Kontrollpflicht des Kunden beim Räderwechsel (Auto)

  • Das LG Müchen II hat einem Autofahrer 30% Mitverschulden aufgedrückt, weil der trotz Hinweis nach 50 km nicht kontrolliert hat. Nicht rechtskräftig. Das könnte den ein oder anderen auch betreffen ist ist mMn zwanglos auf das Motorrad übertragbar. Interessant wird es, wenn der Kontrollhinweis nicht erfolgt, muss der Fahrer das quasi sozusagen als offenkundig - weiss doch jeder - wissen bzw wird es ihm zugerechnet?


    Zitat aus beck online

    Ein Au­to­fah­rer muss sich nach Auf­fas­sung des Land­ge­richts Mün­chen II etwa 50 km nach einem Rei­fen­wech­sel noch ein­mal ver­ge­wis­sern, dass die Schrau­ben auch rich­tig an­ge­zo­gen sind. Das hat das Ge­richt in einem am 26.10.2020 ver­öf­fent­lich­ten Ur­teil ent­schie­den. Der Fah­rer eines ge­tun­ten, 830 PS star­ken Wa­gens hatte eine Werk­statt ver­klagt, weil ein Hin­ter­rad sich kurz nach einem dort durch­ge­führ­ten Rei­fen­wech­sel ge­löst und er dar­auf­hin einen Un­fall ge­baut hatte.

    Schadenersatzklage nur teilweise erfolgreich

    Der PS-Freund hatte knapp 24.000 Euro plus Zinsen von der Werkstatt gefordert, obwohl seine Vollkasko-Versicherung den Schaden übernahm. In der Summe enthalten waren neben einer mit der Versicherung vereinbarten Selbstbeteiligung von 4.715 Euro auch noch Transportkosten für das Auto, eine Wertminderung und Nutzungsausfall in Höhe von 9.044 Euro für 76 Tage. Das Gericht verurteilte die Werkstatt allerdings nur zu einer Zahlung von rund 5.900 Euro.

    Mitverschulden bejaht

    Dem Kläger stehe nur ein Teil der Ansprüche zu, entschied das Gericht, denn ihm sei "ein Mitverschulden in Höhe von 30 Prozent anzulasten“. Er habe einen Hinweis darauf, dass die Radschrauben nach einer Fahrt von 50 Kilometern nachzuziehen seien, zwar erhalten, jedoch nicht befolgt. Bei entsprechender Durchführung hätte der Unfall nach Wertung des Gerichts vermieden werden können. Die Hauptschuld sah das Gericht aber dennoch bei der Werkstatt, weil die Schrauben ursprünglich nicht richtig festgezogen worden seien. Das Urteil ist nach Angaben einer Sprecherin noch nicht rechtskräftig, weil Berufung eingelegt wurde.

    zu LG München II, Urteil vom 09.04.2020 - 10 O 3894/17

    Redaktion beck-aktuell, 27. Okt 2020 (dpa).

  • Urteil geht für mich i.O.


    Ist dem Kläger wohl nicht gelungen einen konkreten Fehler der Werkstatt nachzuweisen. z.B. Radnabe nicht gesäubert

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • Bei 100km ist es wohl nur Zufall, dass das Rad nicht schon vor 50km abgefallen ist. Das sind ja je nach Strecke keine 2 Betriebsstunden. Das ist dann hier wohl der Unterschied zwischen fest mit dem Daumen aufgedreht und nur locker aufgedreht. Ob sich da nicht der Weg in eine weitere Instanz mit einem anderen Gutachter lohnt?


    Viele Grüße

    Sascha

  • Ist leicht offtopic, aber informativ:

    Ich hatte mal kurz vor Ostern die Räder gewechselt. Von Winterreifen mit Stahlfelgen auf Sommerreifen mit Alufelgen. Jedes getauschte Rad wurde gleich mit dem Drehmomentschlüssel über Kreuz angezogen. Nach dem alle Räder gewechselt waren, kontrollierte ich nochmals alle Schrauben mit Drehmoment.

    Dann kam mein damals noch kleiner Sohn und wollte wissen, was ich da machte. Also überprüften wir gemeinsam nochmals die Schrauben.

    Ich hatte also alle Schrauben drei mal festgezogen/kontrolliert!

    Eine Woche und etwa 200km später fuhren wir über die BAB nach DE. Plötzlich fing die Dose an zu rütteln bei Tempo 180, dann sinkend bis Tempo 100. Also runter von der Bahn zu einer Werkstatt. Da es Karfreitag war, war natürlich alles zu.


    Meine Frau verdächtigte mich, die Radschrauben nicht korrekt festgezogen zu haben.

    Bullshit - unmöglich! Hatte ich doch drei mal kontrolliert und beim dritten mal mit dem Sohnemann das Drehmoment beim Schlüssel nochmals eingestellt.

    Ich hatte meinen Verdacht auf ein Radlager gelegt...

