Getriebe verliert Öl - wirtschaftlicher Totalschaden?

  • Hallo,


    vor ein paar Tagen ist mir unter dem Moped ein kleiner dunkler Fleck aufgefallen, der sich als Ölfleck herausstellte. Mal unter die Pan gekrochen und gesehen, dass da im hinteren Bereich (Nähe Lichtmaschine) alles feucht war und dort, wo die Schaltwelle im Getriebe verschwindet, Öltropfen waren. Erst mal die graue Verkleidung entfernt und alles mit Bremsenreiniger und Lappen sauber und trocken gemacht. Bin dann eine schöne Strecke gefahren und es war wieder feucht. Das Öl tritt an der Trennfuge im hinteren Getriebebereich aus, habe es fotografiert. Da bin ich ca. 25 km gefahren.


    Pan_Getrieb-unten1.jpg


    War auch schon in der Werkstatt. Um das abzudichten, muss der Motor raus, war die Auskunft. Über Kosten wurde noch nicht gesprochen, aber ich kalkuliere mal mindestens 1500 €, vermutlich werden es 2000 €. Denn da kommt bestimmt noch einiges, die Pan ist fast 20 Jahre alt, Gummistutzen am Vergaser, die ein oder andere Schraube wird sich nicht freiwillig lösen lassen usw. usf. Da kann ich wohl besser nach einer anderen Pan Ausschau halten. Eigentlich wäre das die Gelegenheit, ein anderes Moped zu kaufen. Das Problem ist, mir fällt nichts Passendes ein. Die Pan hat so wunderbar zu mir gepasst und ich fahre sie wirklich gerne.


    Zurück zum Schaden: Ich frage mich natürlich, was die Ursache sein kann. Mechanisch ist nichts gewesen, also Aufsetzer oder so. Die Krümmer wurden vor ein paar Wochen in der Werkstatt getauscht. Ich bin vor kurzem knapp 800 km Autobahn (Austria hin + zurück) mit Frau, bei mäßigen Temperaturen und vernünftiger Reisegeschwindigkeit, gefahren. Ob das das Öl dünnflüssiger gemacht hat?


    Jetzt überlege ich, doch noch mal das Öl zu wechseln. Ist zwar erst 3000 km drin, aber auf die paar Euros kommt es nun auch nicht an. Hatte zuletzt Mannol-Öl (mit passender Spezifikation) drin und jetzt wieder das 10W40 von Tante Louise hier stehen. Der Einsatz irgendwelcher "Stoppt Ölverlust"-Wundermittel verbietet sich wegen der Kupplung. Ansonsten bin ich etwas ratlos. In 2 Woche wollte ich auf Tour. Trau ich mich jetzt nicht, da die Gefahr besteht, dass da doch etwas Öl aufs Hinterrad kommt. Es ist zwar nicht viel, was austritt, aber mehr als "nebelfeucht" ist es eben doch.


    Die Reparatur (Motor aus und wieder einbauen) kann ich selbst nicht. Da bleibt nur die Werkstatt.


    Kann mir jemand Rat oder wenigstens Trost spenden? :(


    VG Bernd

    Motorradfahren ist wie küssen: Man kann darüber reden, man kann es beschreiben, aber man weiß erst, was es bedeutet, wenn man es getan hat.

  • Kommt das Öl aus einer Trennfuge oder aus einer Gehäusewandung? Kann ich auf dem Foto nicht so erkennen. Wenn das Gehäuse undicht ist kann man es mit Dichtol Imprägnierspray behandeln von der Firma Diamant. Wird bei Alu-Teilen im Druckguss zur Dichtheit eingesetzt. Du kannst dich auch bei der Firma Diamant Tipps dazu bekommen. Ich habe beruflich mit Diamant gute Erfahrungen gemacht. Ein Versuch ist es wert😉

  • Hallo Bernd,

    meist kommt das Öl an dieser Stelle vom einem undichten O-Ring zwischen Motorblock und Lima. Selber schon an mehreren Pans ersetzt.

    Der Ölverlust an dieser Stelle ist sehr schwer zu lokalisieren.

    Viele Grüße Günter

  • Bevor Du ganz aufgibst, würde ich es mit einem Ölzusatz versuchen, der Undichtigkeiten beheben kann.

  • Hallo Bernd,


    der O-Ring an der Lichtmaschine, wie Günther schon sagte, ist durchaus ein Kandidat. Die Art der Ölverteilung auf dem Foto von dir passt aber nicht ganz zu dem Schaden den ich bei mir an der Lichtmaschine hatte und mit dem O-Ring-Tausch gelöst wurde.


    Für mich könnte es daher evtl. doch die Dichtung zum Getriebe sein. Einfach Alterung, muss nicht an der Fahrweise liegen. Siehe Nummer 2 hier.


    Evtl. beruhigt es dich, dass für Lichtmaschine und Getriebedeckel im Werkstatthandbuch beschrieben steht, dass der Motor ausgebaut werden muss. Besonders bei der Lichtmaschine geht das auf jeden Fall ohne, Hinterradschwinge raus und schon klappte es. Evtl. klappt es dann auch für den Getriebedeckel, Schwinge muss ja eh ab.


    Austausch gegen eine andere Pan ist natürlich eine Idee, aber dann weißt du nicht welche neuen Probleme du dir einkaufst.

    Grüße aus Berlin,


    Andreas


    Bike hard, die old.

