördernd so eine Abfahrt auf Metall in einen Schiffsbauch, schon feucht da unten. Wäre schon schön, wenn man jetzt ABS hätte. Ist ja nicht so, dass man ohne nicht zum Stehen kommt. Aber irgendwie kam so ein Unsicherheitsgefühl auf, ob ich da wirklich voll rein langen würde, um die Fuhre zu Stehen zu kriegen.
Zumal ich in jungen Jahren schon mal mit blockiertem Vorderrad, durch Panikbremsen, sauber abgestiegen bin. Sind auch nur ein paar Bänder gerissen, die meinen Arm in der Schulter halten. Ein Doc hat die wieder zusammen genäht und gut ist.
Also was tun? Genau, ab zum freundlichen HH. Glück gehabt, da steht eine 97er 1100ter incl. ABS , wenig Km. Zack, wie üblich alte ST abgegeben + kleine Zugabe an Euronen. Ich und Sozia voll zufrieden. Fährt sich prima und das Sicherheitsgefühl war auch da. Wir wollten ja bald in die Eifel eine Woche Moppedfahren.
Wochenende kleine Tour 100 KM Landstr. kein Problem, kurzer Abstecher auf die Autobahn, so nun wollen wir mal beschleunigen...upps, ich geb ja schon Vollgas...langsam rollt die Pan auf den Seiten streifen, alle Lichter an, nur der Motor nicht. Springt auch nicht mehr an. Die Sonne scheint , richtig nett hier auf dem Seitenstreifen. Jede Menge Moppeds unterwegs, anhalten tut keiner. Das war früher auch mal anders, egal der Abschlepper war unterwegs. Zuhause angekommen, abgeladen, mal probieren ob sie wieder geht. Klar, kurzer Druck aufs Knöpfchen und sie brummelt vor sich hin.
Hmm, das gefiel mir nun gar nicht . Was machste nun, egal, allen Mut zusammen, Sonntag Überführung zum HH. Sicherheitshalber fährt meine Frau mit Auto und Hänger hinterher. Natürlich bleibe ich nicht liegen. ST schnurrt friedlich, aber mein Vertrauensverhältnis war gestört. Beim HH abgestellt und am Montag die Probleme geschildert. OK, wir schauen mal...
Die ganze Woche Stille, nichts von der St zu hören. Also am Freitagnachmittag , Krankenbesuch beim HH, was macht meine ST? Tja, wir haben nichts gefunden, hatten aber auch nicht so richtig Zeit.
Ähm, ich habe die ST gekauft, weil ich u.a am Montag damit in Urlaub in die Eifel wollte. Kein Problem, sagt er kriegste eben einen Vorführer für die Woche. Toll, dachte ich, ich brauch aber eine die auch Koffer hat. Kommt morgen vorbei ,wir kriegen da was hin. Also am Samstag wieder zum HH, natürlich gießt es wie aus Kübeln. Hier, nimmste die, sagt er die hat Koffer. Eine VFR1200, so ein Sporttourer. 2000 Km runter, also neu. Pass ein bisschen auf, sagte er noch...die hat 175 PS.
Upps, Dank des Regens fuhr ich das Ding wie auf rohen Eiern nach Hause. Am Nachmittag, kam die Sonne raus und ich dachte, fahr mal noch ne Runde bevor ich damit in Urlaub fahre. Meine Güte, war das ein Stress. Also was sie gut konnte, war überholen, Geradeausfahren kein Problem. Sitzposition, Ja zumindest für die Leute, die gerne wie ein Affe auf dem Schleifstein aufm Mopped sitzen möchten. War das eine Möhre, sowas Steifes in der Kurve, nach einer Stunde reichte es mir und mir dämmerte, dass wird nichts mit dem Moppedurlaub.
Sicherheitshalber ließ ich auch meine Frau hinter mir Probesitzen, nachdem sie dann ihre Knie von ihren Ohren nahm, konnte sie mich auch wieder hören. Sie zeigte mir dann einen Vogel und nie nicht würde sie sich zu einer Urlaubstour auf diese Eierfeile setzen. Ok, Wandern war auch ganz schön. Nach einer Woche zurück, Montags zum HH, mal Fragen was meine ST so macht. Tja, so richtig wussten sie auch nicht was sie haben könnte. Aber sie wollten sie Morgen zu einem befreundeten HH bringen, der ist Spezialist für Pans und hat auch einen besseren Teststand. OK, sagte ich aber Bitte ein anderes Leihmopped. Cheffe schaute nur, sagte verstehe ich und ich fuhr mit einer 800er Crosstourer vom Hof.
Wow, was für ein Mopped. Sofort fühlte ich mich wie zu Hause, leicht, spritzig, wuselig, herrlich zufahren. Nach Hause, Lieblingsehefrau aufgeladen. Jede Menge Platz, traumhaftes fahren. Mann, machte das Ding einen Spaß. Die würde ich gerne behalten, nur hatte ich gerade mal keine 11.000 € in der Portokasse. Also, wenn ich damals nicht die BMW-Brille aufgehabt hätte und statt der F800GS die Crosstourer gekauft hätte, würde ich die heute noch fahren. So verging eine weitere Woche, es wurde Freitag und ich dachte, es ist wieder an der Zeit für einen Krankenbesuch. Also Crosstourer raus und ab zum HH, dem anderen nun. Was macht denn nun meine ST? Tja so richtig finden konnten wir noch nichts, aber wir wollen mal nächste Woche noch eine längere Probefahrt machen. Nö, dachte ich mir drei Wochen sind ja genug. Ich stöberte noch im Laden umher, als mir neben vielen anderen Pans, eine silberne 1300ter ins Auge fiel.
BJ 2006, 60.000 runter, also ist die auch mal gefahren worden, super gepflegt, schickes Hondatopcase. Tolle Maschine, die könnte mir gefallen. Na, dann kauf die doch, sagte der freundliche HH, ja, mache ich, wenn der andere Händler meine zurück nimmt ohne Verlust. Na, warte mal ich ruf den an, sprachs und verschwand Richtung Telefon. Jau, sagte er dann, geht klar. Nun war ich schon verblüfft. OK, das übliche, gegen eine geringe Zugabe von Euronen kannste die 1300ter morgen abholen. So war es dann auch, Samstag kurz vor Ladenschluss, fuhr ich die Neue nach Hause.
Ich hätte das ja nicht gedacht, aber zwischen dem Fahrverhalten der 1100 zur 1300 liegt schon eine kleine Welt. So leichtfüßig und einfach wie sich die 1300 fährt, wow. Sogar die Beste aller Sozias meint, die fährt ja viel besser und flüssiger als alles andere bisher, sogar noch besser als die Crosstourer und schön viel Platz, toller Wetterschutz. Sprachlos war sie dann, als ich auf der Autobahn bei 130 die Scheibe hochfuhr und es war Ruhe.
Tja so kann es gehen...mache Wege sind eben etwas kurvig..bis man zum besten Tourenmopped findet.
Mit Panigem Gruß
Norbert
aus dem Hochsauerland.