    Der ADAC kam und stellte lose Radschrauben fest.

    Was, wie, unmöglich!


    Das wusste ich nicht:

    Stahlfelgen hinterlassen leichten Rost auf der Auflagenfläche. Wer beim wechseln diese Flächen nicht reinigt, riskiert ein sich lösendes Rad. Obwohl die Radschrauben korrekt festgezogen war. Der Rost auf der Auflagefläche löst sich mit den gefahrenen km und wandert mit der Fliehkraft ab. Somit verlieren die Radschrauben ihr benötigtes Drehmoment und können sich dadurch lösen und aufdrehen.

    Lieber Kurven ohne Ende, als eine Ende ohne Kurven😇

  • Urteil geht für mich i.O.


    Ist dem Kläger wohl nicht gelungen einen konkreten Fehler der Werkstatt nachzuweisen. z.B. Radnabe nicht gesäubert

    Manfred, ich weiß nicht, ob ich Dich mißverstanden habe: 70% frisst die Werkstatt, 30% wg Mitverschulden der Kunde


    @all:

    hier


    https://www.gesetze-bayern.de/…AutoDetectCookieSupport=1


    die Entscheidung im Volltext.

    Viel Spaß damit, daraus ergeben sich auch zumindest teilweise die geltend gemachten Schadensositionen, der Tabestand ist allerdinge einigermassen unterirdisch dargestellt.

  • Manfred, ich weiß nicht, ob ich Dich mißverstanden habe: 70% frisst die Werkstatt, 30% wg Mitverschulden der Kunde

    Du keine Ahnung :-)


    Das mit der Schadensverteilung ist klar.


    Da der Gutachter ja "nur vermutet" dass die Werkstatt die Schrauben nicht korrekt angezogen hat und der Halter trotz mehrfachen Hinweis darauf verzichtet hat nach 50km zu kontrollieren ist das Urteil für mich so ok.


    Es würde anders aussehen wenn es dem Halter gelungen wäre nachzuweisen, dass z.B. die Radnaben zu reinigen (siehe vigi_m). Dann hätte nämlich auch eine Kontrolle nach 50km möglicherweise nicht ausgereicht, da es auch mal länger dauern kann bis der Rost/Schmutz sich durch den Anpressdruck zu Staub verflüchtigt und die Schrauben sich mangels Vorspannung lösen können. Durch das Rechtsgewinde sind tatsächlich die Schrauben der linken Seite mehr gefährdet.


    Das ist auch der Grund dafür dass bei einem Neufahrzeug (saubere Radnaben, Auflageflächen) dieser Hinweis nicht auftaucht.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • Durch das Rechtsgewinde sind tatsächlich die Schrauben der linken Seite mehr gefährdet.

    Das war bei meinem damaligen NSU-FIAT Neckar Europa (Bauj. 1965) ganz anders. Da hatten die Radbolzen/Muttern? links Linksgewinde und rechts Rechtsgewinde!


    Apropos Kontrolle.

    Im März d. J. hole ich meinen Wagen nach Einbau einer LPG-Anlage, die Räder links mussten dafür demontiert werden, aus der Werkstatt. Montiert waren noch die Winterreifen auf Stahlfelge. Schriftlicher Hinweis auf der Rechnung, die Radbolzen/Muttern nach ca. 50 km zu kontrollieren! Nach ca. 70 km wollte ich die Winterräder gegen die Sommerräder (LM Felgen) wechseln.

    Es war mir nicht möglich, die Radmuttern M12 SW21 mit einem Radkreuz zu lösen (und ich bin bestimmt kein Hänfling, der "nix inne Schläuche" hat ;-))! Nicht einmal WD40, nach entsprechender Einwirkzeit, hat geholfen. (Und ja, es wurde nach der Demontage alles mit Bremsenreiniger wieder entfettet und gereinigt!)

    Erst als ich ein ca. 90 cm langes Stahlrohr aus meiner Werkstatt als Verlängerungshebel genommen habe, lösten sich die Radmuttern, jedoch zuerst sehr zäh!

    Jenny hat das Radkreuz in der Flucht gehalten, damit es nicht vereckt.

    Die müssen in der Werkstatt mit einem Schlagschrauber auf höchster Stufen die Radmuttern angeballert haben.0))((0 Wenn da schon die LM Felgen drauf gewesen wären, wären die mit Sicherheit zerstört worden.

    Ich gebrauche keinen Mittelfinger, ich kann das mit den Augen! ;)

  • Fürchterlich ist des Schlossers Kraft, wenn er mit der Verlängerung schafft..... oder du warst einfach nur zu schwach.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

  • ...............

    Die müssen in der Werkstatt mit einem Schlagschrauber auf höchster Stufen die Radmuttern angeballert haben.0))((0 ............

    Sowas hab ich früher oft beobachtet und anschließende ging man mit dem Drehmo nochmal rundum ob denn Ordnungsgemäß alles fest war:( Seitdem wechsele ich meine Räder selbst