  • Ich habe an verschiedenen anderen Fahrzeugen minimale Ölundichtigkeiten durch den äußerlichen Auftrag einer geeigneten Dichtmasse vollends beheben können - konkret an zwei verschiedenen Kupplungsdeckel. Dazu muss allerdings alles komplett entölt und gereinigt werden und es muss zum vernünftigen Bestreichen auch einigermaßen gut zugänglich sein. Wenn das ohne Demontage von Schwinge oder gar Motor möglich ist wäre es einen Versuch wert.

  • Würde alles mal richtig entfetten und sauber machen, dan laufen lassen die Pan und schauen was, wo, wieviel rauskommt. Bei Bedarf von außen mit sikaflex dicht schmieren und unter Beobachtung weiter fahren.

    Was ich nicht habe brauche ich auch nicht!

  • Ich danke euch für die hilfreichen Tipps. Bin jetzt etwas entspannter.


    Klar, eine "neue" Pan zu kaufen, die ja auch mindestens 18 Jahre auf dem Buckel hat, ist nicht ohne Risiko. Und dann stellt sich die Frage, was wird mit der "alten"? Und auf die Schnelle etwas kaufen ist eh nicht so meins. Warum die Pan? Ich mag ganz einfach Motorräder mit Gepäckkoffern, Kardan und optisch gefällt mir von den neuen kaum etwas. Gilt leider auch für de 1300er.


    Die Undichtigkeit scheint wirklich von der Dichtung (Nr. 2 in diesem Link klick) zu stammen. Dort ist es nass, Lichtmaschine und Schaltwelle sind trocken. Das gibt etwas Anlass zu Optimismus, dass mit äußerlicher Anwendung eines der genannten Mittel Abhilfe oder wenigstens Linderung zu schaffen ist. Versuch macht klug. Man kommt da ganz gut ran, um es öl- und fettfrei zu bekommen. Kann mir jemand näheres zu Sikaflex sagen, da gibt es ja Unmengen an Sorten? Mit der Fa. Diamant werde ich auch Kontakt aufnehmen, mal schauen, was zu erfahren ist.


    Der angedachte Ölwechsel fällt erst einmal aus.


    Ich habe noch zwei Wochen bis zur Tour. Bis dahin muss die Pan wieder flott sein.

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  • Operation gelungen, Patient lebt!


    Ich will berichten, wie der aktuelle Stand ist und, für Nachahmer hier oder im Web meine Erfahrungen darlegen. Es funktioniert aber nur, wenn man an die undichte Stelle wie in meinem Fall einigermaßen heran kommt. Wenn die Schwinge oder ganz und gar der Motor ausgebaut werden muss, kann man auch eine neue Dichtung verbauen.


    1. Motoröl ablassen. Andernfalls bekommt man die abzudichtende Stelle nicht ölfrei und dann haftet dort nichts.


    2. Die zu behandelnde Stelle gut entfetten. Warten, bis auch die letzten Reste aus dem Spalt ausgetreten sind. Und nochmal entfetten.


    3. In einem anderen Forum (für Deutz-Traktoren) habe ich gelesen, erst einmal den eigentlichen Spalt abzudichten. Die Rede war von Sekundenkleber, ich habe mich für "UHU Metall" entschieden. Das Zeug ist resistent gegen Mineralöl, eine wichtige Eigenschaft in diesem Fall und lässt sich über Kopf, also ohne zu tropfen, verarbeiten. Davon habe ich einen dünnen Streifen auf die undichte Stelle gegeben und 24 h trocknen lassen.


    4. Mit Sikaflex 260 N alles abgedichtet. Das Sikaflex ist nicht für dauerhaften Kontakt mit Öl geeignet, deswegen der in Nr. 3 beschriebene Zwischenschritt. Warnung: Das Zeug klebt auf allen Oberflächen, mit denen es in Berührung kommt und lässt sich auch nicht mehr entfernen. Daher habe ich alles mit Kreppband abgeklebt, was später nicht mit Sikaflex versehen sein soll. Auch die eigentliche Problemzone habe ich mit Kreppband abgeklebt, damit die Ränder schöner aussehen. Ich habe das Sikaflex auf einen Finger (stabile Handschuhe anziehen) gegeben und auf der Gehäusenaht aufgetragen. Mit der Kartusche kam ich nicht ran, daher dieser Umweg. Eine Schicht von ca. 2 mm Dicke ist entstanden. Ein wenig glätten, Fitwasser hat es getan, und die Stelle war zu. Dann das Kreppband wieder entfernt und das Moped stehen gelassen. Zu Sikaflex kann man sich die Datenblätter als PDF beschaffen und dort die Aushärtezeit nachlesen. So ca. 1 Tag / mm Schichtdicke, bei den derzeitigen Temperaturen. Lieber einen Tag länger warten. Die Oberfläche ist zwar schnell fest, es dauert aber, bis das Zeug richtig durchhärtet. Es bleibt dauerelastisch, was an einem vibrierenden Motor vorteilhaft ist.


    Das war es dann auch schon. Ich bin letzte Woche bei knalligen Temperaturen 1.600 km gefahren, die Stelle ist trocken wie eine Wüste. Absolut dicht. Und wenn man doch mal wieder ran muss, das Sikaflex lässt sich (wenigstens) mechanisch entfernen.


    Es ging also nochmal alles gut ab. Ich danke allen, die mir mit einem Rat zur Seite standen.


    P.S. In o.g. Deutz-Forum hat sich der Akteur nach 10 Jahren noch einmal gemeldet und bestätigt, dass sein Motor immer noch dicht ist. Er hat auch mit Sikaflex gearbeitet. Das macht Mut.

    Motorradfahren ist wie küssen: Man kann darüber reden, man kann es beschreiben, aber man weiß erst, was es bedeutet, wenn man es getan hat.