1100er EZ99 ohne ABS?

  • Siggi, im Wesentlichen bin ich bei Dir.


    Meinen Fuhrpark zieren mehr Fahrzeuge mit ABS als ohne. Und, ich würde mir heutzutage wohl kaum mehr ein Fahrzeug ohne ABS anschaffen, wenn es das Modell auch mit ABS gibt.


    Dennoch ist und bleibt es eine unbestreitbare Tatsache, dass ein versierter Fahrer bei einer Vollbremsung ohne ABS einen kürzeren Bremsweg erreichen kann als mit ABS. (Warum haben Rennfahrzeuge kein ABS?) Das gilt für eine bewusst eingeleitete absichtliche Vollbremsung. Wie es in einer plötzlich eintretenden völlig unerwarteten Gefahrensituation aussehen würde, die eine Gefahrenbremsung erforderlich macht, ist ein ganz anderes Thema.


    Ich habe das Gefahrenbremsen ohne und mit ABS mit verschiedenen Fahrzeugen bei einer Vielzahl von Sicherheitstrainings exzessiv trainiert. Und dennoch ist es mir lieber, wenn ich im Fall des Falles ein Fahrzeug mit ABS unter ´m Hintern habe. Weil mir das ABS ggfs. während der Vollbremsung das Ausweichen ermöglicht, wenn es die örtlichen Verhältnisse erlauben, ohne dass ich meinen inneren Schweinehund überwinden muss. Das, obwohl ich das Bremsen und Ausweichen mit Fahrzeugen ohne ABS auch reichlich trainiert habe.



    Unstrittig ist aber auch, dass es besondere Einzelsituationen gibt, in denen das ABS nachteilig ist. Der user Kondor Bavaro hatte eine solche Situation nachvollziehbar geschildert, die beinahe zum Unfall geführt hätte.


    :guck: http://www.honda-paneuropean.d….php?p=368996&postcount=1


    Am 31. Oktober letzten Jahres habe ich selbst eine Situation erlebt, nach der ich mir gedacht habe: Gut, dass ich nicht in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Ich möchte nicht wissen, wie das geendet hätte. Ich war in den Abendstunden in der Dämmerung im Schwarzwald von Reinerzau über den Kamm nach Alpirsbach unterwegs. Zuvor beim links Abbiegen von der Hauptstraße auf die Nebenstraße musste ich einem entgegenkommenden schwarzen Pkw den Vorrang lassen, der rechts in die Nebenstraße abbog. Das missfiel mir sehr, weil ich vor hatte, zz (Abkürzung für ziemlich zügig) über den Kamm nach Alpirsbach zu fahren. Der Pkw war schon flott unterwegs, aber mir dennoch etwas zu langsam. Ich setzte mich bei der Auffahrt auf den Kamm knapp hinter ihn und hatte vor, ihn an einer geeigneten Stelle zu überholen. Weil ich die Strecke schon längere Zeit nicht mehr befahren hatte, war mir nicht mehr gewahr, dass die Fahrbahn nur eine Fahrspur breit ist und das Vorhaben in die Tat umzusetzen nicht möglich ist. Aber, bevor mir das einfiel, ereignete sich folgendes:
    In einer Linkskurve bergauf rutschte mir schlagartig die Pän über beide Räder weg. Der Pkw vor mir verdeckte die Sicht nach vorn auf die schmale Fahrbahn. Wegen meines (zu geringen) Abstands zum vorausfahrenden Fahrzeug hatte ich keine Chance zu erkennen, dass in der Kurve die komplette Fahrbahn mit einer Schlammlawine überzogen war, die bergwärts herrührte und sich seitlich neben der Fahrbahn talwärts fortsetzte. Talwärts ist untertrieben: Es handelte sich um einen Abhang. Der Pkw vor mir rollte mit der Aufstandsfläche von vier Reifen einfach über die Schlammschicht weg. Dadurch vergrößerte sich mein Abstand zu diesem Fahrzeug, weil mein durchdrehendes Hinterrad keinen Vortrieb mehr erzeugte und ich nur mit dem Schwung von vorher durch die Kurve Richtung Berghang driftete. Währenddessen setzte (zu spät, um etwas zu bewirken, weil alles sehr schnell ging) das TCS ein. Nach meinem Drift durch die Schlammschicht hatten die Reifen dahinter wieder Grip und es gelang mir ohne Sturz durch die Kurve zu kommen – ich weiß selbst nicht wie. Durch den Drift war meine Pan sehr langsam geworden und ich dachte noch: Gut, dass die Schlammschicht nicht zu breit war. Mit regelndem TCS wäre ich bergauf wahrscheinlich nicht aus der Schlammzone heraus gekommen – und rückwärts bergab ohne merkliche Bremswirkung (wegen ABS) ...
    Nicht auszudenken, wenn ich in umgekehrter Richtung bergab in einer Linkskurve in eine solche Situation geraten wäre: Wegen des regelnden ABS wäre es kaum zu einer Verzögerung gekommen und nach dem Drift in Richtung Kurvenaußenseite wäre nach dem Fahrbahnrand der Abhang gekommen ...

