Gestern Nachmittag 19.10.2018 holte ich meine ST1300 bei der grössten Werkstatt im deutschsprachigen Raum (Grossraum Stuttgart) ab. Da mein Zeitfenster sehr eng war. Hatte ich nicht viel Zeit, die Maschine genau zu inspirieren. Es war 15 Uhr und der Zoll in zweistündiger Entfernung schloss um 17:30.
Ich bezahlte für den Austausch der Lichtmaschine, Regler, Batterie und Kühlflüssigkeit 2400.-€; davon 400.-€ für die Arbeit.
Beim ersten Augenschein stellte ich fest, dass die Borduhr nicht eingestellt wurde. Sorry, aber sowas erwarte ich von einem Vertragshändler. Zudem wurde das Ladekabel für mein iPhone oberhalb des Dashboards durch die elektrische Frontscheibe-Hebeeinheit geführt.
Das wollte ich sofort behoben haben, den ich brauche mein Handy als Navi.
Der Mechaniker wollte dann das Motorrad in die Werkstatt fahren. Der Motor lief nicht an, da die Batterie stark entladen war. Dies liess mich zweifeln, dass eine neue Batterie verbaut wurde. Das Moped stand 4-5 Tage fertig da. Der Mechaniker sagte, dass mein USB-Netzteil halt schon auch Dauerstrom ziehe und deshalb die Batterie entladen sei. Bei allem Respekt, aber bei 30mA Dauerbezug hält die Batterie eine halbe Ewigkeit. Ich zeigte dem Mechaniker wo das iPhone Ladekabel hin gehört und dann verschwand er mit dem Moped.
20 Minuten später informierte ich den Kundendienst, dass mein „Verzollungs“-Zeitfenster sich nun schliesst und ich jetzt das Motorrad haben muss.
Ein paar Minuten später hatte ich dann meine Maschine wieder und fuhr Richtung Heimat, obwohl das Ladekabel nochmals falsch montiert wurde.
Etwa eine Stunde waren noch zu fahren und es begann kalt zu werden. Ich wollte die Griffheizung anmachen, doch sie lief nicht.
Zuhause inspizierte ich das Motorrad genauer und stellte einige Sachen fest:
- Ladekabel für das iPhone falsch eingezogen
- Schwarze Verkleidung des Scheibenantriebs an zwei Orten nicht mit den Einhak-Nasen korrekt eigehängt
- Griffheizung wurde ein Kabel nicht angeklemmt
- Leerlauf-Drehzahl bei 1600 U/min anstelle 1000 U/min +/-100
- Ausgleichsbehälter des Kühlwasser pupstrocken
- Innere linke Verkleidung zwischen Gabel und Seitenfach fehlen 2 Befestigungspins
- Je zwei Verkleidungsschrauben hinten wurden durch schwarze, schnell oxidierende ersetzt anstelle galvanisch verzinkte oder verchromte
- Kabel an Batterie nicht korrekt positioniert verschraubt. Zudem ein Kabel-wirrwarr und die Batterie-Abdeckung war deshalb nicht korrekt montierbar
- Spezielle GoPro-Halterung auf dem linke Spiegelgehäuse gebrochen, weil das Windschild unachtsam auf die unterste Position gefahren wurde, diese Halterung ist ein Unikat und wurde von einer Firma im 3D-Druckverfahren hergestellt
Nach dieser Inspektion begann ich heute die Fehler zu beheben.
Damit die Griffheizung angeschloßen werden konnte, musste der Tank aufgekippt werden (Tankinhalt ca. 18 Liter). Kaum war der Tank leicht angekippt (ca. 50mm), tröpfelte es plötzlich. Benzin läuft aus!
Ich rief um Hilfe, da ich befürchtete, dass der Benzinschlauch beim zurück kippen sich gänzlich lösen könnte und der volle Tank sich über das Moped und auf dem Tiefgaragen Boden entleert. Hilfe kam und und wir konnten die untere Schraube beim Scharnier entfernen. Beim zurück kippen platzte der Schlauch ab. Wir hoben schleunigst den Tank hoch und ich konnte nur noch meinen Zeigefinger als Stöpsel rein drücken. Dieser Anschluss hat etwa eine Grösse von Ø25mm. Eilig wurde ein 20 Liter Benzinkanister geholt, aber Zwischenzeitlich waren bereits 5 Liter Treibstoff ausgelaufen. Der restliche Tankinhalt wurde in den Kanister umgefüllt.
Wir stellten fest, dass die Schlauchschelle des Benzinschlauchs nicht korrekt positioniert wurde.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn man über ein Schlagloch fährt oder im Stau steht und sich der Benzinschlauch löst und der Treibstoff sich über den heissen Motor oder Auspuff ergiesst!
Nach der Schadenbegrenzung musste die Benzinlache gebunden und gereinigt werden.
Anschließend wurden alle aufgelisteten Probleme fachmännisch behoben.
Ich bin von so einer grossen Fachwerkstatt maßlos enttäuscht, so etwas geht auf keine Kuhhaut.
Ich wollte anfangs eine gebrauchte Lichtmaschine anliefern, doch die Werkstatt weigerte sich im Vorfeld am Telefon, diese verbauen zu wollen. Auch eine anderweitig beschaffte originale und nagelneue Lichtmaschine wollten sie nicht annehmen. Entweder alles von ihnen oder ich hätte meine Maschine teilzerlegt gegen Gebühr sofort abzuholen. Aus diesem Grund habe ich das Moped da gelassen und vertraut, dass eine so grosse Firma, für dieses Geld, gute „deutsche Wertarbeit“ abliefert.
Ich fühle mich verschauckelt, da ich ein Ausländer aus der reichen Schweiz bin und sowieso als Kunde nicht mehr wieder komme.
Ich habe die defekte Lichtmaschine und den Laderegler mitgenommen. Diese lasse ich nun definitiv prüfen, ob beide Komponenten defekt sind.
Falls dies nicht der Fall sein sollte, werde ich die ganze Angelegenheit sofort einem Rechtsanwalt übergeben.
Ich werde auch eine Mängelrüge an den Händler schreiben und Schadenersatz fordern.