Anette Schavan, na endlich......

  • Naja, Siggi, bei Deinem Führerscheinvergleich müsste man das aber anders sagen. Die entsprechende Urkunde (ob nun Führerschein oder Doktor-Titel) war ja ausgestellt worden. Also ist es wohl eher damit zu vergleichen, dass Du bei der Prüfung ein Stoppschild oder rote Ampel (oder was sonst eigentlich zum Durchfallen führt) übersehen hast und der Prüfer Dir trotzdem den Lappen ausgehändigt hat. Und nun kommt ZRudi nach 30 Jahren an und meint, dass Du den Führerschein gar nicht haben dürftest, weil Du bei der Prüfung ja einen Fehler gemacht hast, der eigentlich zum Durchfallen geführt hat. Das wäre dann der richtige Vergleich.
    (natürlich wird es ganz besonders ZRudi nicht machen - und ganz sicher auch kein anderer, bist ja auch kein Politiker).


    Und Olli: das Problem ist zusätzlich, dass es gar nicht leicht ist alles zu beachten was auch als Zitat zu gelten hat. Sicher gibt es immer welche, die ganz bewußt kopieren und das nicht als solches aufzeigen. Aber ob der Fall hier wirklich so liegt bin ich mir gar nicht sicher. Ein riesiges Problem ist nämlich auch: heute kann man so eine Arbeit einfach durch eine Software analysieren lassen, die dann tatsächlich aus allen möglichen Quellen Zitate entdeckt. Und angehende Doktoranten haben heute die Möglichkeit mit wenigen Klicks sich unglaublich viele Quellen zu erschielßen - aber auch zu prüfen ob irgendwo vielleicht schon mal ein ähnlicher Gedankengang niedergeschrieben wurde, den man vielleicht als Zitat markieren muss, obwohl man im Grunde von alleine darauf gekommen ist (viele Erfindungen wurden ja auch mehrfach gemacht, weil die Erfinder gar nichts voneinander wußten). Vor 30 Jahren war das alles aber ein mühsamer, aufwendiger Weg durch diverse Bibliotheken. Und selbst wenn man nur abgekupfert hat, war das immer noch ein Haufen Arbeit das alles zusammenzutragen (außer man nutzt nur ein oder zwei Quellen). Aber vor allem konnte man gar nicht wirklich sicherstellen, dass ein aufgeschriebender Gedanke nicht schon von irgendeinem anderen vor einem niedergeschrieben wird - aber genau das kann man heute mit wenig Aufwand rausfinden - und dann natürlich mit Fingern auf andere zeigen.
    Ich bin mir übrigens absolut sicher, dass weder meine Facharbeiter-Abschlussarbeit noch meine Diplomarbeit einer wirklich gründlichen Tiefenprüfung standhalten würden - obwohl ich weder bei der einen noch bei der anderen bewußt kopiert, betrogen oder falsch zitiert habe, aber aus heutiger Sicht habe ich auch nicht annähernd gründlich genug überprüft ob ich irgendwo vielleicht ein Zitatenrecht übersehen habe. Da aber auch ich nicht in der Politik bin, wird sich wohl keiner die Mühe machen da nachzugraben....

  • ... dass Du den Führerschein gar nicht haben dürftest, weil Du bei der Prüfung ja einen Fehler gemacht hast, der eigentlich zum Durchfallen geführt hat. Das wäre dann der richtige Vergleich.


    Andy, hast natürlich mit deiner Version Recht. Aber Rudi hätte auch sofort danach keine Chance meine Fleppe zu beanstanden, da ich auf Anhieb bestanden habe.
    Nur mal so am Rande; der Schein hat mich damals genau 275 DM mit allem drum und dran gekostet. Hört sich heute wenig an, aber für meine damalige "Lehrlingsbeihilfe" im 3. Lehrjahr von 120 DM/Monat + 20 DM wenn das Berichtsheft für den Chef OK war, `ne Menge Holz. :(

    Ich gebrauche keinen Mittelfinger, ich kann das mit den Augen! ;)

  • Was, den musste man auch früher schon bezahlen? Bei mir haben noch Aluchips gereicht -%-


    (war zwar auch im Verhältnis teuer, aber das Hauptproblem war ein temporäres und kein monitäres....)


  • Ich bin mir übrigens absolut sicher, dass weder meine Facharbeiter-Abschlussarbeit noch meine Diplomarbeit einer wirklich gründlichen Tiefenprüfung standhalten würden - obwohl ich weder bei der einen noch bei der anderen bewußt kopiert, betrogen oder falsch zitiert habe, aber aus heutiger Sicht habe ich auch nicht annähernd gründlich genug überprüft ob ich irgendwo vielleicht ein Zitatenrecht übersehen habe.


    Meine Diplomarbeit kann jeder lesen. Ich bin zu 100% sicher das keiner was finden wird weil es nichts zu finden gibt: habe weder Literatur noch sonstige Quellen verwendet (und es gab trotzdem eine 1,0).

