Naja, Siggi, bei Deinem Führerscheinvergleich müsste man das aber anders sagen. Die entsprechende Urkunde (ob nun Führerschein oder Doktor-Titel) war ja ausgestellt worden. Also ist es wohl eher damit zu vergleichen, dass Du bei der Prüfung ein Stoppschild oder rote Ampel (oder was sonst eigentlich zum Durchfallen führt) übersehen hast und der Prüfer Dir trotzdem den Lappen ausgehändigt hat. Und nun kommt ZRudi nach 30 Jahren an und meint, dass Du den Führerschein gar nicht haben dürftest, weil Du bei der Prüfung ja einen Fehler gemacht hast, der eigentlich zum Durchfallen geführt hat. Das wäre dann der richtige Vergleich.
(natürlich wird es ganz besonders ZRudi nicht machen - und ganz sicher auch kein anderer, bist ja auch kein Politiker).
Und Olli: das Problem ist zusätzlich, dass es gar nicht leicht ist alles zu beachten was auch als Zitat zu gelten hat. Sicher gibt es immer welche, die ganz bewußt kopieren und das nicht als solches aufzeigen. Aber ob der Fall hier wirklich so liegt bin ich mir gar nicht sicher. Ein riesiges Problem ist nämlich auch: heute kann man so eine Arbeit einfach durch eine Software analysieren lassen, die dann tatsächlich aus allen möglichen Quellen Zitate entdeckt. Und angehende Doktoranten haben heute die Möglichkeit mit wenigen Klicks sich unglaublich viele Quellen zu erschielßen - aber auch zu prüfen ob irgendwo vielleicht schon mal ein ähnlicher Gedankengang niedergeschrieben wurde, den man vielleicht als Zitat markieren muss, obwohl man im Grunde von alleine darauf gekommen ist (viele Erfindungen wurden ja auch mehrfach gemacht, weil die Erfinder gar nichts voneinander wußten). Vor 30 Jahren war das alles aber ein mühsamer, aufwendiger Weg durch diverse Bibliotheken. Und selbst wenn man nur abgekupfert hat, war das immer noch ein Haufen Arbeit das alles zusammenzutragen (außer man nutzt nur ein oder zwei Quellen). Aber vor allem konnte man gar nicht wirklich sicherstellen, dass ein aufgeschriebender Gedanke nicht schon von irgendeinem anderen vor einem niedergeschrieben wird - aber genau das kann man heute mit wenig Aufwand rausfinden - und dann natürlich mit Fingern auf andere zeigen.
Ich bin mir übrigens absolut sicher, dass weder meine Facharbeiter-Abschlussarbeit noch meine Diplomarbeit einer wirklich gründlichen Tiefenprüfung standhalten würden - obwohl ich weder bei der einen noch bei der anderen bewußt kopiert, betrogen oder falsch zitiert habe, aber aus heutiger Sicht habe ich auch nicht annähernd gründlich genug überprüft ob ich irgendwo vielleicht ein Zitatenrecht übersehen habe. Da aber auch ich nicht in der Politik bin, wird sich wohl keiner die Mühe machen da nachzugraben....