    Kolbenklemmer und Plattfuß :!: GOO
    Gruß
    Thomas


    Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine völlig unmaßgebliche höchst persönliche subjektive Äußerung meinerseits im Rahmen des mir verfassungsgemäß garantierten Rechts auf Meinungsfreiheit. Jegliche Verantwortlichkeit bzw. Haftung dafür lehne ich ab.

  • War da nicht mal was mit nem Bahnübergang?

    Gruß Axel#561



    Das Rezept für Gelassenheit ist ganz einfach: Man darf sich nicht über Dinge aufregen, die nicht zu ändern sind.NO:

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  • ... Dennoch ist und bleibt es eine unbestreitbare Tatsache, dass ein versierter Fahrer bei einer Vollbremsung ohne ABS einen kürzeren Bremsweg erreichen kann als mit ABS. (Warum haben Rennfahrzeuge kein ABS?) Das gilt für eine bewusst eingeleitete absichtliche Vollbremsung. Wie es in einer plötzlich eintretenden völlig unerwarteten Gefahrensituation aussehen würde, die eine Gefahrenbremsung erforderlich macht, ist ein ganz anderes Thema.


    Ich behaupte, dass selbst berufliche Vollprofi-Biker das nicht immer so hinkriegen, wie Du es schon versierten Fahrern zutraust.


    Definition versiert:
    "auf einem bestimmten Gebiet durch längere Erfahrung gut Bescheid wissend und daher gewandt, geschickt"


    Meine Äußerung beruht auf einer Vielzahl von Erlebnissen.


    Ich habe es mannigfach erlebt. Bei wirklich sehr unterschiedlich talentierten Teilnehmern bei Sicherheitstrainings. Alle, ich wiederhole: Alle haben immense Fortschritte gemacht, betrachtete man den Bremsweg bei der ersten „Vollbremsung“ zum erzielten Erfolg am Ende des Lehrgangs. Die Ausgangsaufgabe lautete: Vollbremsung aus einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Viele Teilnehmer trauen sich das gar nicht beim ersten Mal und beginnen mit niedrigerer Geschwindigkeit. Bei jedem Teilnehmer wurde der Anhaltepunkt jedes Mal mit einer Pylone markiert. Der Erfolg, festzustellen, wie die Pylone bei besseren Bremsungen näher an den fixierten Bremspunkt rückte, hat so gut wie alle Teilnehmer dermaßen motivierrt, dass sie einen regelrechten Ehrgeiz entwickelt haben, sich noch mehr zu steigern. Und, wenn eine Steigerung bei der ursprünglichen Ausgangsgeschwindigkeit vom jeweiligen Teilnehmer nicht mehr für möglich erachtet wurde, lautete die Folgeaufgabe, die Ausgangsgeschwindigkeit in Stufen um jeweils 5 km/h zu erhöhen und das ganze wurde aus höherer Ausgangsgeschwindigkeit trainiert.


    Zweck der Übungen ist, das Verhaltensmuster ins Gehirn einzuprägen, so dass die Abfäufe vollkommen automatisch erfolgen. Erst ein solcher erlernter Automatismus befähigt einen, in der jeweiligen Gefahrensituation schnellstmöglich - am besten blitzartig -
    1. das einzig richtige zu tun und
    2. möglichst optimal/perfekt.


    Das kann jeder erlernen. Der Eine braucht länger, der andere eben nicht. Aber alle Teilnehmer haben so ziemlich das Optimum erreicht, wozu sie befähigt waren. Mehr geht bei einer Vollbremsung in einer plötzlichen Gefahrensituation auch nicht.


    Ich selbst musste mir das nach einem mehrstündigen Training regelrecht wieder abtrainieren, weil ich nicht mehr „normal“ Bremsen konnte, so war mir das Erlernte in Fleisch und Blut übergegangen. Bemerkt habe ich es nach einer Fahrt von ca. acht km, nachdem ich das Trainigsgelände verlassen hatte, an einen Kreisverkehr kam und für die Einfahrt die Geschwindigkeit reduzieren, also zum ersten Mal nach der Ausfahrt aus dem Trainingsgelände bremsen musste. Ich bin auf den Kreisverkehr zu gefahren und habe erst im letzten Moment vor der Einfahrt so heftig gebremst, wie zuletzt auf dem abgesperrten Terrain. Das Hinterrad hat schlagartig blockiert, der Reifen gequietscht und die Vorderradgabel ist heftigst eingetaucht. Das war 1983, Maschine ohne ABS. Sekundenbruchteile nach meiner eingeleiteten Bremsung hörte ich hinter mir Reifenquietschen und weitere Sekundenbruchteile später ein weiteres Reifenquietschen von einem weiteren Fahrzeug. Im Rückspiegel erkannte ich zwei PKws hinter mir, die mit lautstark hörbar quietschenden Reifen auf mein Heck zugeschossen kamen. Geistesgegenwärtig habe ich die Bremsen an meinem Krad gelöst, das Teil heftig abgewinkelt und bin in einem Kreisbogen in den Kreisverkehr ein und an der nächsten Ausfahrt wieder ausgefahren. Dort wollte ich ja auch hin. Unmittelbar, nachdem ich meinen Bremsvorgang abgebrochen hatte, ist das zweifache Bremsenquietschen hinter mir verstummt. Mir ging ein Licht auf, dass ich mit meinem heftigen Bremsvorgang die Fahrer der beiden Pkws hinter mir in große Schwierigkeiten gebracht hatte. Bei der Weiterfahrt nach Hause habe ich sofort begonnen, mir das stetige Vollbremsen wieder abzutrainieren und habe das an den darauffogenden Tagen mit Bedacht fortgesetzt. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder, ohne bewusst daran zu denken, normal gebremst habe.