  • Ich bin mir bei meiner auch sicher.
    Dennoch ist das Ganze nicht so einfach.
    Stellt euch vor, ihr verwendet bei eurer Arbeit eure Mitschriften aus den Vorlesungen.
    Also müsstet ihr im Zweifel euren Prof zitieren.
    Wisst ihr denn, ob dieser das Ganze nicht auch nur irgendwo gelesen hat?


    Ich habe gut reden, ich habe in meiner Diplomarbeit ein Stück Software geschrieben, da brauchte ich verwendete Algorithmen nicht explizit zu kennzeichnen, oder andere Dinge machen.


    Ich glaube, das Ganze ist nun ein Hype, der nach Guttenberg ausgebrochen ist. Jeder will jedem irgendwas ans Zeug flicken.
    Und ich bin sicher, dass man bei jedem irgendetwas finden wird, man muss nur lange und tief genug graben.
    Genauso gut könnte man jedem von uns seine Titel oder Abschlüsse streitig machen, weil er in irgendeiner Klassenarbeit mal gespickt hat.
    Und dass die Politiker eine Vorbildfunktion haben (oder eher haben sollten), steht ausser Frage. Wie war das in der Bibel mit dem Stein ... ?


    Sehe ich da was falsch?

  • Zitat

    habe weder Literatur noch sonstige Quellen verwendet


    Das ist gar nicht die Frage, sondern ob vielleicht irgendwer, irgendwo schon einmal eine entsprechende Formulierung in dem fachlichen Zusammenhang niedergeschrieben hat. Das Du das evtl. gar nicht wußtest, spielt dann keine Rolle mehr, da man Dir einfach unterstellen würde, dass Du es nur nicht zugeben willst davon gewußt zu haben.
    So läuft das bei den aktuellen Verfahren gegen Politiker ab. Das der eine oder andere dann auch wirklich nicht ganz sauber gearbeitet hat, schließt das ja nicht aus. Nur werden hier eben auch schnell mal Leute verurteilt, weil sie in so eine "Zitatenfalle" getappt sind.
    Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es hier niemanden gibt, der genügend Zusammenhänge kennt um das eine oder das andere auszuschließen.


    Ich bin bestimmt kein besonderer Freund der üblichen Politiker und ohne das Geschrei, wüßte ich ja nicht einmal, wie man Schavan schreibt. Aber was ich fast noch weniger leiden kann, sind Verurteilungen ohne eine Ausreichende Basis an Wissen zu haben - da bin ich vielleicht auch empfindlich, weil ich da auch schon mal Opfer war. Es macht auch ein ziemliches Getöse, wenn man über jemanden den Stab bricht - jegliche nachträgliche Rehabilitation ist dagegen nur ein leises Flüstern.

  • Mann - was hier zum Teil rumspekuliert wird ...


    Ich denke, wir sollten davon ausgehen, dass die Leute, die sich an der Uni beruflich mit dem Fall beschäftigt haben, gute Gründe hatten, den Doktor abzuerkennen. Ein: "unwissentlich ne gleiche Formulierung verwendet" reicht dafür ganz sicher nicht.


    Keiner hat auch nur den kleinsten Einblick in die Doktorarbeit von Schavan - und dann wärs eigentlich am Besten, sich auf die Leute zu verlassen, die ihn haben. Vor allem wenn man davon ausgehen kann, dass die mit der Bewertung des Falles keine Eigeninteressen verfolgen.


    Grüße


    Michael


  • Michael, ... genau so sieht es aus! ... GOO
    Ich find des auch immer erstaunlich wie man über Dinge schwadronieren kann, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Die zuständigen Leute der Entscheidung sind doch nicht gehirn-amputiert und erkennen einer Doktorantin grundlos den Titel ab. Es wird schon gewichtige Gründe dafür gegeben haben.
    Für "Copy and Paste" gibt es klare Regeln. ... Diese Regeln scheint Frau Schavan
    überschritten zu haben (aber ich betone scheint!). Alles Weitere wird das anhängige Gerichtsverfahren klären, ... so Frau Schavan dagegen Klage einreicht. ... Stay tuned. ...
    Folgerichtig hat dieser Fred eigentlich schon die Falsche "Überschrift", da der Sachverhalt erst später vor Gericht abschließend geklärt werden muß. ...
    Bis dahin sollten es aber bitte lauten: Vor der endgültigen Klärung kein Urteil, vor dem Urteil kein Schuldiger. ... Und schuldig ist sie für mich noch nicht, da auch die Entscheider der Uni-D. Fehler gemacht haben könnten. ... Ja, auch das ist möglich!
    Irgendwie ist das wie schon so oft "Wildwest". ... Haupsache Lynchen, egal ob es der Mörder war. ... :-?

    Wenn Gott gewollt hätte, dass

    ich anderen in den Arsch krieche, wäre ich ein Zäpfchen geworden

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