    Jüngste Anekdote:
    Am 15. August setzte sich in der Mittagspause der persönliche Referent meines zweitobersten Chefs im Casino zu mir an den Tisch. Wir kennen uns schon jahrelang, hatten aber nur hin und wieder persönlichen Kontakt. Ich erfuhr erst vor nicht allzu langer Zeit von seiner Frau, dass er auch Motorrad fährt. Sie arbeitet bei mir in der Abteilung. Sie berichtete, dass sie ab und an bei ihrem Mann als Sozia mitfährt. Aufgrund Ihrer Schilderungen nehme ich an, dass er nicht der fähigste Kradfahrer unter dem Himmel ist. Ich gebe zu, das ist eine Mutmaßung, denn ich selbst habe ihn noch nie fahren sehn. Anfang August erzählte sie mir, dass sie ihrem Mann zum Geburtstag einen Gutschein für ein Motorradsicherheitstraining geschenkt hatte (wenn ich es richtig verstanden habe, hatte er noch nie eines absolviert). Ich erfuhr von ihr, dass er den Gutschein im Frühjahr eingelöst hatte.


    Mit den Worten :“Nichts dienstliches!“ setze er sich also, wie gesagt, zu mir an den Tisch. Dann tauschten wir uns über unsere Motorräder aus. Er hatte sich vor kurzem eine leichtere moderne Zweitmaschine neu angeschafft – mit ABS. Das Sicherheitstrainig hat er aber mit seiner langjährigen Erstmaschine absolviert, einer großvolumigen Triumph mit Dreizylindermotor, ich weiß nicht mehr den Typ und, ob Baujahr 1998 oder ob er sie sich 1998 gebraucht angeschafft hat. Jedenfalls ohne ABS. Mit diesem Krad hat er also im Frühjahr das Sicherheitstraining absolviert. Er: „Ich war der einzige Teilnehmer mit so einem alten Motorrad und ohne ABS. Sie werden es nicht glauben: Ich habe nach einigem Üben die kürzesten Bremswege aller Teilnehmer hingelegt. Bis 65 km/h habe ich mich getraut.“


    Ich habe es geglaubt. Und, ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass es so war. (Siehe oben)


    Als nächstes hat er jetzt vor, mit seiner neuen Maschine (mit ABS) ein Sicherheitstrainig zu absolvieren. Eine sehr kluge Entscheidung :!:

    Kolbenklemmer und Plattfuß :!: GOO
    Gruß
    Thomas


    Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine völlig unmaßgebliche höchst persönliche subjektive Äußerung meinerseits im Rahmen des mir verfassungsgemäß garantierten Rechts auf Meinungsfreiheit. Jegliche Verantwortlichkeit bzw. Haftung dafür lehne ich ab.

    2 Mal editiert, zuletzt von Thomas#1116 ()

  • Jo eben, das meinte ich. Stand sie schon n paar Jahre in nem Schaufenster oder ist das wirklich ne abgespeckte Version. Kann ich das anhand der Seriennummer rausfinden?

  • ... oder mach es hier gleich selbst. Vor dem "M" ist die Jahreszahl.

    Gruß, Hannes

    Der Weg sei das Ziel;
    Das Ziel ist im Weg;
    Weg mit dem Ziel!

    Einmal editiert, zuletzt von Pipus ()

  • Hast du es unter der 1100er auch versucht?
    Hier

    Gruss aus Fällanden (near Zurich) oder aus dem Appenzellerland... je nach dem
    atomar


    :lol: Kurven sind zum Befahren da :lol:
    Fahr nicht schneller, als dein Schutzengel fliegen kann GOO


    Kreidler Florett (50ccm/80kmh) / Honda CM125 C / Honda CM250 C / Honda CB750 F2 / Honda CB900 F2 bol d'or / ST1300-2 (Jg 2003) silber RIP =bet=

  • Meine ST 1100, BJ/Zulassungsjahr 1999, ist ebenfalls ohne ABS

    Gruß aus dem westlichen Münsterland
    Berthold